Rheinberg Vdelli live im "Adler": Blues an der Grenze zum harten Rock

Rheinberg · Das Trio aus dem australischen Perth spielte in Vierbaum das vorletzte von 25 Europa-Konzerten. Das hätte auch Bon Scott gefallen.

Die australische Stadt Perth bringt man erst auf den zweiten Blick mit Rock'n'Roll in Verbindung. Und das ist dem 1980 verstorbenen AC/DC-Sänger Bon Scott zu verdanken, dem zu Ehren ein Denkmal in seiner Heimatstadt errichtet wurde. Hätte Scott länger gelebt, hätte er der Band Vdelli ganz gewiss ein offenes Ohr geschenkt. Das Trio kommt ebenfalls aus Perth, spielt Blues-Rock an der Grenze zum Hardrock und ist "all over the world" live zu hören. Am Wochenende kamen die Rheinberger in den Genuss und hatten nachher allen Grund zu schwärmen. Vdelli zeigten sich vor rund 100 Zuhörern in Bestform.

Das Konzert im Schwarzen Adler war das vorletzte von 25, die die Band in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Holland und Dänemark gegeben hatte. Michael Vdelli (Gitarre, Gesang), Leigh Miller (Bass, Gesang) und Ric Whittle (Drums) hatten ihre Röhren in Europa schön warmlaufen lassen und warfen nach einem ruhigen Beginn gleich den Turbo an. Bei "Change the view" etwa vom neuen Album "Higher" rockte es gewaltig. Aber der langhaarige Michael Vdelli, dessen Stimme genau so zerrt und rockt wie seine Gitarre, liebt die Gegensätze. So folgt auf hart butterweich, auf kernige Rockriffs ein wachsweicher Slow-Blues, bei dem er sich lautstärkemäßig immer weiter runterpegelt, bis er seine Gibson Les Paul unverstärkt anschlug und ohne Mikrofon sang. Ein Gänsehaut-Moment an diesem Abend. Michael Vdelli - ein bühnenerprobter Vollblut-Musiker, der auch ohne die Rückendeckung dicker Verstärkeranlagen überzeugt. Gleiches gilt für seine beiden Musikerkollegen an Bass und Schlagzeug. Auch sie verstehen ihr Handwerk. Nach der Pause geht es "unplugged" weiter. Akustisch. Mit Wanderklampfe und Barhocker. Michael Vdelli singt unter anderem den anrührenden Song "A rainy night in Georgia" Eine Erinnerung an die Zeit, als der heute 43-Jährige mit seinem Vater durch die australischen Blues-Clubs tingelte. Auch "A dark and lonely place" kommt schön locker aus der Hüfte. Bei diesem und einigen anderen Songs greift auch der Tourmanager zur akustischen Gitarre: Der deutsche Marc Raner hat die australische Band auf ihrer Tournee begleitet. Auf der Bühne fügt er sich wunderbar ins Gefüge ein. So pendeln die Vdellis zwischen den Extremen und überzeugen in jeder Disziplin. Mitunter leben auch die einzelnen Songs von Gegensätzen. Es folgen ruhige, coole Passagen auf hammerharte schneidende Soli. Vdelli-Fans mögen das und verlassen den Adler-Saal nicht, ohne sich eine Zugabe erklatscht zu haben.

(RP)
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