Rheinberg Schäfer Udo Reisloh und seine Osterlämmer

Rheinberg · Der 61-jährige Eversaeler ist der einzige Berufsschäfer in Rheinberg. Seine Herde umfasst 500 Mutterschafe und ebenso viele Jungtiere.

 Schäfermeister Udo Reisloh im Schafstall am Milchplatz in Eversael. In den Armen hält er ein rund zwei Wochen altes Osterlamm.

Schäfermeister Udo Reisloh im Schafstall am Milchplatz in Eversael. In den Armen hält er ein rund zwei Wochen altes Osterlamm.

Foto: Olaf Ostermann

Das erste, was man sieht, wenn man auf den Hof von Familie Reisloh am Milchplatz in Eversael fährt, sind - kein Witz - Ziegen und nicht Schafe. "Die gehören zur Familie", sagt Schäfermeister Udo Reisloh und lacht. Ein Blick in den 500 Quadratmeter großen Stall schafft dann Klarheit: alles voller Schafe. Udo Reisloh, der eng mit dem Deichverband Orsoy kooperiert, ist der einzige Berufsschäfer in Rheinberg. Rund 500 Mutterschafe gehören zu seiner Herde. "Und weitere 500 Tiere in der Nachzucht", sagt der 61-Jährige, der mit Ehefrau Ute und Tochter Doreen (12) gleich neben dem 1997 gebauten Stall wohnt. Nachzucht heißt: Es gibt auch jede Menge Osterlämmer, die noch unsicher herumtapsen.

Udo Reisloh liebt seinen Beruf. "Wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, ich würde wieder Schäfer werden", sagt er bestimmt. Und das, obwohl der Beruf nicht leicht ist. 365 Tage im Jahr arbeiten, sonntags, feiertags, nie Urlaub machen und dazu die Unsicherheiten eines Selbstständigen-Daseins - das alles muss man als Schäfer in Kauf nehmen.

Seine Eltern seien damals nicht begeistert gewesen, als er seinen Berufswunsch geäußert habe, erzählt Reisloh. "Sie wollten einen ,anständigen' Beruf für mich. Deshalb habe ich zuerst Klempner gelernt und bin erst danach Schäfer geworden." Über 40 Jahre arbeitet er jetzt mit den wolligen Blökern, rund 30 davon in Rheinberg.

Seine Tiere weiden überwiegend am Rheindeich, aber er zieht auch mit der Herde - bis nach Issum oder Saalhoff. Welche Wiesen er benutzen darf, weiß er: "Mit den Jahren kennt man die Leute." Nach dem milden Winter habe er so viele Anfragen für seiner lebendigen Rasenmäher, dass er kaum nachkomme.

So idyllisch die Schäferei auch erscheint - sie ist ziemlich unromantisch. Denn Schafe wie Lämmer sind reine Fleischlieferanten und landen beim Schlachter. Auch ältere Tiere. Die Lämmer müssen früher dran glauben, wie Udo Reisloh sagt: "Die Stalltiere gehen mit fünf Monaten weg, die draußen lebenden mit einem dreiviertel Jahr." Schafsmilch ist beim Eversaeler kein Thema. Geschoren werden die Tiere ab Juni. Wobei die Kosten für die Schur höher liegen als der Ertrag der Wolle. "Wenn man einmal Schafswolle in den Haaren hatte, kommt man nicht mehr davon los", unterstreicht Udo Reisloh und deutet auf die Faszination seines Berufs: "Man lebt mit dem Kreislauf der Natur. Man macht sich mehr Gedanken über seine Tiere als über sich selbst." Auf die Osterzeit freue er sich Jahr für Jahr besonders: Dann sind fast alle Lämmer geboren und es herrscht Leben im Stall und auf der Weide. Ruhe findet Udo Reisloh allerdings auch an den Ostertagen nicht: "Das sind ganz normale Arbeitstage", sagt der 61-Jährige.

(RP)
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