Rheinberg Schmicklers bissig-böse Abrechnung im "Schwarzen Adler"

Rheinberg · Wilfried Schmickler, wer kennt ihn nicht als schimpfenden Rausschmeißer aus der WDR-Kabarett-Sendung, "Mitternachtsspitzen? So lautstark ist er aber nicht immer. Auf der Bühne hat es der 1954 in Hitdorf bei Leverkusen geborene Kabarettist eher mit der Nachdenklichkeit. Doch weil er dort oft reimt und singt und dazu manchmal auch ein wenig tänzelt, heißt das noch lange nicht, dass seine Programme betulich sind. Im Gegenteil. Wenn Schmickler vor seinem Publikum nachdenkt, ist das in der Regel bissig und böse.

Und daran wird sich auch nichts ändern, wie er mit der Vorpremiere seines neuen Programms "Das Letzte" im "Schwarzen Adler" in Vierbaum bewies. Gut zwei Stunden lang nahm er dabei mit spitzer Zunge zu allem Stellung, was die Nation bewegt. Die ehemalige Bundespräsidentengattin Bettina Wulff zum Beispiel, wie sie frisch verliebt im Fernsehen den Henssler grillt, oder die von der jungen Spitzenkandidatin Lencke Steiner vor einem Monat in Bremen zu neuem Leben erweckte FDP.

"Die sind dort neuerdings alle so jung und dynamisch, dass man sich fragt, aus welcher Krabbelgruppe sie gerade entsprungen sind." Auch die sonst eher altbackene Gewerkschaft setze derzeit immer stärker auf jugendliche Dynamik, lästerte er weiter munter drauf los: Da heiße es jetzt "Buenos dias, Wochenende" oder "Adios, Lohndumping", dabei müsste es doch eigentlich "Arrivederci, Rente" oder "Leck mich am Arsch, Mindestlohn" heißen. Ach ja, und dann war da auch noch die neue Gesundheit.

Fleischfresser gegen Vegetarier, Köttbullar gegen Löwenzahnsalat, wobei sich natürlich die Frage stellte, ob Köttbullar eigentlich zu Deutschland gehört, und ob es heute normal ist, seinen alltäglichen Lebensfrust mit dem Kauf von knallgelben Spannbettlaken und Riesentüten voller Teelichtern zu bekämpfen? "Nein, ist es nicht. Nieder mit Köttbullar! Es lebe das deutsche Hackfleischbällchen!", lautete Wilfried Schmicklers Antwort auf diese wichtige Frage.

Auch die alte Hölle habe heute ein ganz anderes Gesicht. Echte Hölle bestehe nicht mehr aus Fegefeuer, zog er zynisch Bilanz: "Echte Hölle ist, wenn Gott seinen Blick über die heutigen Krisengebiete der Erde schweifen lässt und dabei erkennen muss, dass der Teufel gesiegt hat."

(lang)
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