Alpen Pflegeschule im Marienstift eingeweiht

Alpen · Theorie und Praxis unter einem Dach: Altenpflegeheim in Alpen investiert 50.000 Euro in Räume für Ausbildung.

 Pfarrer Dietmar Heshe weihte gestern die Schulungsräume ein "und all das, was hier geschieht".

Pfarrer Dietmar Heshe weihte gestern die Schulungsräume ein "und all das, was hier geschieht".

Foto: Armin Fischer

In dieser Woche hat der Bundestag ein neues Gesetz auf den Weg gebracht, dem drohenden Pflegenotstand in der Republik zu begegnen. Das Marienstift in Alpen geht seinen eigenen Weg, um personell "nicht eines Tages nackt dazustehen", wie es Anderas Heßeling, Geschäftsführer des Pflegezentrums an der Ulrichstraße, gestern die ernste Gefahr salopp benannte. Er ist guter Dinge. Sein Haus hat einen wichtigen Schritt getan, sich für die Zukunft gut aufzustellen. Unterm Dach des Altbaus ist eine Fachschule für Altenpflege eingezogen. Die frisch gestalteten Räume sind gestern feierlich eingeweiht worden - "gut katholisch mit etwas Weihwasser", wie Pastor Dietmar Heshe es launig formulierte.

Vor gut einem Jahr kreuzten sich die Wege von Andreas Heßeling und Ingo Heysterman (41) aus Bocholt. Der diplomierte Pflegewirt, der bereits zwölf Jahre als Unternehmensberater selbstständig ist, hatte gerade die "Heysterman Akademie für Gesundheit und Soziales" gegründet, um den Zukunftsmarkt Pflegeberufe zu bedienen. Heßeling erkannte "eine große Chance", seinen anhaltenden Bedarf an Nachwuchskräften im eigenen Hause zu rekrutieren. "Wir haben uns gesucht und gefunden", sagte Heysterman.

Die beiden wurden Kooperationspartner. Im Oktober hat der erste Lehrgang mit 25 jungen Leuten begonnen, die unter dem Dach des Marienstifts ihre dreijährige Altenpflegeausbildung absolvieren. "Hier schaffen wir eine weithin bislang noch einmalige Möglichkeit, die theoretische und praktische Ausbildung auf ideale Weise miteinander zu verzahnen", sagte Heysterman. "Das passt." Jedes Jahr soll im Oktober ein neuer Pflege-Jahrgang an den Start gehen. Um auf 200 m2 die räumlichen Voraussetzungen für die Pflegeschüler und das fünfköpfige Dozenten-Team zu schaffen, hat der Aufsichtsrat des Marienstifts 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Es gibt Potenzial, das Raumangebot noch zu verdoppeln. Am Tag vor der Einweihung sind die letzten Arbeiten in den hellen, freundlichen Räumen abgeschlossen worden. "Eine Punktlandung", wie Pastor Heshe lobend sagte. Marienstift-Geschäftsführer Heßeling ist in mehrfacher Hinsicht davon überzeugt, dass das Geld hervorragend angelegt ist: "Es ist schön, dass unterm verwaisten Dach wieder Leben eingekehrt ist." Außerdem sichere Ausbildung im eigenen Haus "unsere Zukunft". Die Auszubildenden sind in der Regel alle vertraglich ans Stift gebunden, durchlaufen hier diverse Bereiche - von der stationären über die ambulante und Tagespflege bis hin zur Intensivpflege sowie Pflege von Wachkomapatienten. Auch in den schulischen Phasen sind die jungen Leute im Haus, wo auch Fort- und Weiterbildungsangebote zum Portfolio gehören.

Das Alpener Kooperationsmodell orientiert sich an den Krankenpflegesektor, wo sich Krankenhäuser schon vor Jahren zur Ausbildung des Pflegenachwuchses zusammengeschlossen haben. Bürgermeister Thomas Ahls freut sich, dass hier zwei "mit Weitsicht" zusammengefunden haben, die perfekt zusammenpassen. "Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir uns hier nicht kümmern müssen, weil wir klasse Kooperationspartner haben", sagte der Bürgermeister in seinem Grußwort, ehe er das bleiverglaste Alpener Wappen überreichte.

Es gehört zum Selbstverständnis der Altenpflegeschule, in "kultureller Vielfalt" auszubilden. Zum ersten Kursus gehören mehrere Flüchtlinge, die hier eine berufliche Perspektive entwickeln. Für diese jungen Leute werden parallel Sprachkurse angeboten. Die hat Alberi aus Albanien, die in Alpen eine neue Heimat gefunden hat, nicht mehr nötig. Die junge Altenpflegeschülerin hat gestern im Festgottesdienst in der Kapelle die Fürbitten vorgetragen. "Das ist gelebte Integration", sagte Andreas Heßeling.

(RP)
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