Rheinberg Trinkwasser: Die Kündigung spaltet

Rheinberg · KWW-Gesellschafter Alpen, Sonsbeck und Xanten setzen sich durch. Rheinberg beugt sich der Mehrheit.

 Thomas Ahls, Sprecher der Gesellschafter: "Keine große Nummer."

Thomas Ahls, Sprecher der Gesellschafter: "Keine große Nummer."

Foto: Christoph Reichwein

Die Niag und deren Partner Aqua Remondis werden ab 2019 kein Trinkwasser mehr an die Haushalte in Rheinberg, Alpen, Sonsbeck und Xanten liefern. Die vier Kommunen wollen die Versorgung selbst in die Hand nehmen. Das Quartett ist Gesellschafter der Kommunales Wasserwerk GmbH (KWW) mit der Muttergesellschaft Kommunaldienste Niederrhein Holding GmbH (KDN). Die KWW-Gesellschafterversammlung hat jetzt beschlossen, den Vertrag über die "Geschäftsbesorgung" mit der Niag zum 31. Dezember 2018 zu kündigen (RP berichtete).

Doch es geht ein Riss durch die kommunale Familie. Der Beschluss, die Zusammenarbeit zu beenden, fiel nicht einstimmig. Während Xanten, Alpen und Sonsbeck das Heft Wasserversorgung allein in Händen halten wollen, sind die Vorbehalte in Rheinberg über alle Fraktionsgrenzen hinweg groß. Auch wenn es in der gestern veröffentlichen Mitteilung der vier Bürgermeister heißt, dass "bestehende Ratsbeschlüsse Grundlage der Entscheidung" seien. Frank Tatzel (Rheinberg), Thomas Ahls (Alpen), Heiko Schmidt (Sonsbeck) und Thomas Görtz (Xanten) betonen, dass sie nicht unzufrieden mit der Niag seien. Vielmehr wolle man künftig stärker interkommunal zusammenarbeiten, gegebenenfalls auch im Abwasserbereich. Und das unabhängig. "Die Kündigung folgt demnach dem Grundgedanken der Gesellschafter, wichtige kommunale Angelegenheiten der Daseinsfürsorge für ihre Bürger in ihrem Einflussbereich zu halten und in ihrem Sinne zu entwickeln", schreiben die Bürgermeister.

Um einen Verkauf an private Anbieter zu verhindern, wurde seinerzeit das Wasserwerk vom Kreis in kommunale Hand übernommen. Dem rund einen Dutzend Mitarbeitern werde angeboten, unter neuer Flagge unter alten Bedingungen weiterzuarbeiten. Auch für die Bürger werde sich nichts ändern. Auf den Wasserpreis und den Service habe die Veränderung keine Auswirkungen, sagte Thomas Ahls als Sprecher der Gesellschafterversammlung. Zuletzt sei nur noch die Personalabrechnung bei der Niag gewesen. "Somit ist die Veränderung keine große Nummer mehr."

Niag-Vorstand Peter Giesen hatte in Rheinberg angeboten, dass bei einer weiteren Zusammenarbeit nicht zwangsläufig die Niag den KWW-Vorstand stellen müsse. Zudem sicherte er zu, eine mögliche Defizitabdeckung von 100.000 Euro pro Jahr zu übernehmen. Für Ahls lediglich eine "buchhalterische, also eine rein theoretische Größe".

Frank Tatzel machte deutlich, dass er wie die anderen Rheinberger Vertreter der Gesellschafterversammlung, Brigitte Devers (CDU) und Hans-Jürgen Scherhaag (SPD), gegen die Kündigung gestimmt habe. Tatzel: "Ich habe deutlich gesagt, dass wir der Ablehnung unseres Rates folgen." Für ihn sei wichtig, "dass bald gesagt wird, was ab 2019 kommen soll. Das muss erklärt werden". Wie die KWW-Zukunft im Detail aussehen wird, bleibt vage. Konkret wurde Ahls in einem Punkt. Die Nachfolge von Geschäftsführer Otfried Kinzel, der Mitte 2018 in den Ruhestand geht, wird nun ausgeschrieben. Der oder die Neue soll den Job schon am 1. Januar 2018 antreten. Dann sei genug Zeit, sich einzuarbeiten und aus der Geschäftsbesorgung eine kommunale Geschäftsführung zu machen.

(RP)
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