Rheinberg Vielschichtiger Charakter in vier Varianten

Rheinberg · Der Literaturkurs des Amplonius-Gymnasiums spielte "Die Radikalisierung des Bradley Manning".

 Der homosexuelle Manning erlebte immer wieder Gewalt.

Der homosexuelle Manning erlebte immer wieder Gewalt.

Foto: Peschges

Bradley Manning ist... ein Soldat, ein Held, ein Transvestit!? Der Frage wer oder was Bradley oder Chelsea Manning nun ist, sind 21 Schüler des Literaturkurses vom Amplonius-Gymnasium in Rheinberg nachgegangen. Manning wurde im Jahr 2010 mit dem Verdacht festgenommen, dass er geheime militärische Dokumente der Website Wikileaks zugespielt habe.

Darunter befand sich auch ein Video, das US-Soldaten bei einem Luftangriff auf irakische Zivilisten zeigt. Rund ein Dutzend Menschen sterben und Jahre später befindet ein Militärgericht die Schützen für nicht schuldig. Manning hingegen wird für die Weitergabe der Dokumente zu 35 Jahren Haft verurteilt und will fortan nur noch Chelsea genannt werden, da er sich seit seiner Jugend als Frau fühlt. Das Stück durchleuchtet diesen intelligenten, jungen Mann, der einerseits in der Schule wegen seiner Andersartigkeit gemobbt wird und auf der anderen Seite entschlossen einen universitären Abschluss anstrebt, um als IT-Spezialist arbeiten zu können. Dafür nimmt er auch den harten Drill beim Militär auf sich.

Basierend auf dem Skript von Tom Price, interpretieren die Schüler unter der Leitung von Sencan Tasci und Holger Runge "die Radikalisierung des Bradley Manning" im "Kultpool" in Rheinberg neu. Die Hauptrolle ist dabei gleich viermal besetzt. Klaas Herchert, Steffen Aulich, Vincent Gallwitz und Henrike van Briel spielen den vielschichtigen Charakter Manning in verschiedenen Lebensstadien. Parallel zu dessen Schulzeit verläuft sein Eintritt ins Militär sowie sein Leben als IT-Spezialist. Er wird dabei stets begleitet von Beleidigungen über seine Homosexualität durch Mitschüler, Kameraden und Kollegen.

Besonders hart trifft es Chelsea Manning, nun gespielt von einer Schülerin, im Gefängnis. Dort erfährt sie viele Arten psychischer Gewalt. Dass das Stück einen insgesamt so gewaltigen Eindruck hinterlässt, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Schüler auch durch außerschulisches Engagement ausgezeichnet haben und sich mit sichtlicher Begeisterung an der Umsetzung des Projektes beteiligten.

So schafften die Akteure es, in die Schulzeit des Bradley Manning einige komische Momente einzubringen, die das Stück umso abwechslungsreicher machten und einen guten Ausgleich zu dem parallel gezeigten militärischen Drill boten. Somit fanden es alle doch sehr schade, dass nach einem Jahr Vorbereitung nun beide Aufführungen vorbei waren.

(RP)
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