Rheinberg Orsoy: Zehn neue Senken für die Uferschnepfe

Rheinberg · Breite, flache, saisonal mit Wasser gefüllte Senken sind angelegt worden. Sie sind wichtig für Wiesen-Watvögel.

 Uferschnepfe im Orsoyer Rheinbogen. Die erste Bauphase dort ist inzwischen abgeschlossen.

Uferschnepfe im Orsoyer Rheinbogen. Die erste Bauphase dort ist inzwischen abgeschlossen.

Foto: W. Podlatis

Einen Monat lang haben die Bagger im Orsoyer Rheinbogen gebrummt. Nun haben sie das Feld geräumt, die Fahrspuren werden wieder grün, doch eines bleibt: Zehn breite, flache, saisonal mit Wasser gefüllte Senken - genannt Blänken- liegen in der Wiese. Hinzu kommen drei dauerhafte Kleingewässer.

Der Orsoyer Rheinbogen ist einer der wenigen Orte im Kreis Wesel, wo erfolgversprechend etwas gegen einen Missstand kontinentalen Ausmaßes getan werden kann: gegen den scheinbar unaufhaltsamen Rückgang der Wiesen-Watvögel. Bei Eversael brütet nicht nur der zunehmend bedrohte Kiebitz, sondern sogar noch der Rotschenkel und die Uferschnepfe: Vögel, die am Niederrhein vom Verschwinden bedroht und meistens nur von Bildern bekannt sind.

Gleich mehrere Umstände machen ihnen das Leben immer schwerer: Als Zugvögel hat der Naturschutz hierzulande ihr Schicksal nur teilweise in der Hand. Auch Jagd in Südeuropa und Afrika wirkt sich auf die Bestände aus. Ein zweiter Grund zeigt sich vielen nur als fehlende Störung im Auge oder auf der Windschutzscheibe: der Schwund der Insekten und anderer Kleintiere. Die Nahrungspyramide wird von unten ausgehöhlt und es ist eine Frage der Zeit, ehe die Spitze in Schieflage gerät. Sichtbar ist dagegen die immer stärkere Nutzung der Landschaft, die mit unserem Wachstum nicht mitwachsen kann. Diesem Druck wurden neben vielem anderen auch die großen, feuchten Wiesen geopfert, die Uferschnepfe, Kiebitz und Verwandten ihre Heimat bedeuteten.

An den letzten beiden Punkten greift die Maßnahme im Orsoyer Rheinbogen an. Auch dort ist es vielerorts zu trocken für die Watvögel geworden. Sie benötigen sowohl trockenen Boden als auch Wasser -den Boden zum Brüten, das Wasser, um an seinen seichten Ufern nach Nahrung zu suchen.

Mit diesem Wissen hat die Biologischen Station im Kreis Wesel ein blau-grünes Mosaik geschaffen, ein Watvogelparadies aus Blänken und Wiesen. Die Kleingewässer werden auch Enten, Fröschen, Kröten und Molchen eine Heimat geben - und Libellen, Schnecken und Würmern.

Für die Insekten und Kleintiere, und damit für alle, die von ihnen leben, wird noch etwas anderes getan. Denn die Flachland-Mähwiesen, die ebenfalls im Rahmen des Projektes im Rheinbogen entwickelt und optimiert werden, dienen nicht nur dem Schutz der Pflanzen sondern auch dem der Sechsbeiner, die sie anfliegen. Blumenwiesen sind zugleich auch Schmetterlings-, Bienen- und Libellenwiesen. So trägt über zwei Ecken die Einsaat von Salbei und Klappertopf zum Vogelschutz bei. All dies findet unter dem Projekttitel "Orsoyer Rheinbogen im Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein" statt. Die Mittel dafür - stattliche drei Millionen Euro - stammen zur Hälfte aus dem namensgebenden Fördertopf "LIFE" der Europäischen Union, das übrige Geld steuern das Land Nordrhein-Westfalen, der Kreis Wesel und der HIT-Umweltstiftung bei.

Die Biologische Station im Kreis Wesel unter Projektleitung von Paul Schnitzler hat dieses Heft seit 2013 in der Hand. Innerhalb von fünf Jahren soll in diesem Rahmen die Natur-Oase Orsoyer Rheinbogen noch weiter aufgewertet werden.

(RP)
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