Rheinberg Polizei hat Motorradraser im Visier

Rheinberg · Zum Start der Motorradsaison haben sich auf den Straßen in Rheinberg gleich drei Unfälle mit Beteiligung von Bikern ereignet. Das Problem: Die Region lädt zum Rasen geradezu ein. Am Montag kommt NRW-Innenminister Jäger nach Rheinberg.

Die Polizei im Kreis Wesel kann mittlerweile die Uhr danach stellen. Regelmäßig zum Start der Motorradsaison steigt die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Motorradfahrern. "Die Fahrer kommen nicht allein aus dem Kreis Wesel, sondern auch von weiter her", sagt Polizei-Sprecherin Sabine Kunst. Längst nicht alle Motorradfahrer würden sich dabei an die Geschwindigkeitsregeln halten. Das Risiko schwerer Unfälle steige. Allein in dieser Woche gab es in Rheinberg drei Unfälle dieser Art (wir berichteten). In allen Fällen waren Motorradfahrer mit Autos zusammengestoßen, unter anderem wurde ein 36-jähriger Motorradfahrer im Kreuzungsbereich der Straßen Melkweg und An der Neuweide in Winterswick verletzt.

Die Polizei will gegensteuern - unter anderem mit Tempokontrollen. Früher konnten Motorradfahrer den Radarkontrollen leicht entgehen, weil sie vorne kein Kennzeichen haben und die stationären Kontrollen von vorne blitzen. Mittlerweile rüstet die Polizei aber auf. "Wir verfügen über moderne Technik, mit der wir auch die Motorradraser erfassen können", sagt Polizeisprecherin Sabine Kunst. Die Polizei im Kreis Wesel sei eine der Pilotbehörden beim Einsatz der neuartigen ESO-Blitzer gewesen. Kamera und der Blitzer können getrennt voneinander an verschiedenen Stellen aufgestellt werden - auch Motorradfahrer werden so erfasst. Weiter geht die Polizei mit mobilen Lasergeräten gegen Raser vor - wenige Meter weiter schon steht bei der Geschwindigkeitsüberschreitung ein Polizist, der den Raser aus dem Verkehr ziehen kann. Eine dritte Option für die Polizei ist das sogenannte Provida-Krad. Auf diesem sitzen Motorradpolizisten. Sie können während der Fahrt filmen und auf diese Art Geschwindigkeitsverstöße dokumentieren. "Wir können den Verkehrssündern ihr Fehlverhalten dann direkt per Film zeigen", erklärt Sabine Kunst.

Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger nimmt sich des Problems Motorradunfälle an: Er kommt am Montag, 3. April, zur Landesverkehrswacht nach Rheinberg und will am Ort für Fahrsicherheitstrainings für Motorradfahrer werben - auch vor dem Hintergrund, dass mehr als die Hälfte aller tödlichen Motorradunfälle laut Statistik auf zu hohe Geschwindigkeit, Selbstüberschätzung oder mangelnde Beherrschung der Maschine zurückzuführen sind.

Die Zahl der Motorradunfälle am linken Niederrhein ist auch deshalb besonders hoch, weil die Strecken für Motorradfahrer reizvoll sind. Es gibt weniger Ampeln als in Großstädten, es gibt auch weniger Staus: Die L 137 von Rheinberg nach Xanten und die kurvenreichen Straßen durch den Tüschenwald in Sonsbeck sind für motorisierte Zweiradfahrer attraktiv.

Auch die Kreisverkehrswacht in Wesel macht auf die Gefahr der Raserei auf dem Motorrad aufmerksam. Sie bietet zusammen mit Polizei und Feuerwehr Basis-Trainings für Biker an. Fahrlehrer Frank Schulten, Geschäftsführer des Vereins, empfiehlt Motorradfahrern dabei besonders, zum Start der Saison die Technik zu überprüfen, Reifendruck und Flüssigkeitsstände zu kontrollieren: "Wichtig ist auch zu schauen, ob die Gabel Öl verliert. Zudem sollte man nach den vielen Monaten ohne Fahrpraxis unbedingt wieder an seiner Motorik arbeiten." Er selbst fahre 15.000 Kilometer im Jahr auf dem Motorrad. "Trotzdem sind die ersten Kurven im Frühjahr komisch. Man sollte gerade am Anfang sehr vorsichtig fahren." Auch die Autofahrer müssten sich erst wieder an die Motorräder gewöhnen. "Manche Maschinen brauchen von null auf 200 nur sieben Sekunden. Ein Auto beschleunigt von null auf 100 in zehn Sekunden."

(RP)
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