Rheinberg Witziger Thekentratsch im ausverkauften Bürgerhaus

Rheinberg · "Immer auf den letzten Drücker" heißt es bei Kerstin Saddeler-Sierp und Heike Becker.

 Kerstin Saddeler-Sierp (li.) und Heike Becker haben Spaß.

Kerstin Saddeler-Sierp (li.) und Heike Becker haben Spaß.

Foto: armin fischer

Lachsschnittchen mit Ei und Meerrettich, ein Gläschen Wein oder ein frisch Gezapftes und dazu eine ordentliche Prise Thekentratsch: Was braucht es mehr, um es sich gut gehenzulassen?

Genau so sahen es auch die 140 Frauen und Männer, die im ausverkauften Bürgerhaus in der alten Feuerwache einen Comedy-Abend mit Kerstin Saddeler-Sierp und Heike Becker verbrachten - zwei Damen von der anderen Rheinseite, die unterschiedlicher nicht sein können.

Die eine, Frau Sierp, hat die braunen Haare zum Knoten hochgesteckt, Brille, adrett-bieder in Etuirock und hoch geschlossener Bluse in Erdtönen. Die andere ist vom Typ her das genaue Gegenteil. Frivol-schlüpfrig, schwarze Netzstrumpfhose, knatschenger Minirock, quittegelbes Oberteil mit Goldeinfassung am Ausschnitt, blond. Wasserstoffblond.

Die eine seit 25 Jahren Lehrerin mit Leib und Seele, die andere voll mit "Emmossionn". Hormonell gesteuert, sagt Frau Sierp - "Quatsch: Ich bin rollig", kontert die Becker. Und schon sind die beiden mitten drin im gegenseitigen Beharken, tauschen Gemeinheiten aus, plaudern aus dem Nähkästchen, schlachten peinliche Situationen aus, in die die andere 'mal geraten ist. "Der Mensch besteht zu 80 Prozent aus Wasser, bei Kälte dehnt es sich aus - was lernst du daraus?", will die Sierp von ihrer Freundin wissen. "Dat ich nich fett bin, dat mir nur kalt is?", fragt die Becker in astreinem Ruhrpott-Slang. Sie ist 'mal senkrecht mit der Fontanelle in den Klammereimer gefallen, nachdem sie acht Stunden kopfüber in der Wäschespinne gehangen hat, weil sie sich beim Aufbauen in dem Leinen-Wust verheddert hatte.

"Immer auf den letzten Drücker" heißt das Programm, mit dem die beiden Damen aus Dinslaken erfolgreich durch die Lande touren. Köstlich der Teil, wenn die Becker den alten Trenchcoat anzieht, die silbergraue Lockenperücke aufsetzt, zum Telefonhörer greift, ihre Tochter (Frau Sierp) anruft. Wie jeden Samstag, morgens um 8. "Wat machse" - "Nix"- "Wie nix?" - "Ja, nix eben" - "Warum machse nix?" - "Weil ich nich will" - "Wat biste denn so gereizt?" Schon eskaliert das Gespräch, wie jeden Samstag. Großartig, wenn Frau Sierp dann zur Gitarre greift und die Becker dazu den Samstagmorgen-Mama-ruft-schon-wieder-grundlos-an-Hasskappenblues" anstimmt.

Thekentratsch - das bedeutet: Zwei Frauen, die sich einen Spaß daraus machen, alles auf den Kopf zu stellen, immer wieder aneinander vorbei reden, Missverständnisse witzig auf den Punkt bringen und in Budberg als Zugabe zusammen mit einem begeisterten Publikum Leonard Cohens "Halleluja" anstimmten, natürlich von ihnen neu vertextet. "Sie haben Thekentratsch gebucht und Frau Sierp und die Becker gekriegt", dankte Dr. Peter Houcken, Vorsitzender der IG Bürgerhaus, den beiden für einen tollen Comedy-Abend. "Unterstützt das weiter hier: Das ist 'ne tolle Sache, da arbeiten viele nette Leute mit am Budberger Bürgerhaus", appellierten die und versprachen: "Wir kommen wieder".

(jas)
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