Rheinberg Orgel-Erlebnis im Klappstuhl

Rheinberg · Der Budberger Musiker und Tontechniker Arnim Bartetzky hat am Ossenberger Schloss für ein besonderes Konzert gesorgt. Die "Königin der Instrumente" stand unter freiem Himmel, klang aber wie in einer großen Kirche.

 Fritz Storfinger, Arnim Bartetzky, Christoph Bartusek und Peter Bartetzky (v.l.) an der Orgel auf der Bühne.

Fritz Storfinger, Arnim Bartetzky, Christoph Bartusek und Peter Bartetzky (v.l.) an der Orgel auf der Bühne.

Foto: Uwe Plien

Was für eine Kulisse, was für eine originelle Idee: Knapp 200 Zuhörer erlebten am Sonntagabend das erste Open-Air-Orgel-Konzert am Ossenberger Schloss. Nach der eineinhalbstündigen Vorführung waren Freude und Begeisterung groß. Es wurde (erfolgreich) eine Zugabe gefordert und die eindringliche Bitte geäußert, nächstes Jahr wiederzukommen.

Richtig gelesen: Es gab standesgemäße Orgelmusik unter freiem Himmel. "Vielleicht haben Sie ja manchmal auch verrückte Ideen", sagte Organisator Arnim Bartetzky in seiner Begrüßung. "Dann ist es besonders schön, wenn es Menschen gibt, die das verstehen." Er habe schon lange davon geträumt, eine Kirchenorgel "in freier Wildbahn" hörbar zu machen, versicherte der Budberger Musiker und Toningenieur. Jetzt hat er diese Idee realisiert.

 Fast 200 Menschen strömten auf die Wiese, die meisten brachten sich Sitzgelegenheiten mit. Im Hintergrund sieht man die Bühne und die Remise von Schloss Ossenberg.

Fast 200 Menschen strömten auf die Wiese, die meisten brachten sich Sitzgelegenheiten mit. Im Hintergrund sieht man die Bühne und die Remise von Schloss Ossenberg.

Foto: (2): Uwe Plien

Irgendwie war das ganze Szenario am Sonntag unwirklich. Menschen lagen auf Decken oder einfach auf der Wiese oder hatten sich auf mitgebrachten Campingstühlen niedergelassen. Ein Stück weiter grasten Rinder auf der Weide, die Sonne schien, die Stimmung war spätsommerlich - und auf der Bühne erschallte Orgelmusik. Laut, eindringlich, mit Hall und allem, was man mit der Königin der Instrumente verbindet. So als säße man in der St.-Peter-Kirche oder im Xantener Viktor-Dom.

Auf der überdachten Bühne hatte Arnim Bartetzky seine elektronische Kirchenorgel aufgebaut, die beinahe ein wenig verloren aussah. Zum Glück hatte er das riesengroße Bild eines Kirchenorgelprospekts dahinter gehängt. So wirkte es fast wie in einer Kirche.

Links, rechts und vor der Bühne und oben drüber - von einem Kranwagen gehalten - standen und hingen Lautsprecherboxen. Bartetzky und sein Techniker Stephan Meier am Tablet-Mischpult hatten es hinbekommen, ein verblüffendes Klangbild auf die Wiese zu zaubern.

Die ausführenden Organisten waren Vollprofis: Bartetzkys Bruder Peter Bartetzky aus Duisburg, Fritz Storfinger aus Oberhausen und als Lokalmatador Christoph Bartusek von St. Peter Rheinberg. Der entlockte der dreimanualigen und 49 Register starken Orgel eine Gigue aus der St. Paul's Cathedrale und Mozarts "Kleine Nachtmusik". "Haben Sie das schon mal auf einer Orgel gehört?", fragte Bartusek. Prompt ging ein Windstoß übers Feld und blies zwischendurch die Notenblätter weg. Bartsuek nahm's gelassen. Storfinger und Bartetzky spielten zu Beginn vierhändig und vierfüßig - auch das nicht selbstverständlich. Händels "Ankunft der Königin von Saba" war dabei und der ergreifende D-Dur-Kanon von Johann Pachelbel. Später gab es noch die inoffizielle britsche Hymne "Pomp & Circumstances", eine jazzige Version von Bachs "Toccata" und sogar das Bergmannslied "Glück auf, der Steiger kommt".

Aber ganz ehrlich: Was da gespielt wurde, war gar nicht entscheidend. Was zählte, war diese sehr besondere Atmosphäre. Diesen Eindruck dürfte auch das Herzogen-Ehepaar von Urach geteilt haben, das von seinem Schloss Ossenberg auf die benachbarte Wiese gekommen war, um zuzuhören. Ihm und Landwirt Werner Joosten, dem Pächter der Wiese, dankte Arnim Bartetzky dafür, dass seine wunderbare Orgel-Open-Air-Premiere in Ossenberg stattfinden konnte.

(up)
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