Rheinberg Volltreffer - Kirche ist nix für Feiglinge

Rheinberg · Kabarettistin Sabine Henke hat die mit ihrem scharfzüngigen Programm die Gemeindewoche im Pfarrheim St. Anna eröffnet. Die steht unter dem Leitwort "Baustelle".

Die "Baustelle" ist eröffnet. Und wie! Die Gemeindewoche der Kirchengemeinde St. Anna bot gleich zu Beginn eine ordentliche wie scharfzüngige Packung Kabarett mit Sabine Henke. "Kirche ist nix für Feiglinge" lautete der Titel ihres wortwitzigen Programms, bei dem sie entlarvt, von rechts nach links dreht und dabei immer den Nagel auf den Kopf trifft.

In verschiedenen Rollen sagt Sabine Henke das, was mancher still denkt. Dass ihr Publikum im Pfarrheim St. Anna überwiegend weiblich war, kam ihr gerade gelegen. Sind es nicht diese Ehrenamtlerinnen, die Kirche beleben, in jeglicher Hinsicht, ohne die Kirche nicht funktionieren würde?

Sabine Henke kennt die Duftkomponenten, die Ehrenamtlerinnen umweht. "Ein Duft mit jeder Menge Hirnschmalz, Kreativität, Kaffee, Würstchen und Engagement", sagt sie. Eine Mischung, die ihr in den vielen Gemeinden entgegenschlägt. Von Bayern bis Dortmund - Lust und Last mit der Kirche präsentiert sich überall gleich.

In der Rolle der Reisenden aus dem schönen Bayern, schick im langen Dirndl, bittet sie ihr Publikum zunächst um Hilfe, denn sie habe ihre Reisegruppe verloren. Kaum dass als ihre Mitreisenden eine Rheinberger Kirche entdeckt hätten, wäre es um die Damen schon geschehen gewesen. Rheinberg könne sich mit seinen Kirchen glücklich schätzen.

Sabine Henke ist dann schon mitten in ihrem Thema, das sich auf den Wandel im kirchlichen Umfeld konzentriert. Ihr, in der Rolle der katholischen Bayerin Kirchmeyer, wurde sogar die Kirche im Ort abgerissen. "Erst fusioniert, dann vermehrzweckt und dann abgerissen, weil das Gebäude nicht so frequentiert war", beschreibt sie in Kurzform das, was an manchen Orten mit Kirchgebäuden geschieht. Auf ehemaligem Kirchboden entsteht dann eine Altersresidenz, "die wir uns im Alter gar nicht leisten können", so Sabine Henke. Angeboten wird in Ermangelung einer eigenen Kirche ein Shuttlebus in den 35 Kilometer entfernten Ort.

Schon landet sie beim nächsten personalpolitischen Thema, den Mimis. "Kennen Sie nicht? Das sind Mitarbeiter mit Migrationshintergrund", erläutert sie dem Publikum. In ihrem Bayern sei das ein junger Mann aus Kenia, der Schorsch. "Er kommt auch viel besser mit unseren Temperaturen hin. Wir feiern jetzt vielmehr Freiluftgottesdienste. Wenn der Schorsch schwitzt, dann glänzt der so schön."

Die Rundumschläge sitzen mittig, wenn Henke über aktive Handarbeitsgruppen spricht, die emsig an Klorollenschonern mit Klöppelspitze für den Basar arbeiten - und für das nahende Lutherjahr sogar mit einer Luther-Rose. Eine Zierde, die den Damen allerdings von höherer Stelle verwehrt wurde. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort