Rheinberg Rheinberger mit Rolle in Passionsspielen

Rheinberg · Ulrich Behrens, NRW-Sprecher der Bergbaubetroffenen und ehemaliger Lehrer, spielt einen Pharisäer in Wintrich/Mosel.

 Sieht irgendwie echt aus: Für seine Rolle bei den Passionsspielen hat sich Ulrich Behrens eigens einen langen Bart wachsen lassen.

Sieht irgendwie echt aus: Für seine Rolle bei den Passionsspielen hat sich Ulrich Behrens eigens einen langen Bart wachsen lassen.

Foto: Armin Fischer

Auftritte in der Öffentlichkeit sind für Ulrich Behrens nichts Ungewöhnliches: Für die Rheinberger "Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener", erst recht als Vorstandssprecher im "Landesverband Bergbaubetroffener" tritt er seit Jahren ans Rednerpult als Stimme derjenigen, die die Folgen des Kohlebergbaus zu spüren bekamen und immer noch bekommen. Nun allerdings stellt sich Behrens in einer ganz neuen Rolle dem Publikum vor: Der 66-Jährige hat in Wintrich an der Mosel seine Premiere im Ensemble der traditionsreichen Passionsspiele. Als einer von mehr als 200 aktiven Mitwirkenden - "als dritter Pharisäer von rechts".

Mit dieser Rolle hatte Ulrich Behrens schon länger geliebäugelt. Schon vor längerer Zeit entdeckten er und seine Frau den Ort an der Mosel als Urlaubsziel, das für das Paar bald zu einer Art zweiter Heimat wurde. Vor zehn Jahren besuchten sie auch die Wintricher Passionsspiele, die dort 1902 zum ersten Mal aufgeführt wurden und jetzt im Fünf-Jahres-Rhythmus stattfinden.

"Wir waren sehr beeindruckt davon, mit wie viel Herzblut die Dorfgemeinschaft dabei zusammenfand", erinnert sich Ulrich Behrens. Und dann sprang der Funken der Begeisterung auf ihn über: "Da ich ja immer offen bin für besondere Sachen, konnte ich mir schon vorstellen, als Laienspieler aktiv mitzumachen. Doch so lange ich noch im aktiven Dienst gewesen bin, war das natürlich unmöglich". Allein schon wegen der räumlichen Entfernung vom Niederrhein bis zur Mosel wäre die regelmäßige Teilnahme an den Proben nicht machbar gewesen.

Doch nun ist der Pädagoge im Ruhestand. Das brachte den notwendigen Freiraum, an einem Theaterworkshop in Wintrich teilzunehmen und zeigte Ulrich Behrens, wie gut er ins Team der Passionsspiele passt. Sogar seine Wunschrolle war im Wechsel mit einer Zweitbesetzung frei: Als "III. Pharisäer" bleibt seine Präsenz beim Einzug in Jerusalem so überschaubar, dass Behrens nicht jeden Probentermin besuchen muss.

Auch sein Sprechanteil ist gering - bescherte dem Rheinberger gleichwohl eine neue Erfahrung: Während er beim Handeln als Bergbaukritiker in freier Rede die richtigen Worte finden kann, ist bei den Passionsspielen Auswendiglernen angesagt. "Das war ungewohnt und sogar anstrengend", bekennt er offen. Zumal die Texte in einem ungewohnt-altertümlichen Deutsch geschrieben sind, das sich von der Alltagssprache teils deutlich unterscheidet.

Doch mittlerweile sind die Textbücher als Hilfsmittel aus den Proben verbannt, längst sind die Darsteller buchstäblich "eingespielt". Dafür hat schon Ortsbürgermeister Dirk Kessler gesorgt, ist er doch gleichzeitig Regisseur und Darsteller. Bereits seit 1997 zeichnet er mit der Passionsspielvereinigung verantwortlich für die Aufführungen. Und das ist auch gut so.

Denn heute, am 11. März, beginnt um 18 Uhr die erste von insgesamt 26 Aufführungen, bei denen die Passionsvereinigung bis Ende Mai mit etwa 8500 Besuchern rechnet. Für die musste erst Platz geschaffen werden: Die Pfarrkirche St. Stephanus erhielt für die Passionsspiele ein vollkommen neues Innenleben. Die Kirchenbänke wurden durch Publikumstribünen ersetzt. So können auf knappen Raum bis zu 350 Zuschauer gleichzeitig mit ungehindertem Blick das Bühnengeschehen verfolgen und den konfliktreichen Leidensweg des Gottessohnes hautnah erleben.

Bei der Vorbereitung ackerten die Wintricher in vielen Stunden schweißtreibender Arbeit, die alle Kräfte der nicht einmal 1000 Seelen großen Gemeinde forderte - auch hier war Ulrich Behrens an ihrer Seite. Für Speisen und Getränke der Zuschauer wird in den Pausen in eigens aufgebauten großen Zelten auch gesorgt.

Für die Passionsspiele veränderte übrigens nicht nur die Kirche ihr Gesicht: "Seit Monaten gibt es in Wintrich verdächtig viele langhaarige, bärtige Männer", verrät Ulrich Behrens. Er selbst gehört auch dazu: Seit September sprießt sein mittlerweile stattlicher Rauschebart. Passend zur Rolle. Aber "am Schluss fallen die Bärte wieder. Auch meiner", verrät der Rheinberger augenzwinkernd.

Restkarten unter Tel. 06534 8315; Weitere Informationen im Internet: www.passionsspiele-wintrich.de

(kau)
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