Rheinberg Nessi Tausendschön mit "Weihnachtsfrustschutz"

Rheinberg · Im Schwarzen Adler in Rheinberg-Vierbaum gastierte die Kabarettistin Annette Maria Marx alias Nessi Tausendschön mit ihrem Winterprogramm "Weihnachtsfrustschutz".

 Nessi Tausendschön gastierte mit ihrem Winterprogramm im Schwarzen Adler in Vierbaum.

Nessi Tausendschön gastierte mit ihrem Winterprogramm im Schwarzen Adler in Vierbaum.

Foto: Armin Fischer

"Ich will versuchen, sie in so etwas Ähnliches wie Weihnachtsstimmung zu versetzen", verriet die Hannoveranerin gleich zu Beginn. Das wollte ihr zunächst mit dem Loriot-Gedicht "Advent", in dem eine Försterin ihren Gatten meuchelt und in handliche Stücke zersägt, nicht so recht gelingen. Eher geeignet war da das kalubische Weihnachtslied, dessen Text niemand verstand, das aber von Nessi Tausendschön mit einer urkomischen Streicheinlage auf dem Sägeblatt begleitet wurde. Die Begleitung an den Tasten übernahm unterdessen Markus Schinkel. "Ich nenne ihn Scharkus Minkel, das hört sich viel moderner an", meint zumindest Nessi Tausendschön, die sich für den vorweihnachtlichen Auftritt in das kleine Rote gequetscht habe "um prächtiger rüber zu kommen".

Passend zum Anlass versorgte die gelernte Zierpflanzengärtnerin ihr Publikum mit wissenswerten Details, auf die so auch noch niemand gekommen ist. Wer hätte schon gedacht, dass Jesus seinen Namen König Kasper verdankt, der sich beim Eintritt in den Stall den Kopf gestoßen und "Jesus, das gibt es doch nicht" fluchte. Maria: "Was für ein schöner Name und ich wollte ihn Dieter nennen." Früher, sinnierte die Künstlerin, seien die Menschen auch noch mit wenigem zufrieden gewesen. "Sagen sie heute mal ihrem Kind: Du Jean-Jaques, ich habe dir Myrrhe unter den Weihnachtsbaum gelegt."

Im Anschluss stemmte sich Nessi mit dem abgrundtief zynischen Flüchtlingslied "Morgen Kinder wird nichts geben. Seid doch froh, ihr seid am leben" gegen die gerade zur Weihnachtszeit aufblühende Doppelmoral.

Nessi Tausendschöns Handwerkszeug ist in erster Linie ihre unglaublich facettenreiche Stimme. Ein Organ, mit dem sie mal cholerisch wütet und provoziert, mal spielerisch abstruse Laute erzeugt. Um das unter Beweis zu stellen, ließ sie sich vom Publikum Musikrichtungen zurufen, in denen sie den Titel "Jingle Bells" vortrug. Das reichte dann von einer mehr sehens- als hörenswerten Punkversion über den argentinischen Tango bis zur schreiend komischen Opern-Arie. Beim Reggae angekommen durfte das Publikum dann den Refrain mitsingen: "No Glöckchen no cry". Überhaupt band sie ihre Gäste immer wieder mit ein, auch wenn das nicht jedem recht war. "Diese Bühne hier wurde von Rheinberger Rentnern aus Streichhölzern zusammen geklebt und mit der Laubsäge ausgeschnitten. Und Sie stellen einfach ihr Bierglas darauf ab."

(erko)
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