Alpen Tennishalle: Die ersten Familien sind da

Alpen · Alpen hat die Tennishalle in Rekordzeit zur Erstaufnahme-Einrichtung umgerüstet. Zwei Flüchtlingsfamilien aus Syrien sind eingezogen. Die Gemeinde ist froh, dass sie ein wenig Luft hat bei der Unterbringung von Neuankömmlingen.

Nach einer langen Flucht aus Syrien ist Talal Mainuof (Brille) froh, dass er mit seiner Familie in Alpen angekommen ist und nun in Sicherheit ist - wenn auch in recht bescheidenen Verhältnissen.

Nach einer langen Flucht aus Syrien ist Talal Mainuof (Brille) froh, dass er mit seiner Familie in Alpen angekommen ist und nun in Sicherheit ist - wenn auch in recht bescheidenen Verhältnissen.

Foto: Olaf Ostermann

Ein Ledergürtel um den Griff am Eingang der Tennishalle lässt die Tür einen Spalt auf. Von drinnen dringen unbeschwerte Kinderstimmen. Die Sprache ist fremd. Im Flur schlendert ein junger Mann in Unterhemd und Trainingshose offenbar zum Duschen. Eine Frau mit Kopftuch schaut um die Ecke, erwidert freundlich den Gruß. Zwei syrische Flüchtlingsfamilien mit je drei Kindern haben inzwischen in der Tennishalle für den Übergang ein Dach über den Kopf gefunden - sehr schlicht, aber warm, trocken und sicher. In einem Kraftakt ist es der Gemeinde, die die Halle gekauft hat, mit Hilfe des Bauhofes und örtlicher Handwerker in Rekordzeit gelungen, die Sporthalle zur "kommunalen Erstaufnahmeeinrichtung" umzurüsten. Nur auf einem der drei Felder wird noch Tennis gespielt.

"Wir sind sehr froh, dass wir nun einen Puffer haben und Neuankömmlinge so lange hier anständig unterbringen können, bis wir eine dauerhafte Bleibe gefunden haben", sagt Ludger Funke, im Rathaus Leiter Fachbereiches Soziales.

Der grüne Hallenboden ist mit OSB-Platten ausgelegt. Auch die Wände sind hölzern, für bisher ein halbes Dutzend, rund 20 Quadratmeter große Kabinen, die in Reihe angelegt sind - Platz für gut zwei Dutzend Personen. Am Ende können es gut doppelt so viele sein. Braune Vorhänge, einst Ballfänge, sichern ein wenig Privatsphäre. Mobiliar: Feldbetten, ein Spint, ein kleiner Tisch und ein Kühlschrank. In der Halle ist die Installation für Frisch- und Abwasser erfolgt. Hausmeister Christoph Schmitz hat gestern die Waschmaschinen angeschlossen. Zur Körperpflege stehen die Umkleideräume offen. Duschen und Toiletten machen einen tadellosen Eindruck. Die Mahlzeiten werden angeliefert und in der Tennisklause serviert. Pächterin Elke Kottwitz kümmert sich statt um die neuen Gäste. Essenszeiten sind in drei Spachen, auch in arabischen Schriftzeichen, auf einem Blatt an der Wand notiert. Gestern gab's aus der Wärmebox Hühnersuppe, Reis, Fladenbrot und Pudding zum Nachtisch. Epistam Atallah, einst aus Palästina nach Alpen gekommen, sorgt als Dolmetscherin für reibungsloses Verständnis. Um zu Tisch zu rufen, reicht die Zeichensprache, aber Regeln des Zusammenlebens sind so nicht zu vermitteln. So hat Elke Kottwitz gehört, dass ihre Gästen nicht möchten, "dass ich so viel Arbeit habe". Alle würden mithelfen. Tisch decken, abräumen und abputzen. "Die sind ja nicht im Hotel", sagt die Gastronomin, "das klappt toll".

Die Flüchtlingshilfe sorgt dafür, dass Eltern und Kinder Deutsch lernen. "Wir sind dankbar über jede Form von Unterstützung", so Ludger Funke, der wöchentlich ein knappes Dutzend Neuankömmlinge unterbringen muss. Thomas Jansen als Vertreter des Bürgermeisters ergänzt: " Derzeit sind pragmatische Lösungen, keine bürokratischen Hemmnisse gefragt." Aber es wäre gut, "wenn die Landesmittel schnell fließen". Die Anstrengungen für nun 140 Flüchtlinge kosten. Nicht nur die Unterbringung geht ins Geld, sondern auch die Betreuung. Das Sozialamt wurde personell verstärkt, ein Hausmeister eingestellt, und es gibt Überlegungen für hauptamtliche Sozialarbeit.

Da ist die Neuausrichtung der Satellitenschüssel auf dem Dach eine Kleinigkeit. "Die Familien würden im Fernsehen gern Nachrichten aus der Heimat empfangen", so Elke Kottwitz, die schnell in ihre Aufgabe hineinfindet. Sie weiß, dass heute Opferfest ist: "Trotzdem steht Deutsch auf dem Stundenplan."

(RP)
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