Rheinberg Tiefgründiges Kabarett im Adler

Rheinberg · Jess Jochimsen deckte mit feinem Humor paradoxe Denkmuster auf.

 Jess Jochimsen.

Jess Jochimsen.

Foto: Adler

Jess Jochimsen ist es für die Jahreszeit definitiv zu laut, weshalb er sein Programm auch derart getauft hat. In der Kulturkneipe Schwarzer Adler ging der gebürtige Münchener, der in Baden-Württemberg wohnt, der Frage auf den Grund, weshalb Wachstum und Fortschritt immer Lärm bedeute. Eingebettet in sein Kabarettprogramm lieferte er verschiedene Lösungsansätze. Dabei präsentierte er nicht das klassische, kabarettistische Hochgeschwindigkeitsfeuerwerk, sondern guten, tiefgründigen und feinen Humor, der zum Nachdenken anregte.

In seinem Programm deckt Jess Jochimsen immer wieder paradoxe Denkmuster auf. Jochimsen spielte mit der Skurrilität widersprüchlicher Aussagen beispielsweise im Bezug auf Flüchtlinge und karikierte so das teilweise einseitige Denken, das viel Menschen im Bezug auf dieses Thema an den Tag legen. "Ich bin kein Rassist, aber ...",. heiße es oft. Jochimsen verstehe diesen Satz nicht, fragte sich, weshalb das kleine Wörtchen "aber" hinzugefügt werde. "Was ist, wenn ich jemand im Wald treffe, der sagt, er sei kein Serienmörder, aber ...", so der Kabarettist über die eigentlich sinnfreien "Aber"-Aussagen.

Aber nicht nur schwere Themen pointierte der Komiker. Auch Facebook und seine Jüngerschaft bekamen ihr Fett weg. "Auf Facebook steht, dass Claudia Heuschnupfen hat. 47 Leuten gefällt das", sagte er und skizzierte so die heutige mitteilungssüchtige Gesellschaft.

Der Mann auf der Bühne hatte nicht nur Wortwitz im Gepäck, sondern auch zahlreiche Musikinstrumente. Und so trällerte er mit Hilfe des Akkordeons, einer Gitarre und einem Mini-Vibraphon satte vier Lieder. Das Frühlings-, das Sommer-, das Herbst- und das Winterlied. Farbenfrohe poetische und humorvolle Texte über die heutige, laute Wachstumsgesellschaft begeisterten. Gut kamen beim Adler-Publikum auch die Bilder an, die er in einem Diavortrag zeigte. Skurrile Wortfindungen, die er unter anderem auf Häuserwänden, Werbeplakaten oder Schildern gefunden und fotografiert hatte, sorgten für jede Menge Belustigung im Vierbaumer Kulturkneipen-Saal.

(RP)
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