Rheinberg Von der Schulbücherei zur "Schmökerei"

Rheinberg · Der neu gestaltete Raum in der Grundschule am Bienenhaus in Millingen ist ein wahres "Multitalent": Die Lesestube dient als Rückzugsgelegenheit für Schüler und ermöglicht Gruppen oder einzelnen Schülern konzentriertes Arbeiten.

 Die Freunde Alex und Felix (v.l.) schnappten sich gleich ein Delfinbuch, und auch Lena (rechts, ebenfalls aus der Klasse 4a) genoss die "Schmökerei". Hinten Vorlesepatin Claudia Weber (sitzend) und Leseoma Emmi Meihack.

Die Freunde Alex und Felix (v.l.) schnappten sich gleich ein Delfinbuch, und auch Lena (rechts, ebenfalls aus der Klasse 4a) genoss die "Schmökerei". Hinten Vorlesepatin Claudia Weber (sitzend) und Leseoma Emmi Meihack.

Foto: Olaf Ostermann

Aus einer bleischweren Wolkendecke regnete es gestern Vormittag ohne Unterlass. Perfekte Wetterbedingungen also, um es sich gemütlich zu machen, die Nase ganz tief in ein Buch zu stecken und das Kopfkino einzuschalten. So machten es auch zahlreiche Schüler der Grundschule Am Bienenhaus Millingen, die sich über ihre neu gestaltete "Schmökerei" freuten. Die zehnjährige Franziska hatte es sich schnell gesetzt und war ganz in "Die wilden Hühner und das Leben" versunken, ohne sich um den Betrieb um sie herum zu stören. Fantasiegeschichten oder Spannendes verschlingt sie regelmäßig. Auch für die bevorstehenden Ferien hat sie schon genügend "Material" zusammengestellt.

"Seit vier Jahren bin ich an dieser Schule, seit vier Jahren arbeiten wir daran, den Raum der Schulbücherei so zu gestalten, dass er zum Lesen anregt - jetzt ist das Ziel erreicht", freute sich Schulleiterin Jasmin Brune gemeinsam mit den Kindern. Unzählige Kinderbuchklassiker und viele neue Schmöker stehen ordentlich sortiert in nagelneuen Regalen und Schränken, die unter anderem von einer Spende des Kamp-Lintforter Sanitätshauses Hodey angeschafft wurden.

Große und gemütliche Sitzkissen laden nicht nur zum Lesen ein, sondern bieten auch Rückzugsmöglichkeiten für Schüler des Ganztags. Kleine Tische mit Stühlen sollen konzentriertes Arbeiten ermöglichen. An einer Wand: ein Mosaik aus Sternenbildern, das die Schüler bei der letzten Projektwoche selbst gefertigt hatten. Die angrenzende Wand ziert ein überdimensionaler "Bücherwurm", der deutlich macht, worum es in diesem Raum geht. "Neben Spenden steckt in der neu gestalteten Schulbücherei auch viel Eigenleistung wie zum Beispiel die Wandbemalung", betont Jasmin Brune. Immer mittwochs in der ersten großen Pause steht die Tür zur "Schmökerei" offen, damit sich die Schüler mit Lesestoff versorgen können. "Im Anschluss daran ist Vorlesestunde", berichtet Schulleiterin Brune.

Jede Woche kommt eine andere Klasse in den Genuss der Vorlesemuttis und -omis. Ein Team von bislang sieben Damen entführt die Kinder in eine andere Welt. Drei davon sind Silke Gietmann, in deren Händen auch die Organisation der "Schmökerei" liegt, Emmi Meihack und Claudia Weber. "Man bekommt einfach so viel zurück, letztens hat mich ein fremdes Kind einfach umarmt", erzählt Vorlese-Omi Emmi Meihack ganz gerührt. Und Claudia Weber, deren Sohn die dritte Klasse der Millinger Grundschule besucht, ist überzeugt, dass das Lesen und Vorlesen wichtiger Ausgleich zu Smartphone und Tablet ist. "So lernen die Kinder, die eigene Phantasie zu entwickeln und sich für bestimmte Zeit ausschließlich auf eine Sache zu konzentrieren", berichtet Weber.

(RP)
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