Alpen Das Herz von Veen, es schlägt nicht mehr

Alpen · Das Krähendorf war sein Leben: Charly Schweden, der Schulmeister, Kirchenmann, Sportler, Karnevalist und Kommunalpolitiker, ist gestern nach schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren gestorben. Er war eine Institution.

 Charly Schweden: Die RP-Leser wählten ihn zu "Unserem Besten".

Charly Schweden: Die RP-Leser wählten ihn zu "Unserem Besten".

Foto: ARFI

Seine sonore, Stimme, sein kameradschaftlicher Händedruck, seine aufmunternden Worte, seine stets freundliche Art - alles das wird fehlen. Charly Schweden - den "Karl-Wilhelm" gab es nur offiziell - hatte noch so viel vor. 90 Jahre hätte er werden können, ohne sich auch nur einen Tag, eine Stunde zu langweilen. Wenn sein Körper mitgespielt hätte. Doch die heimtückische Krankheit, die ihn ereilte, war einfach nicht zu besiegen. Das ganze Leid, sein körperlicher Verfall, alles das war ihm in den vergangenen Monaten anzusehen. Gestern ist Charly Schweden gestorben. Am 28. Oktober wäre "Mister Veen" 67 Jahre alt geworden.

Veen ohne Charly Schweden? Eigentlich unvorstellbar. Das Krähendorf hat ganz eigene Gesetzmäßigkeiten und Vorstellungen davon, wie man lebt, wie man feiert und wie man streitet. In diesem Mikro-Kosmos war er der Mittelpunkt, hier hat Schweden gelebt, gewirkt, gehandelt. Keine Frage: Veen war sein Leben. Er hat das das Dorf geliebt.

 Als Karnevalist der Veenze Kräje.

Als Karnevalist der Veenze Kräje.

Foto: Fischer, Hohl

Zählte man alle seine Ämter, Positionen und Verdienste auf, so käme ein Roman dabei heraus. Er war halt immer und überall dabei. Er war Sportler, über Jahre hinweg aktiver Fußballer mit mehr als 250 Pflichtspieleinsätzen und seit vielen Jahren 1. Vorsitzender von Borussia Veen. Er war Kirchenmann, ein engagierter Streiter im Kirchenvorstand von St. Nikolaus. Er war Karnevalist, hat als Jugendlicher schon in der Bütt gestanden und war lange Sitzungspräsident der Veenze Kräje. Er war Politiker, CDU-Ratsmitglied und im Vorstand des Gemeindeverbands. Und er war natürlich als Ortsvorsteher von Veen eine Instanz, eine Institution.

 Zusammen mit seinem Onkel auf der "Schwedenstraße".

Zusammen mit seinem Onkel auf der "Schwedenstraße".

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Charly Schweden war auch in der Veener Schützenbruderschaft und im Veener Reiterverein, er war Schiedsmann. Nicht unter den Tisch fallen darf das Engagement für das Ferienlager, das Jahr für Jahr von Borussia Veen und der Kirchengemeinde für Kinder und Jugendliche ausgerichtet wird. Und dann gab es noch den Lehrer Charly Schweden. Nein, unterrichtet hat er nicht in Veen, sondern in Büderich und in den vergangenen Jahren zusätzlich auch in Ginderich. Nach einer Ausbildung bei der Gemeinde Alpen entschied er sich für ein Lehramtsstudium. Er war bis zu seiner Pensionierung im Sommer dieses Jahres Rektor der Grundschule Büderich/Ginderich. Aber Rektor hörte er nicht so gerne: "Ich bin Schulmeister", hat er immer gesagt. Auch an der Schule war er ein Vermittler, ein Impulsgeber. Kinder, Eltern und Kollegen - sie lagen ihm alle am Herzen. An vielen Matthematikbüchern für die Grundschule hat er mitgewirkt, sie tragen seine Handschrift.

 Mit HG Conrad beim Richtfest für die Umkleide von Borussia Veen.

Mit HG Conrad beim Richtfest für die Umkleide von Borussia Veen.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

Die Nachricht vom Tode des geschätzten Veeners machte gestern schnell die Runde. Die Betroffenheit war groß. Wir können nur darüber spekulieren, was Charly Schweden gerne auf seine letzte Reise mitgenommen hätte. Ganz sicher aber die schönen Erinnerungen an seine Frau Monika, an seine Kinder und Enkel, an viele Freunde, Nachbarn, Wegbegleiter. Und ganz sicher hat er auch ein Stück seines geliebten Dorfes Veen mitgenommen: die Gerüche der Äcker, den Klang der Kirchenglocken von St. Nikolaus, das Jubeln über ein Tor seiner Borussia und den Geschmack eines frisch gezapften Bieres bei Ralf Terlinden an der Theke. Es ist, als hätte das Herz von Veen aufgehört zu schlagen.

(RP)
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