Rheinberg Schulkinder lernen den Wald kennen

Rheinberg · Die Millinger Grundschule am Bienenhaus bietet nachmittags Arbeitsgemeinschaften an - eine mit der Leucht-Försterin.

 Försterin Katharina Lohmann (rechts) erklärt Luca und Anastasia aus der Klasse 1 b der Millinger Grundschule, woran man Fichtenzweige erkennen kann. "Kinder, die den Wald kennen, kommen gerne wieder", sagt die Försterin.

Försterin Katharina Lohmann (rechts) erklärt Luca und Anastasia aus der Klasse 1 b der Millinger Grundschule, woran man Fichtenzweige erkennen kann. "Kinder, die den Wald kennen, kommen gerne wieder", sagt die Försterin.

Foto: Olaf Ostermann

Seit Februar bietet die Millinger Grundschule "Am Bienenhaus" als erste im Rheinberger Stadtgebiet ein breitgefächertes Angebot an Arbeitsgruppen für den Nachmittag an. Betreut von Eltern aus der Schulpflegschaft oder dem Hausmeister ist vom Wichtelweitsprung über einen Selbstverteidigungskurs bis zum Zehn-Finger-Tast-Schreibkurs für jeden Geschmack das Passende dabei.

Naturliebhaber unter den Schülern zieht es unter der fachkundigen Anleitung von Försterin Katharina Lohmann in die Leucht bei Alpen. Sie erfahren, welche Baumarten dort wachsen, beobachten Insekten wie Käfer oder Asseln und lernen den Wald als Wirtschaftsraum schätzen - das stand auf dem "Lehrplan". Der Waldpädagogin ist es wichtig, dass die Kinder ihre unmittelbare Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen.

"Kinder, die den Wald kennen, kommen gerne wieder und das kommt der Natur zugute. Denn nur was man kennt, lernt man schätzen", erklärt Katharina Lohmann. Dass der Nachwuchs sich eine Waldrallye gewünscht hat, kommt der Pädagogin sehr entgegen. Denn waren solche Schnitzeljagden vor Jahrzehnten ein vergnüglicher Zeitvertreib, wird dem Spiel in der Natur heute ein pädagogischer Aspekt zuteil. "Es geht dabei um das selektive Sehen. Diese Fähigkeit ist bei Kindern heutzutage nicht mehr besonders ausgeprägt", so Lohmann.

Bevor es losgeht, schlägt die Försterin ein Tuch auf, in dem sich allerlei Blätter, kleine Äste und Waldfrüchte befinden. Die Kinder, bereits eine Woche zuvor in kleine "Baumgruppen" eingeteilt, sollen sich ihre Naturalien heraussuchen. Dabei lernen sie sehr schnell, dass die Eichel zur amerikanischen Eiche gehört, die in der Leucht häufig anzutreffen ist, oder dass die Buche an den spitzen Knospen erkennbar ist. Danach geht's los, und zwar selbstständig: Auf Luftaufnahmen, die Katharina Lohmann an die Kinder verteilt, sollen diese den Weg zum "Waldsofa" finden. Mit dessen Bau mitten im Wald haben sie in der Vorwoche begonnen, indem sie herumliegende Äste kreisförmig zu einer natürlichen Sitzgelegenheit aufgetürmt haben. Dieses Sofa im Grünen war aber gar nicht so leicht zu finden. Nach wenigen hundert Metern hatten sich die kleinen Scouts verlaufen. Wie gut, wenn man dann eine Försterin dabei hat, die den richtigen Weg weist. Mit dicken Handschuhen und dem nötigen Sicherheitsabstand durften die neuen Waldliebhaber endlich ihre Taschenmesser herausholen und mehr oder weniger kreativ drauf los schnitzen. Ein regelrechter Fachmann im Umgang mit Holz und Messer ist Florian. "Zu Hause habe ich schon viele Skulpturen aus dem Wald", berichtet der siebenjährige stolz. Während seine Mitschüler herumliegendes Holz für den Ausbau des Waldsofas heranschaffen, machen sich die Mädchen auf den Weg, um Utensilien für die Waldrallye zu verstecken. Katharina Lohmann versorgt den Nachwuchs zwischendurch mit spannenden Informationen. "Dieser Zapfen ist von einer Küstentanne. Sie hat ein Wurzelsystem, das wie ein großes Herz aussieht, damit bleibt sie auch beim stärksten Sturm stehen."

(erko)
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