Rheinberg Persönliche Schicksale

Rheinberg · "Schriften der Stadt Rheinberg zur Geschichte und Heimatkunde". Heute Abend stellt Dr. Ralph Trost sein Buch "1933-1945. Rheinberg in Diktatur und Krieg" vor.

Zeitnah zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 erscheint das Buch "1933-1945. Rheinberg in Diktatur und Krieg" von Dr. Ralph Trost. Das Buch des Xantener Historikers ist der 17. Band in der Reihe "Schriften der Stadt Rheinberg zur Geschichte und Heimatkunde". Bei der offiziellen Vorstellung heute (Donnerstag) Abend um 19.30 Uhr in der Alten Kellnerei (Innenwall 104) gibt der Autor Einblicke in sein Werk in Wort und Bild.

Wie ist es zu diesem Buchprojekt gekommen?

Dr. Ralph Trost Die Stadt Rheinberg hatte 2005 die Idee, das Buch von Heinz Janssen "Erinnerungen an eine Schreckenszeit" nicht neu aufzulegen, sondern das Thema wissenschaftlich neu bearbeiten zu lassen. Da ich die letzten Jahre intensiv über den Niederrhein im Nationalsozialismus gearbeitet habe, lag es nahe, mich zu fragen. Das Buch ist im Auftrag der Stadt Rheinberg und in Kooperation mit der Sparkasse Rheinberg und der Kulturstiftung der Sparkasse Niederrhein entstanden.

Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Trost Ich wühle sehr gerne und finde Sachen heraus. Das ist wie bei der journalistischen Recherche. Wenn man lange genug gräbt, bekommt man das, was man sucht. Ich bin auf sehr spannende Sachen gestoßen, vor allem biografische Hintergründe. Bei diesem Buch habe ich viel Wert darauf gelegt, persönliche Schicksale von Menschen zu schildern, von Opfern, aber auch von Tätern.

Können Sie Beispiele nennen?

Trost Ich habe unter anderem herausgefunden, dass der führende Mann der NS-Ortsgruppe Orsoy beim Marsch auf die Feldherrnhalle und damit am Hitlerputsch beteiligt war. Auf der anderen Seite konnte ich in Rheinberg sechs verschiedene Formen des Widerstandes herausfinden. Da ist zum Beispiel Maria Kann, die Hausmädchen war und für eine jüdische Familie im Ruhrgebiet ihr eigenes Leben riskiert hat. Nach solchen Verbindungen habe ich geforscht und sie nach und nach zu einem Mosaik zusammengesetzt. Ich habe versucht, es spannend und für jeden lesbar zu schreiben.

Was konnten Sie über die jüdische Bevölkerung in Rheinberg herausfinden?

Trost Die Quellenlage ist sehr gemischt. Die Namen, die ich herausfinden konnte und von denen man sicher annehmen kann, dass sie mit Rheinberg in Verbindung stehen, habe ich aufgenommen, wie Leopold Gompertz, Familie Rothschild, Familie Silberberg oder die Orsoyer Familien Horster und Friedemann. Sehr bewegend ist auch die Geschichte von Emma Cahn, eine alte Dame aus Orsoy, die mit der Straßenbahn ins Ghetto gefahren ist.

Gibt es auch Fotos?

Trost Das Buch enthält 197 Fotos, darunter einige Farbbilder aus neuester Zeit. Der größte Teil der historischen Bilder ist noch nicht bekannt. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit war es, Material zu suchen und Bestände zu sichern. Wenn das Buch im Verkauf ist, stelle ich alles, was ich gefunden habe, dem Stadtarchiv zur Verfügung.

Cornelia Krsak führte das Gespräch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort