Alpen Von Wahlmüdigkeit keine Spur

Alpen · Die Wahllokale meldeten schon früh eine hohe Wahlbeteiligung. Für die ehrenamtlichen Helfer gab es neben einer kleinen finanziellen Anerkennungsprämie - das Erfrischungsgeld - eine Urkunde des Bundesinnenministers.

 Die ersten Wähler standen schon morgens um acht Uhr vor den Wahllokalen und begehrten Einlass. Tagsüber bildeten sich teilweise Warteschlangen vor den Kabinen. Der Ansturm riss nur vorübergehend zur Mittagszeit und dann wieder am späten Nachmittag ab.

Die ersten Wähler standen schon morgens um acht Uhr vor den Wahllokalen und begehrten Einlass. Tagsüber bildeten sich teilweise Warteschlangen vor den Kabinen. Der Ansturm riss nur vorübergehend zur Mittagszeit und dann wieder am späten Nachmittag ab.

Foto: Olaf Ostermann

Der Sonntag beginnt für Carsten Brezinkar und seine sechs Mitstreiter schon um 7.15 Uhr. Dann trifft man sich vor dem Wahllokal in Borth, um für den erhofften Ansturm alles bereitzulegen beziehungsweise aufzustellen. Zwei Wahlkabinen, der Ordner mit den Namen der Wahlberechtigten, die Wahlzettel und natürlich die graue Wahlurne. Um Punkt acht Uhr öffnen sich die Pforten; der erste Wähler steht zu diesem Zeitpunkt schon vor der Tür. Ein Mann Mitte 20, der vor der Arbeit noch schnell seine Kreuzchen machen will. Von da an geben sich die Wähler die Klinke in die Hand, zeitweise bilden sich Schlangen vor den Kabinen. Die Bundestagswahl hat die Menschen mobilisiert.

Gegen 13 Uhr zieht Brezinkar eine erste Zwischenbilanz. "Wir sind sehr zufrieden", sagt er mit Blick auf seine Strichliste, auf der er die abgegebenen Stimmen notiert hat. Rund 55 Prozent beträgt zu diesem Zeitpunkt die Wahlbeteiligung. Ohne die vielen Briefwähler; deren Zahl liegt mit 21,6 Prozent in dem Wahlbezirk über dem Wert der letzten Bundestagswahl, als es 17 Prozent waren.

"Meine Güte, das ist lang wie eine Tapetenrolle", ertönt es hinter der Trennwand einer Wahlkabine. 23 Parteien werben um die Gunst der Wähler, dazu sechs Direktkandidaten. Dementsprechend lang ist der Wahlzettel, groß ist die Auswahl. Um Punkt 18 Uhr werden die Türen kurz geschlossen als Zeichen dafür, dass der Wahlakt beendet ist. Wer dann noch rechtzeitig im Wahllokal ist, darf seine Stimme abgeben. Wer aber nach dem Gongschlag noch schnell reinhuschen will, kommt zu spät. Nichts gilt mehr. Nach diesem symbolischen Akt öffnet Carsten Brezinkar aber wieder die Türen, denn die Auszählung ist öffentlich.

Nur anderthalb Kilometer weiter in Alpen-Drüpt leitet mittags der Duft von gebratenem Fleisch den Weg zum Wahllokal. Ausnahmeweise hat das Steakhouse Fidos schon um halb acht Uhr aufgeschlossen, um das Wahlteam hereinzulassen. 101 Männer und Frauen aus dem ort haben Briefwahlunterlagen beantragt, von den verbleibenden 346 Wählern haben um 13:20 Uhr bereits 165 abgestimmt. Also auch hier eine gute Quote. "Für uns war schon lange klar gewesen, was wir wählen", sagen Ivonne und Andreas Damm hinterher. Man hätte sich ein wenig mehr Pepp im Wahlkampf gewünscht, meinen beide. Zum Beispiel dass Kanzlerin Merkel zu einem zweiten Rededuell gegen ihren Herausforderer Martin Schulz angetreten wäre. "Das wäre interessant gewesen", meint Andreas Damm.

Plakate der Parteien vor den Wahllokalen sind nicht erlaubt. Allenfalls an den angrenzenden Straße stehen oder hängen vereinzelt Konterfeis der Kandidaten. Dafür gabe es im Vorfeld der Wahl ausreichend Möglichkeiten, sich über die Parteien und ihr Programm zu informieren. Daniel Zimmer zum Beispiel hat vor allem das Angebot im Internet genutzt, sich am Wahl-o-Mat beteiligt und sich in den sozialen Medien umgeschaut, ehe er seine Wahlentscheidung trifft. Er gehörte lange Zeit zur Gruppe der Unentschlossenen. "Ich habe meine Meinung in den letzten Tagen immer wieder geändert", sagt der 19-jährige angehende Student und Erstwähler, nachdem er im Gebernus-Haus in Sonsbeck aus der Wahlkabine herauskommen ist. Nein, er könne nicht sagen, dass der Wahlkampf langweilig gewesen sei. Für ihn ist die außenpolitische Situation mit den Konflikten zwischen den USA, Nordkorea und Russland das wichtigste Thema gewesen.

Gummibärchen und Schoko stehen auf dem Tisch der Wahlhelfer in der Xantener Hagelkreuzschule. Bürgermeister Thomas Görtz hat am Vormittag alle Wahllokale abgefahren und das Erfrischungsgeld für die fleißigen Helfer gebracht, 35 Euro für den Vorsteher, 25 Euro für die anderen Helfer. Das ist nicht viel für den doch so wohlverdienten Sonntag, aber mehr als in so manch anderer Kommune. Als kleines Bonbon gibt es in allen Wahllokalen landauf, landab erstmals ein kleines Dankeschön des Bundesinnenministers in Form einer Urkunde "als Anerkennung für den ehrenamtlichen Einsatz".

Auchin der Domstadt lässt die Resonanz auf eine gute Wahlbeteiligung hoffen, von Wahlmüdigkeit unter den 17.427 Stimmberechtigten keine Spur. "Die Menschen nehmen die Demokratie wichtig", resümiert Görtz. Stunde später tickert er die nächste freudige Botschaft: "Bis 16 Uhr hatten wir schon eine Wahlbeteiligung von 73,57 Prozent. Das ist schon nahezu das Niveau der Wahlbeteiligung 2009 und 2013."

Mit-Wahlvorstand Ansgar Schönberner, Lehrer am Stiftsgymnasium, war an diesem Morgen äußerst fleißig. Nach der kurzen Einführung am Morgen konnte er wie die anderen von der Spätschicht vorerst wieder nach Hause fahren. Statt Klassenarbeiten zu korrigieren, backte er ein Blech Pizza für das Wahllokalteam, denn der Tag ist lang.

(kump)
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