Rheinberg "Wildes Holz" macht AC/DC zu einem Folk-Feuerwerk

Rheinberg · Ganz am Ende, in der Zugabe, ist das Holz nicht mehr zu halten und wird richtig wild. Da drehen die drei Herren in Schwarz noch einmal richtig auf und kontern sich selbst und das Publikum mit einer Anarcho-Version der AC/DC-Kanonade "Highway to hell" aus. Das Urstück des Heavy Metal zu einem Folk-Feuerwerk umgekrempelt, dargeboten auf Akustikgitarre, Kontrabass und Blockflöte - Entenmarsch- und Hochwasser-Hosen-Choreografie inklusive. Da ist niemand mehr zu bremsen, die 100 Besucher toben vor Begeisterung und Bassist Markus Conrads kommentiert lakonisch: "So laut möchte ich AC/DC mal hören."

"Wildes Holz", so nennt sich dieses genial-schräge Trio, legt bei seinem ersten und ausverkauften Konzert im (bestuhlten) Schwarzen Adler aber noch einen drauf. Beim Titanic-Schmachtfetzen "My heart will go on" lässt Conrads eine echte Säge so erbarmungslos singen, dass einem erstens die Lachtränen in die Augen schießen und man zweitens versteht, warum die Titanic damals gegen einen Eisberg geknallt ist und sank. "Astrein" heißt das aktuelle Programm, mit dem Tobias Reisige (Blockflöten in allen Größen), Anto Karaula (Akustikgitarre) und eben jener Markus Conrads allein in diesem Jahr über 80 Konzerte bestreiten. Letzterer spielt auch mal Mandoline - "Sopran-Kontrabass", wie er das Instrument nennt. Die drei Musiker sind absolute Vollprofis an ihren Instrumenten, halten sich aber mit stilistischen Schranken nicht eine Sekunde auf.

Sie interpretieren Werke von Bach und nennen sie "Mozart 40" wegen eines uralten Handy-Klingeltons. Aus der klassischen Vorlage schälen sich plötzlich Michael Jacksons "Billy Jean" und die "Paradise City" von Guns'n'Roses" heraus. Klassik meets Rock'n'Roll und Klamauk. Klasse! Ob "Snow (Hey Oh)" von den Red Hot Chili Peppers oder Lou Reeds "Take a walk on the wild side" - dem "Wilden Holz" ist nichts heilig. Selbst Punk ("Basket Case" von Green Day) verwursten sie. Die Leichtigkeit, mit der sie von lieblich auf hart und von ernsthaft auf spaßig umschalten, ist grandios.

Ihre Hölzer nutzen die Herren auch als Schlagwerk. Und Tobais Reisige führt mit seiner mannshohen "Subgroßbassblockflöte" ein Gerät ein, das jedem Kontrabass zur Konkurrenz gereicht. Nach dem Konzert gibt es nur eins: Schnell auf Holz klopfen, damit die drei bald wiederkommen!

(up)
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