Rheinberg Stehende Ovationen für furiosen Auftritt

Rheinberg · Pianist Benjamin Moser brilliert in der Rheinberger Stadthalle mit Werken von Gershwin und Rachmaninov.

 Benjamin Moser auf der Bühne der Rheinberger Stadthalle: Mit leichter Hand, großartiger Technik und einer natürlichen Gabe, am Klavier Stimmungen zu erzeugen, fesselte er das Publikum.

Benjamin Moser auf der Bühne der Rheinberger Stadthalle: Mit leichter Hand, großartiger Technik und einer natürlichen Gabe, am Klavier Stimmungen zu erzeugen, fesselte er das Publikum.

Foto: Klaus-Peter Vogel

Wenn sich das Rheinberger Klassikpublikum zu stehenden Ovationen erhebt, dann muss wahrlich schon etwas ganz Außergewöhnliches zu hören gewesen sein. So war es jedenfalls beim zweiten Musikabend der Musikalischen Gesellschaft, den der 36-jährige gebürtige Münchener Benjamin Moser am Klavier mit einem ganz besonderen Programm bestritt.

Der aus einer angesehenen Musikerfamilie stammende Moser hatte sich für sein Stadthallen-Konzert die Werke ausgesucht, die er auch bei den Klavierfestspielen Ruhr zum Besten gegeben hatte - von Rachmaninovs-Liedtranskriptionen über Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" bis hin zu George Gershwin.

Den Auftakt machte Moser mit den drei furiosen "Préluden" von Gershwin, denen er eine wahrhaft swinghaft-belebende Klaviernote verlieh. "Ich hatte das Gefühl, dass da so ein gewisser Blues drin war", erklärte der Pianist danach, was ihn an Gershwin so faszinierte. "Diese erstaunliche Mischung aus klassischer Tradition und Fortschrittlichem", hatte er vor Jahren in New York bei "Porgy&Bess" für sich entdeckt.

Mit leichter Hand, großartiger Technik und einer natürlichen Gabe, am Klavier Stimmungen zu erzeugen, setzte Moser dann mit "The Man I love", dem hinreißenden "Embarceable You" und "Fascinating Rythm" noch die drei Earl-Wild-Fassungen nach.

Danach brillierte er mit seinem natürlichen Spiel bei den "Cinque préludes" von Sergei Rachmaninov - vom lyrisch-vertärumten A-Dur-Opus 32,9 über das dramatische h-Moll op. 32,10 hin bis zu dem temporeich-anspruchsvollen gis-Moll op 32,12.

Nach der Pause machte sich Moser dann an Modest Musssorgskys "Bilder einer Ausstellung", die auf eine echte Bilderausstellung des verstorbenen Architekten Viktor Hartmann zurückgehen: mit der das Werk gliedernden berühmten "Promenaden"-Melodie, dem dissonanten "Teufelsinterval" bei der "Darstellung des "Gnomus"-Fabelwesens oder der melancholischen Troubadour-Ballade zum "Alten Schloss". Brilliant deutete Moser dabei die Zeichnung einer Ballettszene mit Staccati, Vorschlägen und Trillerketten aus. Kindlich verspielt geriet das Klangbildnis "Tuileries - Dispute d'enfants après jeux". Und der Schluss wurde mit dem "Großen Tor von Kiew" zum furiosen Triumph für den Musiker.

Eine Steigerung schien nicht möglich, aber die drei Zugaben - Robert Schumanns feinsinnig interpretiertes "Von fremden Ländern und Menschen", der stakkato-hüpfende dritte Prokowjev-Satz aus seiner siebten Sonate und das hinreißende Brahms-Lied "Schlaf sanft, mein Kind" - gaben den Zuhörern umso mehr einen Eindruck von Mosers Extraklasse am Klavier.

(aflo)
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