Rheinberg Weihnachtsstress in der Amazon-Stadt

Rheinberg · Im Rheinberger Logistikcenter des weltgrößten Online-Kaufhauses arbeiten derzeit etwa 4500 Menschen. Täglich erreichen und verlassen hunderttausende Produkte den Standort. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb.

 Schöne neue Onlinewelt: Im Rheinberger Amazon-Logistikcenter, das etwa so groß ist wie 17 Fußballfelder, ist alles überdimensional groß. Hier werden die Pakete für den Versand vorbereitet.

Schöne neue Onlinewelt: Im Rheinberger Amazon-Logistikcenter, das etwa so groß ist wie 17 Fußballfelder, ist alles überdimensional groß. Hier werden die Pakete für den Versand vorbereitet.

Foto: Armin Fischer

Ein Blick in das Rheinberger Amazon-Logistikcenter reicht, um festzustellen: Online-Handel in der Vorweihnachtszeit — das hat mit Besinnlichkeit, mit Klingklang und festlicher Stimmung rein gar nichts zu tun. Bei Amazon brummt das Geschäft in diesen Tagen mächtig, rund 4500 Mitarbeiter sorgen derzeit im Schichtbetrieb dafür, dass die im Internet bestellten Päckchen in einem Höllentempo den Kunden nicht nur in Deutschland zugestellt werden.

 Katharina Gattnar und Helmut Chassent sind "Picker".

Katharina Gattnar und Helmut Chassent sind "Picker".

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Cavit Yilmaz, als Regionalleiter für alle westdeutschen Amazon-Standorte zuständig, nannte gestern beeindruckende Zahlen: "Im vergangenen Jahr war unser Spitzentag der 16. Dezember, da wurden mehr als 3,9 Millionen Artikel bei Amazon.de bestellt, das sind umgerechnet mehr als 45 Produkte pro Sekunde. Am Tag danach wurden über 2,7 Millionen Produkte in 959 Lkw zu Kunden in die ganze Welt verschickt. Wir werden noch herausfinden, ob wir diese Rekordmarke in diesem Jahr übertreffen."

Eine logistische Meisterleistung. Pro Tag, so Cavit Yilmaz, fahren bis zu 100 Lkw bei Amazon in Rheinberg vor. Entladung, Sortierung, Qualitätskontrolle, Scannen der Produkte, die dann in gelbe Kisten gepackt und von Packern in die endlos lang erscheinenden Regalreihen verstaut werden. Das alles muss blitzschnell geschehen. Denn kaum haben die Packer eingeräumt, räumen die Picker schon wieder aus. Diese Picker suchen alles das zusammen, was der Kunde schon am nächsten Tag an der Haustüre entgegennehmen und bald unter den Tannenbaum legen möchte. Picker sollten gut zu Fuß sein, denn sie müssen im Durchschnitt 12 bis 15 Kilometer pro Schicht zurücklegen. Yilmaz: "Jetzt, vor Weihnachten, kommen auch schon mal 20 Kilometer zusammen."

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Foto: AP

Als Laie glaubt man, in den Regalen herrsche das absolute Chaos. Da stehen DVDs neben Werkzeugkisten, liegen Wolldecken neben Rasierapparaten. Regionalleiter Yilmaz sagt dazu: "Wir lagern vollchaotisch. Das heißt: scheinbar durcheinander, um den Platz optimal auszunutzen." Die Picker bekommen auf ihre Handgeräte gesendet, wo sie was finden. Ist eine Bestellung komplett, wird sie verpackt und verschwindet auf einem der Bänder in der Warenausgabe.

Am 15. September 2011 hat das erste Paket den Rheinberger Amazon-Standort verlassen. Dort arbeiten inzwischen mehr als 1000 Mitarbeiter mit unbefristeten Arbeitsverhältnissen. Dieser Wert soll sukzessive steigen. Die Amazon-Einkaufsstadt ist eine Multikulti-Gesellschaft: 60 Nationalitäten sind hier vertreten. In der untersten Stufe wird ein Einstiegs-Stundenlohn von 10,10 Euro brutto gezahlt. Nach einem Jahr werden es 11,73, nach zwei Jahren 12,16 Euro. Hinzu kommen Aktien und ein Bonus.

Auf den dringend benötigten Bau des zusätzlichen Parkplatzes sagte der Regionalleiter: "Wir wollen ihn bauen. Es gab aber Probleme mit dem Lärmschutzgutachten. Es liegt nicht an Amazon, wann es losgeht, sondern auch an der Stadt."

(RP)
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