Xanten Zug am Nelkensamstag droht das Aus

Xanten · Seit 1960 organisiert die Karnevalsgesellschaft "Hand in Hand" den Straßenkarneval in Menzelen. Findet der Verein nicht bald einen Ersatz für den scheidenden Vorsitzenden, steht die Narrenvereinigung vor der Auflösung.

Der Straßenkarneval ist aus Menzelen-Ost eigentlich nicht mehr wegzudenken. Seit genau 100 Jahren wird dort gefeiert, zuerst zogen wenige Männer und Frauen verkleidet durch den Ort, seit 1960 organisiert die Karnevalsgesellschaft "Hand in Hand" den Straßenkarneval, allem voran den Nelkensamstagszug. Diese lange Tradition scheint nun in Gefahr - zumindest dann, wenn der Verein "Hand in Hand" nicht bald einen neuen Vorsitzenden findet, der die Geschicke der Gesellschaft ab dem kommenden Jahr leitet.

Dann nämlich wird Hans-Jürgen Reuber, der seit fünf Jahren an der Spitze der Gesellschaft steht, aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt als Vorsitzender zurücktreten. Das wurde jetzt auf der Jahreshauptversammlung des Vereins bekannt. Findet sich kein neuer Vorsitz, droht dem Verein und damit auch dem Nelkensamstagszug das Aus. "Wird kein Vorstand gefunden, ist zu prüfen, ob der Verein nach außen vertreten werden kann oder ob über die Auflösung des Vereins diskutiert werden muss", hieß es schon in der Tagesordnung zur aktuellen Versammlung.

Das Problem: Die Suche nach einem Ersatz für den scheidenden Vorsitzenden läuft nicht erst seit gestern. Eigentlich hätten die Mitglieder des Karnevalsvereins schon bei der Versammlung am Freitag einen neuen Vorstand wählen sollen. Es fand sich aber niemand, der das Amt übernehmen will. Nicht einmal ein Kandidat für das Amt des zweiten Vorsitzenden war zu finden. Reuber, dem der Menzelener Karneval sehr am Herzen liegt, entschloss sich nur deshalb, seinen Rücktritt bis Sessionsende zu vertagen. "Der geschäftsführende Vorstand sah sich nicht in der Lage, seine Arbeit ohne die Neubesetzung mindestens einer der beiden Stellen fortzusetzen", erklärt Reuber, der kurzum in die Bresche sprang - und "seinem" Verein so vor allem Zeit verschaffte, exakt bis zum 30. Januar 2015: Dann soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt werden. Reuber zeigt sich optimistisch, dass die Beteiligten bis dahin eine tragfähige Lösung finden.

Nun scheint es so, als sei die Karnevalsgesellschaft bei der Besetzung des Vorstandes für alternative Lösungsmöglichkeiten offen. "Wir möchten das Problem nicht auf die Wahl einer Person beschränken", teilt Reuber auf Anfrage mit. "Wir möchten offen für Alternativen sein, um den Fortbestand einer langen Tradition zu sichern", sagt er. Schon bei der Versammlung, bei der Helmut Hebbering als Beisitzer und Andrea Heringer als Schriftführerin gewählt wurden (die vormals zweite Schriftführerin Iris Karmann-Engels wird erste Schriftführerin), seien einige Lösungsmöglichkeiten diskutiert worden. Eine davon könnte sein, die Vereinsführung auf mehrere Schultern zu verteilen. "Die Verantwortung möglichst breit zu streuen, ist wünschenswert", sagt Reuber. Ein gut zusammenarbeitendes Team an der Spitze der Gesellschaft würde schnell erkennen, dass sich die Arbeitsbelastung für den Einzelnen in Grenzen hält, ergänzt Räuber.

Egal ob ein oder mehrere Nachfolger, die neue Vereinsführung würde einen gut strukturierten Verein vorfinden. "Der Vorstand hat in den vergangenen Jahren eine umfassende Aufgabenliste erstellt, die in der jeweiligen Session abgearbeitet wird. Alle Unterlagen liegen gedruckt und digital vor", sagt Reuber und ergänzt: "Wir haben den Nelkensamstagszug in den vergangenen Jahren bewusst auf Familien ausgerichtet. Es wäre schade, wenn dieser Aspekt fehlen würde."

Warum es so schwierig ist, einen Nachfolger zu finden, darüber kann der pensionierte Lehrer nur mutmaßen. "Sehr viele Personen sind bereits in anderen Vereinen aktiv tätig und möchten nicht noch mehr Verantwortung übernehmen", sagt Reuber. "Außerdem glaube ich, dass sich besonders jüngere Karnevalisten nicht trauen, sich einem alteingesessenen Verein als Präsident anzubieten." Die Suche nach Gründen hilft dem Verein momentan allerdings wenig. Nun müssen zügig Lösungen her.

(RP)
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