Alpen Raser machen Umgehung zur Rennpiste

Alpen · Auf der ausgebauten Verlängerung der von-Dornik-Straße in Alpen dürfen Autofahrer höchstens eine Geschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde fahren. Viele halten sich nicht daran. Im Rathaus wird schon über einen Blitzer diskutiert.

 Die Gemeinde hat Tempo-30-Schilder an der neuen Trasse angebracht. Die ist aber so einladend gut ausgebaut, dass sich viele Autofahrer nicht an das Limit halten. Hier zeichnet sich Handlungsbedarf ab.

Die Gemeinde hat Tempo-30-Schilder an der neuen Trasse angebracht. Die ist aber so einladend gut ausgebaut, dass sich viele Autofahrer nicht an das Limit halten. Hier zeichnet sich Handlungsbedarf ab.

Foto: Armin Fischer

Momentan ist sie ein Segen. Weil der Ortskern durch den Tunnelbau für die Alpsche Ley für den Verkehr noch einige Zeit dicht sein wird, ist die neue Dorfumgehung von Ost nach West und umgekehrt als Bypass unverzichtbar. Doch Anwohner beobachten eine besorgniserregende Tendenz: Es wird ordentlich Gas gegeben auf der gut sechs Meter breiten Trasse. Über die ausgeprägte Raserei ist im Internet eine rege Debatte im Gang gekommen.

"Viele halten sich an die Beschränkung auf Tempo 30 auf dem ersten Teil. Aber leider rasen einige mit geschätzten 60 bis 80 Sachen in Richtung des neuen Teils oder in Gegenrichtung", schreibt ein User. "Dazu gehören auch Busfahrer. Dass rechts vor links gilt an der Graf-Gumprecht-Straße, scheint auch niemanden zu interessieren."

Walter Adams, Leiter des Fachbereichs Bauen und Planen im Rathaus, ist sich im Klaren darüber, dass die komfortabel ausgebaute Verlängerung der von-Dornik-Straße durchaus dazu verleitet, sich nicht aufs gebotene Maß herunterzubremsen. "Hier helfen nur erzieherische Maßnahmen", befindet Adams. Mit anderen Worten: "Es muss halt kontrolliert werden."

Ein Schild weist inzwischen die Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde aus. Es steht an der Haltestelle in Höhe der Turnhalle, wo die neue Flüchtlingsunterkunft gebaut wird. In einem Ortstermin mit dem Kreis Wesel ist noch festzulegen, ob und wenn dann wo weitere Tempo-30-Schilder aufgestellt werden sollen. Perspektivisch soll schließlich aus der Trasse mal eine Kreisstraße werden. Da sei's mit der Tempobremse nicht gar so einfach.

Bauliche Schikanen in den frischen Asphalt einzubauen, davon hält Tiefbauer Adams wenig. Daran sei erst zu denken, wenn das Neubaugebiet fertig erschlossen sei, das viele junge Familien mit Kindern anlocken wird. Ähnlich wie an der Graf-Gumprecht-Straße seien Aufpflasterungen an den Abzweigen vorstellbar, um eine optische Bremse einzubauen.

"Mit dem nächsten Unfall kann man schon rechnen. Hier wäre eine Geschwindigkeitskontrolle angebracht, auch abends", schreibt ein Diskutant auf Facebook. Die mobile Warntafel mit Tempo-Anzeige und Smiley helfe nur wenig. Die reize eher dazu, mal auszutesten, wer am schnellsten an der Anzeige vorbeirast. Sarkastischer Kommentar im Netz: "Wo liegt gerade der Rekord? Komme nachher mal vorbei, um zu gucken, was ich schaffe. 217 km/h innerorts gilt es zu schlagen." Das finden nicht alle witzig. Es bestärke den Gedanken an die Einrichtung einer festen Blitzstation, der im Rathaus immer noch nicht verworfen sei, sagt Adams.

Selbst in der von-Dornik-Straße halte sich kaum einer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, so ein Anwohner: "Man hört die Autos, bevor man sie sieht." Zwei Wagen würden immer wieder auftauchen, der eine rot, der andere schwarz - beide ziemlich tief gelegt und ziemlich flott auf den Reifen.

Einer, der sich mit Tempo 30 an die Vorgabe gehalten hat, wundert sich, dass "der Bus nach Wesel mir fast in den Kofferraum gefahren ist". Der Smiley auf der Tafel, so denkt er, "schimpft noch immer". Und er habe immer noch kein Schild ausgemacht, das auf der Trasse die 30er-Beschränkung wieder aufhebt.

Unterdessen denkt Walter Adams als Städteplaner an anderer Stelle schon ein Stück weiter. Vom Plan, die Einmündung der Rathaus- in die von-Dornik-Straße künftig als abknickende Vorfahrt auszuweisen, hält er gar nichts: "Dann leiten wir die Autos am Dorf vorbei. Das wäre sicher nicht im Sinne des Einzelhandels im Ortskern." Die Idee müsse beim Nachdenken über den Stadtumbau auf den Prüfstand.

(RP)
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