Rheinberg Wanderung durch die Kräuterwelt

Rheinberg · Im VHS-Sommerprogramm ging es mit Kräuterpädagogin Claudia van Zütphen durch die Orsoyer Rheinwiesen.

 Mit der Kräuterpädagogin Claudia van Zütphen (2.v.l.) vor einer Weißdornhecke in den Orsoyer Rheinwiesen: Die Teilnehmer erfuhren eine Menge über Kräuter.

Mit der Kräuterpädagogin Claudia van Zütphen (2.v.l.) vor einer Weißdornhecke in den Orsoyer Rheinwiesen: Die Teilnehmer erfuhren eine Menge über Kräuter.

Foto: Armin Fischer

Manchmal kommt man erst über Umwege zu seinem Ziel. Oder in diesem Fall besser gesagt zu dem, was man wirklich gerne macht. So wie Claudia van Zütphen aus Moers. Sie ist eigentlich gelernte Buchhändlerin, hat auch einige Jahre im Finanz- und Rechnungswesen gearbeitet. Und dann hat die 36-Jährige ihre Leidenschaft für Kräuter entdeckt, hat sich ein Jahr lang berufsbegleitend an der Gundermann Naturerlebnisschule in Krefeld zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen und ist jetzt seit zwei Jahren als solche selbstständig unterwegs.

In dieser Woche am späten Nachmittag war Claudia van Zütphen mal wieder unterwegs, mit bequemen Wanderschuhen, Strohhut und Rucksack. Elisabeth Keggenhoff, die seit 2004 bei der Volkshochschule arbeitet und dort schwerpunktmäßig für Sprachkurse zuständig ist, hatte die Idee, im Sommerprogramm einmal eine Wanderung unter dem Thema "Sommerkräuter in den Rheinwiesen" anzubieten.

Und sie war selbst erstaunt über die relativ große Resonanz: 14 Frauen und tatsächlich auch ein Mann hatten sich mit der Kräuterpädagogin am Orsoyer Friedhof an der Bendstege getroffen, sind einen kleinen Rundweg über den Orsoyer Wall zu den Rheinwiesen und wieder zurückgegangen und haben unterwegs viel über Heil- und Wildkräuter und Kräuter für die Küche gelernt. Zwar stellte Claudia van Zütphen direkt klar, dass sie keine Heilpädagogin sei. Aber zu jeder Pflanze, jedem Kraut am Wegesrand erzählte sie nicht nur immer eine nette kleine Geschichte, sondern wusste auch, gegen welche Beschwerden die Kräuter helfen. Ein Tee aus Weiderinde beispielsweise könne gegen Kopfschmerzen helfen; die Schafgarbe wirke entkrampfend, fördere die Durchblutung und schmecke relativ leicht, obwohl sie Bitterstoffe enthalte. Man könne daraus auch eine Salbe machen: Schon der griechische Held Achilles soll der Legende nach mit der Schafgarbe seine Wunden behandelt haben, erfuhr die Wandergruppe.

Und die Knoblauchsraupe, die zwischen den Bäumen auf dem Weg zum evangelischen Altenheim wächst, sei nicht nur leicht harntreibend, im Quark schmecke sie auch ausgezeichnet. Allerdings müsse sie schnell verarbeitet werden, "sonst ist das Aroma weg". Ob man sich nach dem Verzehr denn dann geruchstechnisch ohne Sorge unters Volk mischen kann, will eine Teilnehmerin wissen. "Kann man", versichert Claudia van Zütphen, "man nennt die Knoblauchsraupe auch Managerkraut, weil sie nicht unangenehm riecht und nicht über die Haut ausgedünstet wird". Das Gänsefingerkraut helfe gegen Muskelschmerzen; Schöllkraut, erfährt die Gruppe, sei zum Essen nicht geeignet, sei aber schon im Mittelalter genutzt worden, um die Leber zu entgiften und die Augen zu waschen.

Beifuß gebe nicht nur dem Gänsebraten den letzten Schliff, er helfe auch dem Magen, fettige Speisen zu bewältigen. "Ein Beifuß-Tee in einer Vollmond-Nacht sorgt für interessante Träume", erzählt die Kräuterpädagogin. Nette Anekdote am Wegesrande: Thor, der Donnergott, soll sich zur Mittsommernacht immer Beifuß als Gürtel um die Taille gebunden haben, weil das Kraut angeblich die Potenz steigert. Und Weißdorn sei gut fürs Herz, reguliere den Blutdruck und könne auch zu Marmelade verarbeitet werden. Ach ja: Wenn man unter einem Weißdorn-Busch einschläft, gerät man in die Feenwelt. Das, nahm sich der einzige männliche Teilnehmer vor, werde er später mal ausprobieren .

(jas)
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