Rheinberg Seit zehn Jahren heißt es "Zum Sonntag"

Rheinberg · Am 26. April 2008 erschien in der RP die erste von inzwischen 500 Kolumnen. Autorin war damals die Wallacher Pfarrerin Ulrike Thölke.

 Ulrike Thölke in der Wallacher Kirche. Die Pfarrerin schrieb auch den heutigen "Zum Sonntag"-Beitrag. Es ist ihr 24. in der Reihe.

Ulrike Thölke in der Wallacher Kirche. Die Pfarrerin schrieb auch den heutigen "Zum Sonntag"-Beitrag. Es ist ihr 24. in der Reihe.

Foto: Olaf ostermann

Mit "Gott und die Welt" gibt es seit vielen Jahren in der Samstagsausgabe unseres Lokalteils eine wöchentlich erscheinende Seite für kirchliche Themen. Vor genau zehn Jahren führten wir auf dieser Seite die Kolumne "Zum Sonntag" ein. Woche für Woche schreiben Kirchenfrauen und Kirchenmänner aus unserem Beritt eine Art Mini-Predigt, ein kleines Wort zum Sonntag.

Waren es zu Beginn nur Pfarrer und Pfarrerinnen, so erweiterte sich der Kreis der Autoren mit der Zeit. Auch Pastoralreferenten, Diakone und kirchliche Laien hauten engagiert in die Tasten und beschrieben das Leben in den Gemeinden aus unterschiedlichsten Blickwinkeln. Ob CVJM, Pfadfinder, Kolpingfamilie, KAB oder Frauenkreis - die Reihe lebte und lebt von der thematischen Vielfalt und dem Einfalls- und Erfahrungsreichtum der Schreiber.

Rund 500 Beiträge sind in den vergangenen zehn Jahren erschienen. Einige Autoren haben sich zwischenzeitlich verabschiedet, einige sind verstorben, andere, neue, kamen hinzu. Mittlerweile befindet sich "Zum Sonntag" im 24. Durchlauf. Pro Runde schreiben 20 bis 25 Autoren. Von Beginn an und auch weiterhin dabei sind Heike und Dr. Hartmut Becks (Alpen), Udo Otten (Rheinberg), Uwe Klein (Orsoy), Hans-Joachim Wefers (Xanten) und Wolfgang Derix (Marienbaum).

Auch Carl Dieter Hinnenberg aus Xanten ist ein Mann der ersten Stunde, allerdings war am vergangenen Samstag sein letzter Beitrag zu lesen. Er hört aus Altersgründen auf. Ebenfalls von Beginn an dabei ist Pfarrerin Ulrike Thölke aus der Evangelischen Kirchengemeinde Wallach-Ossenberg-Borth. Sie hat den Zum-Sonntag-Reigen (der anfangs noch "Pfarrers Worte" hieß) am 26. April 2008 eröffnet. Unter der Überschrift "Dinner for one - nein danke!" griff sie damals die Frage eines Konfirmandenvaters auf: "Wozu brauche ich die Kirche?" Ihr heutiger Beitrag auf dieser Seite ist der insgesamt 24. aus ihrer Feder.

Und auf jeden Beitrag habe sie Reaktionen vernommen, versichert die Pfarrerin aus Wallach. "Es gibt immer Rückmeldungen", erzählt sie. "Ich glaube, dass die Leute diese Texte auch deshalb gerne lesen, weil sie meistens kurz gehalten sind." Die "Zum Sonntag"-Beiträge seien dazu geeignet, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Einen Zeitungstext zu schreiben, sei etwas anderes, als eine Predigt für den Gottesdienst am Sonntag zu formulieren, betont die vierfache Mutter. Schon allein deswegen, weil eine Predigt viel länger sei - "Sie dauert bei uns Evangelischen meistens eine Viertelstunde."

Der Ansatz sei in beiden Fällen allerdings ähnlich: "Ich versuche, am Puls der Zeit zu sein, und möchte herausfinden, was die Menschen gerade bewegt."

Für die Predigten unterbreitet die Kirche den Pfarrern Reihen für sechs Jahre, Abschnitte aus dem Alten Testament, aus den Evangelien und Briefen. Daran kann sich der Geistliche orientieren, er muss es aber nicht. Ulrike Thölke: "Ich stelle mich gerne diesen Vorgaben. Weil sonst die Gefahr groß ist, dass man auf Themen zurückgreift, die einem mehr liegen als andere." Im Idealfall gelingt es, aus der für den jeweiligen Sonntag vorgegebenen Bibelstelle eine Brücke zu schlagen zu Ereignissen im eigenen Umfeld.

"Meistens", sagt die Pfarrerin und gewährt damit Einblicke in ihre Arbeitsweise, "schaue ich mir die Bibelstelle schon eine Woche vor dem jeweiligen Sonntag an und gehe dann damit schwanger." Im Laufe der Woche entwickelten sich dann die Gedanken. Eine Predigt schreibt man nicht mal eben so. Sie brauche nicht selten vier Stunden dafür.

Für die gesamte Gottesdienstvorbereitung sind schnell sechs oder auch mal acht Stunden verstrichen, so Thölke, die längere Predigten zwar ausformuliert, das Manuskript aber nur als "Geländer" benutzt. Bei Beerdigungen allerdings verlässt sich Ulrike Thölke auch mal komplett auf die Kunst der freien Rede - jedenfalls dann, wenn sie die Verstorbenen gut genug kannte. Schwierig werde der Job des Predigers, wenn es einem selbst mal nicht gut gehe.

Dann würden Erfahrung und eine professionelle Haltung helfen. Was die Reihe "Zum Sonntag" angeht, so hofft Ulrike Thölke, dass sie noch lange weiterbesteht. Wir Redakteure hoffen das ebenfalls und danken allen Autoren, die die Reihe mit ihren Beiträgen bereichert haben.

(up)
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