Rheinberg Rosenmontag wie aus dem Bilderbuch

Rheinberg · Gut 20.000 Besucher erlebten einen wunderschönen Zug unter dem Motto "Wej fiere ohne Terz mit Karneval im Herz".

 Mit gut 20.000 Menschen kamen etwas weniger zum Zug vor zwei Jahren. Trotzdem waren die Veranstalter mit dem Ergebnis zufrieden. Vor allem, weil es gestern nur wenige Zwischenfälle gab.

Mit gut 20.000 Menschen kamen etwas weniger zum Zug vor zwei Jahren. Trotzdem waren die Veranstalter mit dem Ergebnis zufrieden. Vor allem, weil es gestern nur wenige Zwischenfälle gab.

Foto: Armin Fischer (4) und Uwe Plien (4)

Gut möglich, dass Thomas Schmengler heute schwere Arme hat. Denn der charmante Prinz der Rhinberkse Jonges schaufelte gestern, als ginge es um sein Leben. Kamelle und andere Süßigkeiten. Mit einem Strahlen im Gesicht warf er die guten Gaben von seinem mit roten Herzen verzierten Prinzenwagen in die Menge. Und hundertfach schallte ihm ein dankbares "Helau!" entgegen. Der Prinz erlebte gestern den Höhepunkt seiner Amtszeit. Leider nicht durchgängig bei trockenem Wetter. Nach 16 Uhr setzte ein leichter Regen ein. Doch der konnte der guten Laune des Prinzen und der gut 20.000 Narren an den Straßen sowie der 1250 Aktiven im Zug nicht viel anhaben. Denn die Stadt war im allerbester Feierlaune und die Veranstalter zogen am frühen Abend eine positive Bilanz: Rhinberk, Helau!

Um Punkt 14.11 Uhr bog die nagelneue Lok der Rhinberkse Jonges aus der Fossa- in die Bahnhofstraße ein. Am Steuer: Heinz Becker. Oben drauf: Zugleiter Markus Geßmann, dem diesmal 54 Einheiten folgten: Vereine, Pumpennachbarschaften und Freundeskreis hatten wieder tolle Motivwagen gestaltet. Das alles unter dem Motto "Wej fiere ohne Terz mit Karneval im Herz".

Den Karnevalisten blieb nichts verborgen. Was in der Stadt für Gesprächsstoff sorgte und sorgt, wurde durch den Kakao gezogen. "Kommt Olympia in unsere Stadt, bekommen wir Sportstätten satt", skandierte die Nachbarschaft "Öm de 11 Hüser". Ob die Leute von der Alpener Straße dabei auch an das Gerangel um die geplante Turnhalle dachten? Die Mühlenhof-Bewohner hatten Martin Luther in dessen Jubiläumsjahr mit Hammer in der Hand auf ihren Wagen montiert. "Auch Rheinberg braucht Reformation", hieß ihr Motto. Und die DLRG-Ortsgruppe Rheinberg schöpfte Hoffnung in Sachen langzeitgeschlossenes Hallenbad: "Wir schwimmen im Trockenen, doch die Oase ist in Sicht". Fürwahr: Am 11. März öffnet das Solvay-Hallenbad endlich.

Auch die Millinger zogen mit. St.-Ulrich-Prinzessin Sandra I. "die Entschlossene" hatte sogar Internet an Bord: "Gebaut wird hier an allen Ecken, schnelles Netz für alle Jecken." Nur ihr rastloser Prinzenkollege Dirk Oymann aus Borth war noch schneller unterwegs. Ihm hatten seine Karnevalskumpels einen Düsenjet für die "Rastlos Airlines" gezimmert. Mit Kritik hielt sich die Nachbarschaft Orsoyer Tor nicht zurück. Ein tolles Dornröschenschloss rollte da über Rheinbergs Straßen. Und trotz des Lärms ruhte obenauf ganz sanft Dornröschen in ihrem Himmelbett. "Bürgermeister schlöppt - Rhinberk schlöppt" - so fasste die Gruppe kurz zusammen, was ihr in der Stadt gegen den Strich geht: Pflastersteine, Pulverturm, Hallenbad.

Unterdessen trauerte die Nachbarschaft XaKaKa um den Eisvogel, der sich lange Zeit am Moersbach an der Schleuse wohlgefühlt hat. "Vom Fisch der Steig, des Eisvogels Leid", lautete der Slogan der Rheinberger dazu. Alt-Bürgermeister und Oberjecke Hans-Theo Mennicken, der den Rosenmontagszug vom Luftballon gesäumten Gerüst an der Sparkasse launig und fachkundig kommentierte, nahm's mit Humor und erklärte den Hintergrund: "Da wurde doch diese Fischtreppe eingebaut, damit die Fische jetzt schneller nach Kamp-Lintfort schwimmen können."

Was wäre ein Rosenmontagszug ohne Musik? Die Spielmannszüge und Tambourcorps aus Xanten, Bönninghardt, Lüttingen, Wissel, Kamp-Lintfort, Orsoy, Millingen und Vierbaum, Rheinberg und Ossenberg brachten - allesamt in schönen Kostümen - zackige Töne in den "Zoch". Und die Berkas sangen auf ihrem Wagen sogar live - Karnevalsschlager, die in der Stadt nahezu jedes Kind mitsingen kann.

Apropos Kinder: Sie waren gestern natürlich sehr gut vertreten. Auf dem Wagen der Kolping-Arche ("tierisch gut") und ganz besonders an den Straßenrändern, wo sie - verkleidet als Minions, Cowboys, Piraten, Prinzessinen oder Indianer - Leckereien en masse sammelten.

Alles friedlich, keine schwerwiegenden Zwischenfälle - dieses Fazit zog Jonny Strey als Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung der Stadt gestern Abend. "Das Glasverbot hat sich bewährt", so Strey. "Und auch, dass wir Besuchern des Zuges erstmals untersagt haben, eigene Musikanlagen mitzubringen." Bürgermeister Frank Tatzel dankte dem Dienstleistungsbetrieb mit Leiter Holger Beck an der Spitze. Becks Leute - 30 an der Zahl - begannen gestern nach dem Zug mit dem Großreinemachen in der Stadt, brachen dies aber wegen des Regens ab und machen erst heute weiter. Polizei-Wachleiter Willi Giesen wird seinen letzten Rosenmontagszug in Uniform als einen entspannten Tag in Erinnerung behalten. "Wir hatten nur zwei kleinere Körperverletzungen", sagte er. "Bei einer hat uns das DRK gut unterstützt. Ansonsten: keine Platzverweise, keine Ingewahrsamnahmen." Aber leider war wieder viel Alkohol im Spiel. Da sei der Regen als "bester Freund des Schutzmanns" gerade recht gekommen, so Giesen: "Wenn's regnet, gibt es keine Straßenkriminalität." Das DRK mit seinen 50 Freiwilligen registrierte 14 Vorfälle. Drei jugendliche Besucher mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Rhinberkse Jonges als Veranstalter hatten 69 Ordner ins närrische Rennen geschickt. Markus Geßmann als Zugleiter und Clemens Geßmann als Präsident dankten allen, die an diesem tollen Zug mitgewirkt haben: "Ich denke, wir haben alle zusammen saubere Arbeit geleistet."

Mehr Fotos gibt es im Internet unter www.rp-online.de/rheinberg

(up)
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