Rheinberg "Wir arbeiten sehr gerne bei Amazon"

Rheinberg · Vier Mitarbeiter der Rheinberger Amazon-Niederlassung sagen, warum sie sich nicht an den Streiks beteiligt haben. Die Bezahlung sei angemessen, die Arbeitsbedingungen gut, und das Klima im Betrieb sei klasse.

 Vier Mitarbeiter von Amazon, die sich ganz bewusst nicht an den Streiks beteiligen und dies auch begründen (v.l.): Teresa Durska, Gabriele Molina, Gregor Holec und Kader Dertli.

Vier Mitarbeiter von Amazon, die sich ganz bewusst nicht an den Streiks beteiligen und dies auch begründen (v.l.): Teresa Durska, Gabriele Molina, Gregor Holec und Kader Dertli.

Foto: Armin Fischer

Sie arbeiten als Picker oder Packer oder im Stow bei Amazon und gehören nicht zu denen, die sich permanent über das weltgrößte Online-Versandhaus als Arbeitgeber beklagen. Ganz im Gegenteil: Teresa Durska (47), Kader Dertli (32), Gabriele Molina (52) und Gregor Holec (50) sind vier von - wie sie sagen - zahlreichen Beschäftigten in der Rheinberger Niederlassung, die ihre Arbeit gerne machen und mit den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung im Großen und Ganzen zufrieden sind. "Deshalb haben wir auch nicht gestreikt", unterstreicht Teresa Durska, die aus Polen stammt.

"Wenn man irgendwo erzählt, dass man bei Amazon arbeitet, zucken die Leute gleich zusammen und sagen ,oh Gott, das muss ja schrecklich sein'", weiß die Mitarbeiterin aus leidiger Erfahrung. "Ist es aber nicht: Wir machen die Arbeit gerne und fühlen uns auch gut behandelt."

"Ich finde es grundsätzlich nicht in Ordnung, was Verdi macht", hebt Gregor Holec hervor. "Viele von uns haben Festverträge bekommen. Wir wussten, worauf wir uns eingelassen haben. Wenn dann gestreikt wird, müssen wir auch noch für die anderen mitarbeiten." Ihm gefällt nicht, dass der gesamte Betriebsrat bei Verdi gewerkschaftlich aktiv ist: "Ich wollte eigentlich einen Betriebsrat wählen und keine Gewerkschafts-Gruppe", sagt Holec, der seit 2011 bei Amazon arbeitet und zuvor unter anderem als Maler und Lackierer tätig war.

Kader Dertli - sie ist türkischstämmig - ist ein Aspekt wichtig: "Es wird immer vergessen, welche Leute bei Amazon arbeiten. Da sind ganz viele dabei, die keine Ausbildung haben und keine großen Chancen haben, auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen, hier aber eine Chance bekommen und ganz gutes Geld verdienen können, auch wenn sie schon älter sind." "Es ist ja nicht so, dass wir etwas gegen Streik hätten", betont Teresa Durska. "Aber es sollten nur die streiken, die auch eine klare Position haben und wissen, was ihnen nicht passt. An Streiktagen nur eine halbe Stunde zu kommen und sich dann aus dem Staub machen und über einen freien Tag jubeln - das finde ich nicht okay." Oft erlebe man, dass Kollegen einen Festvertrag anstreben. Sobald sie ihn dann hätten, feierten sie krank oder arbeiteten unzuverlässig.

Rheinberg: Einblick in das Innere von Amazon
28 Bilder

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Dabei sei die Arbeit angenehm und keinesfalls so anstrengend wie immer behauptet werde. "Da habe ich aber in Logistikunternehmen zum Beispiel in Holland schon andere Sachen erlebt", erzählt Gabriele Molina. Und ihre drei Kollegen nicken zustimmend. Sie teilen diese Einschätzung.

Mit ihrer Meinung seien sie übrigens nicht allein bei Amazon in Rheinberg "Viele denken so wie wir", sagt Teresa Durska. Überhaupt sei das Arbeitsklima sehr gut zwischen den riesigen Regalreihen. Seit der Eröffnung vor bald vier Jahren hätten sich viele private Kontakte entwickelt, und zu den Vorgesetzten bestehe in aller Regel ein gutes Verhältnis. "Wenn ich mal ein paar Tage Urlaub hatte, freue ich mich schon auf die Arbeit", so Kader Dertli.

Dass sie mit ihrer abweichenden Meinung anecken könnten, zumal sie sie jetzt auch öffentlich äußern, befürchten die vier Amazoner nicht. "Im Kollegium gehen wir respektvoll miteinander um. Wenn jemand eine andere Meinung hat, wird das akzeptiert."

(RP)
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