Alpen Stadtumbau ohne die Stadtplanerin

Alpen · Anne Casprig (36) verlässt nach nur eineinhalb Jahren das Rathaus in Alpen. Dabei hatte sie durch ihre Arbeit nicht nur den Rat im Sturm erobert, sondern landesweite Aufmerksamkeit erzeugt. SPD attackiert Bürgermeister Thomas Ahls.

 Anne Casprig hat ihren Job "politisch" verstanden. Damit habe sie sich in der Verwaltung wohl nicht nur Freunde gemacht, vermutet SPD-Chef Jörg Banemann.

Anne Casprig hat ihren Job "politisch" verstanden. Damit habe sie sich in der Verwaltung wohl nicht nur Freunde gemacht, vermutet SPD-Chef Jörg Banemann.

Foto: arfi

Die Spatzen pfiffen es längst von allen Dächern. Jetzt hat SPD-Fraktionschef Jörg Banemann als Erster das öffentliche Schweigen gebrochen. Anne Casprig (36) kehrt nach nur knapp eineinhalb Jahren dem Rathaus den Rücken. Dabei hatte die diplomierte Stadtplanerin den Rat im Sturm erobert und mit dem von ihr maßgeblich vorangetriebenen städtebaulichen Wettbewerb in der Region, ja im ganzen Land die Blicke auf Alpen gezogen.

Die Umsetzung des Projekts muss nun ohne sie geschehen. Casprig wechselt zum 1. November in ein privates Planungsbüro nach Düsseldorf. Ihre Gründe möchte sie in der nächsten Woche erläutern. Dann will auch Fachbereichsleiter Walter Adams gemeinsam mit der von ihm geschätzten Noch-Mitarbeitern skizzieren, wie er sicherstellen möchte, dass der Stadtumbau nicht durch die für viele erstaunliche Personalie ins Stocken gerät.

 Jürgen Preuß (l.) und Jörg Banemann gratulierten Petra Schommer.

Jürgen Preuß (l.) und Jörg Banemann gratulierten Petra Schommer.

Foto: SPD

Jörg Banemann, SPD-Partei- und Fraktionschef in Personalunion, griff als Gastgeber des Herbstfestes der Genossen neben den Konfliktthemen Ärztehaus und Haagstraßen-Parkplatz den bevorstehenden Abschied der engagierten, von allen Fraktionen im Rat hochgelobten Stadtplanerin zum Anlass, die Politik von Bürgermeister Thomas Ahls heftig zu attackieren.

Als "gar nicht lustig" bezeichnete Banemann den Rückzug der Stadtplanerin, den sie ihm in einem Telefonat persönlich mitgeteilt habe. "Vielleicht war der frische Wind, den sie mit ihren Ideen und ihrem Wissen ins Rathaus getragen hat, für den einen oder anderen Mitarbeiter zu viel", so der Chef-Genosse. Er vermutet Widerstände in der Verwaltung, die Casprig am Ende veranlasst haben, sich weg zu bewerben: "Man hat ihr das Leben im Rathaus wohl so schwer gemacht, dass sie den Rückzug angetreten hat." Die Befürchtung liege nahe, so Banemann weiter, dass die Gemeinde ohne sie "wieder in ihren Dornröschenschlaf zurückfällt".

Im Zusammenhang mit der Amaliengalerie warf der SPD-Chef dem Bürgermeister vor, dass er "sich zum Schaden der Bürger richtig hat über den Tisch ziehen lassen". Er meine nicht die Baukosten für das fast fertige Ärztehaus, in das die ersten Praxen eingezogen sind, sondern "die Kosten, die durch den Ankauf der Ärzte-Etage und die garantierten Mietkosten entstanden sind im Vergleich zur ortsüblichen Praxis-Miete". Dazu kämen die Kosten für besondere Wünsche der Ärzte und die Miete für die Arztpraxis Anker, die die Gemeinde für mindestens noch drei Jahre zu tragen habe.

Als "echte Fehlplanung" habe sich der neue Parkplatz an der Haagstraße erwiesen, da die Mehrzahl der Mitarbeiter im Rathaus den gar nicht nutzen würden. "Das halbe Rathaus parkt nach wie vor auch bei uns vor der Tür", beschrieb er seine Erfahrungen als Anwohner der Straße Zum Wald. Es gebe erste Anwohner-Beschwerden. "Vielleicht kann ja das neue Hotel, das nebenan entsteht, einige Parkplätze ablösen", setzte Banemann einen ironischen Seitenhieb.

Vorm Essen und der politischen Attacke zum Nachtisch stand beim Herbstfest in der Burgschänke eine Ehrung auf dem Plan: Mit dem designierten SPD-Bundestagskandidaten Jürgen Preuß zeichnete Banemann Petra Schommer für 40 Jahre Treue zur SPD aus.

Preuß nutzte die Gelegenheit, sich und seine Vorstellungen den Alpener Genossen zu präsentieren. Der 53-jährige SPD-Fraktionschef aus Kamp-Lintfort sagte, dass er antreten wolle, "weil wir als Kommunalpolitiker immer wieder an Grenzen stoßen, die durch Bund und Land gesetzt werden". Die Kommunen dürften nicht wie "ungeliebte Schmuddelkinder" behandelt werden, sondern müssten als "der Ort wahrgenommen werden, wo Demokratie und Gemeinwesen direkt erlebbar sind". Er wolle in Berlin "die Stimme der Kommunen sein".

(RP)
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