Rheinberg Nachbarschaftstreffen im Alten Zollhaus

Rheinberg · Die Verantwortlichen der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Orsoy setzen weiter auf Dialog mit der Bevölkerung. Sie wollen Klagen über nächtliche Ruhestörungen nachgehen. Flüchtlinge als Müllsammler "schwierig".

"Es hat sich eine leichte Gewöhnung eingestellt, das ist durchaus in unserem Sinne", sagte Diana Vierschilling, stellvertretende Betreuungsleiterin der Zentralen Unterbringungs-Einrichtung (ZUE) in Orsoy. Die ZUE-Verantwortlichen hatten nach längerer Pause zum vierten Mal Orsoyer Bürger zu einem Informationsaustausch ins katholische Pfarrheim Altes Zollhaus eingeladen. "Wir sind weiter um Akzeptanz in der Bevölkerung bemüht, dafür ist der Dialog ganz wichtig", erklärte ZUE-Leiter Andreas Stomps von der Bezirksregierung Düsseldorf.

Unter den rund 20 Gästen war auch Hauptkommissar Rolf Proest. Der Bezirksdienstbeamte berichtete davon, dass sich die Lage der großen Einrichtung in dem Städtchen aus polizeilicher Sicht weitgehend normalisiert habe: "Ich denke, dass viele gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Toleranz spielt dabei eine große Rolle."

Einrichtungsleiter Andreas Stomps gab zu Beginn des Treffens einen aktuellen Überblick: "Derzeit leben bei uns 385 Menschen im Alter zwischen Null und 78 Jahre, darunter 126 Minderjährige: Da ist richtig Leben im Haus."

Nicht nur dort, wie aus den Klagen einiger Orsoyer über nächtliche Ruhestörungen durch offenbar alkoholisierte Bewohner hervorgeht. "Wir machen schon deutlich, dass ein solches Verhalten negative Auswirkungen auf das Aufnahmeverfahren haben kann. Ansonsten sind unsere Möglichkeiten aber beschränkt", erläuterte Stomps. Deshalb bittet Betreuungsleiter David Perez die Bevölkerung um Hilfe: "Teilen sie uns bitte mit, wenn Bewohner sich alkoholisiert danebenbenehmen, wir versuchen dann gegenzusteuern."

Den Vorschlag eines Anwohners, in der Unterkunft zu eingeschränkten Zeiten Alkohol auszugeben, hält Stomps für kaum realisierbar: "In unserem Haus herrscht ein strenges Alkohol- und Rauchverbot." Das wäre ohnehin der falsche Weg, sagte Werner Koschinski. Der Pastoralreferent setzt darauf, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das könne durchaus spielerisch gelingen. "Wir bieten an jedem zweiten Freitag im alten Zollhaus einen internationalen Spieleabend an. Das ist ein gutes Angebot, um in Kontakt zu kommen", so Koschinski.

Ein weiteres Problem sehen viele Orsoyer im hohen Müllaufkommen speziell in den Bereichen Westwall, Rheinberger Straße und Rheindamm. Pfarrer Uwe Klein warnte in dem Zusammenhang vor voreiligen Schlussfolgerungen: "Der Rheindamm ist ein Schandfleck, das stimmt. Aber das war schon lange vor der ZUE so. Das liegt daran, dass hier zu wenig Mülleimer stehen. Kaum kommen 500 Flüchtlinge hinzu, wird alles auf sie geschoben."

Die Frage kam dennoch auf, ob die Bewohner sich nützlich machen könnten, indem sie im Ort Müll einsammeln. So einfach sei das nicht, sagt Diana Vierschilling: "Wenn Flüchtlinge den Müll einsammeln, entsteht erst Recht der Eindruck, dass er von ihnen verursacht worden ist. Außerdem müssten wir den Müll der Touristen entsorgen und für die Kosten aufkommen."

Die ganz große Flüchtlingswelle ist längst vorbei. Deshalb stand die Frage nach der Zukunft der ZUE Orsoy im Raum. "Darüber kann ich keine Prognose abgeben. Bislang wurden allerdings hauptsächlich Notunterkünfte geschlossen", erläuterte Stomps.

(erko)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort