Alpen Schrauben an den Wohnzimmermöbeln

Alpen · Am Sonntag ist Möbelschau auf dem Brunnenplatz vorm Rathaus. Dann sind erstmals Modelle zu sehen von den Dingen, die das "Wohnzimmer Alpen" behaglich machen sollen. Die RP durfte schon mal schauen. So viel: Hingucken lohnt sich.

 Möbelschreinerei: Christoph Schmitz (oben) schraubt die Bank zusammen, Schlosser Anderas Elbers (re) bestaunt die Radständer. Martin Lyhme (v.r.), André Enge und Volker Schlicht packen Pflanzkübel und Papierkörbe aus.

Möbelschreinerei: Christoph Schmitz (oben) schraubt die Bank zusammen, Schlosser Anderas Elbers (re) bestaunt die Radständer. Martin Lyhme (v.r.), André Enge und Volker Schlicht packen Pflanzkübel und Papierkörbe aus.

Foto: OO (2), bp

Der Bauhof auf dem ehemaligen Bandolahof in der Bönninghardt war in den zurückliegenden Tagen eine Möbelwerkstatt. Die Männer in den orange leuchtenden Anzügen waren schwer damit beschäftigt, den Rohlingen für die Einrichtungsschau am Spargelsonntag auf dem Brunnenplatz vorm Rathaus den letzten Schliff zu verpassen. Die handwerklich begabten Jungs um Bauhof-Chef Andreas Derksen sind überzeugt, dass die Alpener ordentlich was zu sehen kriegen. Ihr Eindruck jedenfalls von dem, was die Designer von Felixx/De Zwarte Hond sich für das "Wohnzimmer Alpen" ausgedacht haben, ist ausgesprochen positiv. Stadtplaner Martin Lyhme braucht nur drei Buchstaben und ein Ausrufezeichen, für seine Begeisterung: "Wow!"

"Das ist schon etwas Besonderes. Farblich chic aufeinander abgestimmt", lautet zum Bespiel das Urteil von Edgar Ingenerf, der die geschwungene Laterne und den Lampenschirm anthrazitfarben angestrichen hat. Die Farbe soll bis Sonntag trocken sein.

Damit die ungewöhnliche rund fünf Meter hohe Wohnzimmerlampe am Sonntag, exakt so, wie's gedacht ist, steht, hat Schlosser Andreas Elbers nicht nur handwerkliches Geschick eingebracht. Er musste auch gut rechnen. Denn damit der Neigungswinkel des Bogens auch die vorgegeben 78° misst, musste der Fuß für die Laterne auf der großen Stahlplatte, auf der sie steht, so gestaltet werden, dass das Gefälle auf dem Brunnenplatz exakt ausgeglichen wird. Die schwierigste Aufgabe hatte aber wohl "Schreiner" Christoph Schmitz. Er musste die Bank, von der nur der Metallrahmen fertig war, mit filigranen Streifen aus grellem Lärchenholz bestücken. Das Sitzmöbel wirkt zwar funktional und gefällig, wird aber später noch optisch verfeinert.

Selbst die Fahrradständer, die ein ebenerdiges, materialschonendes Hineinschieben der Drahtesel möglich machen, sind Hingucker und sichtlich Teil des Ensembles. Auch Pflanzen, die in großen Kübeln dem Ratshausplatz den spröden Charme als Parkfläche nehmen sollen, sind am Blumensonntag zu besichtigen. Weil sie derzeit nicht in Blüte stehen, vermitteln Schaubilder einen Eindruck der vorgestellten Pracht.

Auch im Rathaus-Team ist wenige Tage, bevor sich der Vorhang hebt und es erstmals was Konkretes zu sehen ist, die Freude spürbar, aber auch die Anspannung. Zu viel ist in den zurückliegenden Monaten von Seiten der Politik gemäkelt worden. Bürgermeister Thomas Ahls ist bemüht, seinen Leuten ein wenig den Druck zu nehmen. "Es wird nur immer über die Möbel gesprochen", sagt Ahls. "Dabei tritt das ganze Große des Stadtumbaukonzepts zu unrecht etwas in den Hintergrund."

Das wollen die Planer vom Büro Felixx am Sonntag bei zwei Dorfspaziergängen (13 und 15 Uhr) ändern. Dabei wollen sie anschaulich erläutern, welche Idee sie neben der Neuen Mitte für den Kirchgarten haben oder für die Motte oder den Mehrgenerationengürtel hinterm Marienstift. Auch für den Teppich im Wohnzimmer haben die Planer Anschauungsmaterial dabei. Es wurde zur Demonstration eine Pflasterfläche gelegt, wie der Boden der Neuen Mitte aussehen soll.

Bürger können auf Kärtchen das jeweilige Möbelstück ankreuzen und auf der Rückseite ihren Gedanken dazu freien Lauf lassen. Lob, Kritik, Anregungen, Fragen. Der Bürgermeister hofft, dass anders als häufig in den sozialen Medien nicht nur die Kritiker vom Angebot Gebrauch machen, einen Kommentar zu hinterlassen. "Wir brauchen auch die Stimmen derer, die's gut finden und sich im Vertrauen auf uns nicht zu Wort melden", so Ahls.

Die Sorge: Schweigt die zustimmende Mehrheit, reklamieren die Meckerer die Meinungshoheit im Wohnzimmer. Der Bürgermeister hofft, dass sich die Alpener nicht durch die politischen Scharmützel abhalten lassen, sich mit "offenem Blick" ihr eigenes Urteil zu bilden und zu einem ausgewogenen Gesamturteil ihren Beitrag zu leisten. Er hatte die Möbel gestern im Übrigen noch gar nicht gesehen, bleibt aber aufgrund der Qualität der Kreateure ganz cool: "Hier ist unser Wettbewerbssieger am Werk."

Auch bei der Suche nach einem prägnanten Logo für den Stadtumbau sind die Bürger aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten. Die Verwaltung macht drei Vorschläge: das Gemeindewappen, die Sprechblase "Alpen begeistert" und das von Anne Casprig einst ersonnene Logo für den Architektenwettbewerb. Weitere Vorschläge sind erwünscht.

(bp)
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