Alpen Opfer des Nationalsozialismus vor dem Vergessen bewahrt

Alpen · Samstag, 9 Uhr – die Bruckstraße 13 in Alpen ist Treffpunkt für eine kleine Gruppe um den Künstler Gunter Demnig. Die erste Verlegung der Stolpersteine im Ort beginnt und wird schon nach kurzer Zeit daran erinnern, dass dort die Familien Meyer und Levy wohnten.

 Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte am Samstag in Alpen 14 Stolpersteine, um an 14 jüdische Alpener zu erinnern, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Bereits am Freitag hatte er zu einem Vortrag in das Alpener Rathaus eingeladen.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte am Samstag in Alpen 14 Stolpersteine, um an 14 jüdische Alpener zu erinnern, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Bereits am Freitag hatte er zu einem Vortrag in das Alpener Rathaus eingeladen.

Foto: ARMIN fISCHER

Samstag, 9 Uhr — die Bruckstraße 13 in Alpen ist Treffpunkt für eine kleine Gruppe um den Künstler Gunter Demnig. Die erste Verlegung der Stolpersteine im Ort beginnt und wird schon nach kurzer Zeit daran erinnern, dass dort die Familien Meyer und Levy wohnten.

Auf den vier Stolpersteinen sind ihre Namen zu lesen: Johann Meyer, Paula Vyth, Moritz Levy und Amalie Meyer. Sie kamen in Riga, im Ghetto um. Das letzte Ziel an diesem Morgen ist die Lindenallee 8, dort, wo die Familie Meyer wohnte. Die Namen Berta und Otto Meyer sind auf den glänzenden Stolpersteinen zu lesen.

Diese Steine werden ihre Namen und ihr Schicksal vor dem Vergessen bewahren. 14 Stolpersteine an fünf Orten auf der Bruckstraße, Burgstraße und der Lindenallee wurden verlegt. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Über ihn spricht dann keiner mehr", sagt Gunter Demnig.

Vortrag im Rathaus

Bereits am Abend zuvor hatte er im Alpener Ratsaal über seine Motivation und den bisherigen Verlauf seines Projektes gesprochen, knapp 50 Menschen kamen. Bislang liegen bundesweit 32 000 Stolpersteine. Jetzt ist Demnig nach Holland unterwegs, macht noch einen Abstecher ins Münsterland. "In zehn Tagen verlege ich 330 Steine", meint er.

Der Niederrhein ist den Kölner Künstler Gunter Demnig schon zum wiederholten Male das Ziel. Xanten, Rheinberg und Orsoy haben bereits Stolpersteine. Alpen, so Demnig, habe ihm eine optimale Vorbereitung geliefert. Sozusagen eine generalstabsmäßige Planung, so dass in knapp einer Stunde die 14, mit Gravur vorbereiteten Steine im Bürgersteig verankert werden konnten.

Rückblick: Nach dem Beschluss durch die Gemeinde Alpen im letzten Oktober und der Gedenkfeierlichkeiten zum 9. November nahm das Projekt Stolpersteine in Alpen konkrete Formen an. "Erste Gedanken haben wir uns bereits im November 2009 gemacht", sagt Bürgermeister Thomas Ahls.

Patenschaften

Zu den weiteren Vorbereitungen gehörte unter anderem auch, bei den Hausbesitzern das Einverständnis für die Verlegung einzuholen wie auch die Befürwortung der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. Der Bauhof bereitete entsprechend der Anzahl der Steine den zwölf Zentimeter tiefen Aushub für das Betonbett vor, in das die Steine eingesetzt wurden.

"Das Erstaunlichste für mich waren die Patenschaften für die Steine, die sehr schnell vergeben waren", fügt Christian Chwallek hinzu. Privatleute, Vereine und Institutionen beteiligten sich. "Es musste jetzt eigentlich nur noch passieren", meint Gunter Demnig rückblickend.

Eine unschätzbar wertvolle Arbeit im Vorfeld lieferte das Buch des Alpeners Peter Schmitter, der vor 26 Jahre seine Recherchen über die Geschichte der Alpener Juden veröffentlichte und auch jetzt die minuziöse Umsetzung in einem Masterplan lieferte. "Mit der Verlegung der Stolpersteine ist mein Projekt zu einem sichtbaren Ende gekommen", sagt Schmitter.

(sabi)
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