Rheinberg "Reset" - mehr als ein Musical-Projekt

Rheinberg · Heute um 17 Uhr führen 150 Sechstklässler der Rheinberger Europaschule in der Stadthalle ein Stück auf, das sie in nur vier Tagen unter Anleitung professioneller Darsteller einstudiert haben. Es geht dabei auch um gelebte Inklusion.

 Janina springt in die Höhe: Auch Tanzen - unter der Anleitung von Tanzpädagogin Marie Schneider - gehört zum Musical-Projekt "Reset".

Janina springt in die Höhe: Auch Tanzen - unter der Anleitung von Tanzpädagogin Marie Schneider - gehört zum Musical-Projekt "Reset".

Foto: Fischer, Armin (arfi)

150 Sechstklässler der Rheinberger Europaschule hatten in dieser Woche nur ein Ziel: Die heutige Aufführung des Musicals "Reset" in der Stadthalle (die RP berichtete). Sie ist der Abschluss einer Projektwoche unter dem Titel "Musical at School", gefördert von der Hamburger Stahlberg-Stiftung und dem Verein "Kammermusikfest Kloster Kamp-Kammermusik am Niederrhein e.V.". Beginn ist um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

Die Europaschule ist eine von sechs Schulen in drei Städten, die am neunten Kinder- und Jugendmusikfestival Kloster Kamp teilnimmt. Erzählt wird die Geschichte von zwei jugendlichen Gruppen in einem gemeinsamen Raum, die von bösartigen Viren in den Speicher eines Computers entführt werden. Erst durch die Hilfe von Antiviren gelangen sie in die Realität zurück.

Lediglich vier Tage standen den Schülern für die Einarbeitung des Musicals zur Verfügung. Auch mit den vier professionellen Musical-Darstellern, die den Teilnehmern von der Stahlberg-Stiftung als Dozenten an die Seite gestellt wurden, sollte es ein höchst ambitioniertes Unterfangen werden.

Aber gerade hinter dem eng bemessene Zeitrahmen steckt die eigentliche Intention der Veranstalter. "Unser Ziel ist eben nicht eine möglichst gute Performance. Die Schüler sollen Teamgeist und gegenseitigen Respekt entwickeln und ihre persönlichen Grenzen ausloten. Der pädagogische Aspekt steht dabei im Vordergrund", erklärt Jeanette Freifrau von der Leyen vom Kamp-Lintforter Verein. Außergewöhnliches zu leisten und dafür sofortige Anerkennung zu bekommen, ist für die Sechstklässler ein Schlüsselerlebnis. "Die Dozenten führen unsere Schüler an ihre Grenzen. Ich finde es super, wie motiviert sie dabei sind", sagt Direktor Norbert Giesen.

"Reset" ist mehr als ein Musical-Projekt, es ist gelebte Inklusion. Menschen mit und ohne Behinderung spielen nicht nur Seite an Seite, sie schätzen und respektieren sich. "Wir sind eine Schule, die den Mut hat, sich mit Kindern auseinanderzusetzen, die anders sind. In dem Projekt bekommen Schüler eine Chance, die sonst nicht im Rampenlicht stehen", so Giesen.

Leichte Zweifel am anstrengenden Unterricht hielten sich nicht lange, weiß Jeanette Freifrau von der Leyen: "Spätestens am zweiten Tag haben alle die Namen der Dozenten im Internet gefunden und erstaunt festgestellt, welche Stars mit ihnen trainieren." Um nach vier Tagen fit zu sein, haben die Schüler trainiert wie die Profis. Sie haben viel Zeit und Kraft investiert. Beim "Planken" etwa bilden die Darsteller rücklings eine Brücke: zwei Arme und ein Bein auf dem Boden, das zweite ausgestreckt in der Luft zählen sie von 30 rückwärts. "Das geht noch besser, wir hängen 20 Sekunden dran", fordert Dozentin Jaqueline Batzlaff. Mit Schweißperlen auf der Stirn folgen die Mädchen und Jungen der Anweisung. Niemand murrt, keiner denkt an Aufgabe, jeder möchte dabei sein und es heute Abend allen zeigen.

Martin Reichert, Abteilungsleiter für die Jahrgangsstufen fünf und sechs, ist begeistert: "Sogar die größten Störenfriede ordnen sich dem Teamgeist unter." Selbst die Tatsache, dass "nur" 100 Schüler auf die Bühne können, kann dem Teamspirit nichts anhaben. "Die anderen 50 unterstützen ihre Kameraden im Backstage-Bereich wo sie nur können", verspricht Jeanette Freifrau von der Leyen. Damit der möglichst lautstark ausfällt, haben die Schüler nebenbei noch für die nötige Werbung gesorgt, haben Plakate und Flyer selbst gestaltet.

(erko)
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