Rheinberg Wirbel um abgesagten Vortrag bei Kulturmesse

Rheinberg · Martin Lejeune gilt als Unterstützer des salafistennahen Vereins "Ansaar International". In Rheinberg tritt er nun doch nicht auf.

Ein bei Facebook für heute angekündigter Vortrag des umstrittenen Journalisten und politischen Aktivisten Martin Lejeune in Rheinberg hat im Vorfeld für Wirbel gesorgt. Lejeune sollte heute ab 17 Uhr bei der türkischen Buch- und Kulturmesse Astec in den Rheinberger Messehallen sprechen. Auf Anfrage unserer Redaktion sagte gestern Ahmet Turunc, Sprecher der Bochumer Astec GmbH, dass Lejeune nicht sprechen werde. "Das ist abgesagt worden, das war uns zu politisch. Wir sind schließlich eine Kulturmesse." Die Messe findet zum fünften Mal seit 2012 in Rheinberg statt und dauert noch bis zum 8. Januar. Das Facebook-Video, das den Auftritt Lejeunes in Rheinberg ankündigt, ist inzwischen nicht mehr verfügbar.

Der 36-jährige Martin Lejeune ist bekannt für seine extrem Israel-kritische Haltung. Mit Ansaar International, einem Verein in Düsseldorf, der vom Verfassungsschutz als extremistisch-salafistisch eingestuft wird, reiste er Richtung Syrien. Mit Martin Lejeune habe Ansaar International "einen neuen Unterstützer", schrieb die Tageszeitung "taz", für die Lejeune früher ebenso tätig war wie für die "Frankfurter Rundschau". Für beide hat er unter anderem aus dem Gaza-Streifen berichtet. Er verteidigte die Hinrichtung von 18 angeblichen Kollaborateuren durch die radikal-islamistische Hamas, die seit 2006 im Gaza-Streifen an der Macht ist. Spätestens nach diesem Vorkommnis konnte Lejeune nicht mehr für seine ehemaligen Auftraggeber arbeiten. Man trennte sich von ihm. Vor einiger Zeit trat Lejeune auch als Moderator für eine Veranstaltung in einem Düsseldorfer Hotel auf, wo ihm jedoch kurz vor der Veranstaltung Hausverbot erteilt wurde. Kurz zuvor hatte er ein Video auf Facebook hochgeladen, in dem er im Wortlaut sagte: "Wenn wirklich sechs Millionen Juden umgekommen sein sollen, dann darf ich doch annehmen, dass die, die das Leid erfahren haben sollen, etwas menschlicher umgehen mit den Palästinensern. Das sehe ich aber nicht. Und wenn es so ist, wie es leider gerade geschieht, dass die Juden so unmenschlich sind zu den Palästinensern, dann müssen bei mir zumindest leider Zweifel entstehen, ob Juden wirklich so ein Unglück erlebt haben, weil sonst müssten sie sich wirklich mehr einfühlen. (...) Und daher auch meine Hoffnung, (dass) das große Feuer in Israel die Palästinenser, also die Christen und die Muslime, verschont. Und ich kann mir leider im Augenblick nicht wünschen, dass die Juden von diesem Feuer verschont werden, weil sie so unmenschlich umgehen mit den Palästinensern."

Dafür wurde er von verschiedenen Seiten stark kritisiert. Später löschte er das Video und entschuldigte sich öffentlich. Schon davor war er immer wieder in der Kritik.

Neben Israel ist Lejeunes Hauptthema die Türkei. Auch bei diesem Thema agiert er eher wie ein Aktivist als ein Journalist. Er unterstützt den umstrittenen türkischen Präsidenten Erdogan, trat auch bei der Pro-Erdogan-Demo im Juli in Köln auf.

Lejeune war am Eröffnungstag der Astec-Messe Anfag dieser Woche in den Hallen der Messe Niederrhein und ließ sich dort für einen Facebook-Post filmen. "Hier gibt es Bücher zum Thema Islam, und auch zum Thema Politik und Geschichte", erzählt er da. "Ich habe schon Biografien gesehen zu Racep Tayyip Erdogan, den Präsidenten der türkischen Republik. Für mich der Mensch des Jahres 2016. Niemand war dieses Jahr so wichtig und einflussreich wie Racep Tayyip Erdogan. Hier gibt es Biografien über ihn, die inhaltlich wirklich korrekt sind. Nicht diese Lügenbücher, wie es sie von sogenannten Erdogan-Hassern gibt. Also eine wunderbare Messe für die ganze Familie."

(rd)
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