Alpen "Zur Hoffnung": Letztes Bierchen auf Maria Nepicks

Alpen · Maria Nepicks hätte ihre helle Freude gehabt. Denn alle sind gekommen, um in der Gaststätte "Zur Hoffnung" ein letztes Bierchen zu zischen. Und um von ihr zu reden, von Maria, die so gern und gut Geschichten erzählte, wenn sie hinter dem Tresen stand. Und die Alpens freiwilliger Feuerwehr die Schiffchen für die Ausgeh-Uniformen bezahlt hat, als Ende der fünfziger Jahre das Geld dafür fehlte. Und die nie vergaß, das neueste Thronbild von den Junggesellenschützen an die Wand mit den alten Thronfotos zu hängen.

Maria war auch nicht sauer, wenn am Donnerstag vor Pfingsten die Schützen bis tief in die Nacht bei ihr feierten, nachdem sie in den Kirchen die Fahnen aufgehängt hatten. Die Stimmung damals wird Rolf Bockstegers nie vergessen. Er ist heute Geschäftsführer der Junggesellenschützen. "Mit Marias uriger Kneipe geht etwas verloren in Alpen", sagt er. Sämtliche Mitgliederversammlungen hat sein Verein hier abgehalten, und in der Halle hinter dem Lokal haben die Schützen geschossen. Die nächste Mitgliederversammlung wird entscheiden, in welchem Vereinslokal sich die Schützen künftig treffen.

So manches Mal geht der Blick an diesem Abend zu den Fotos von Maria. Das neueste, ein Portrait, hat ihre Nichte Brigitte Nepicks auf einen Sims hinter der Theke gestellt, doch am liebsten mögen die meisten das Bild, auf dem die beliebte Wirtin eine dicke Zigarre raucht.

Kalli Pieper vom Förderverein der Alpener Pfadfinder ist gekommen, weil sich die Pfadfinder Maria und ihrer Familie besonders verbunden fühlen. Denn die Nepicks haben eine Wiese in der Nähe der Lindenallee zur Verfügung gestellt, auf dem über hundert Kinder und Jugendliche ihre Pfadfindertreffen abhalten, und das nun schon seit über 20 Jahren. "Das wird auch so bleiben", versichert Marias Nichte Brigitte, die wie so oft in den letzten Jahren von Franziska und Jürgen Willerding unterstützt wurde. Die drei haben alle Hände voll zu tun, die Gäste mit Pils, Alt oder einem Schnäpschen zu versorgen.

Alle haben auf ihren Stammplätzen "Posten bezogen". Die Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr hockt gleich links hinter der Tür, die Herren vom Stammtisch, die sich jeden Sonntagvormittag bei Maria versammelten, sitzen schräg rechts vor der Theke, um ein letztes Mal "Alpener Geschichte und Geschichten" zu erzählen, wie es einer aus der Runde ausdrückt. Auf Platt, damit das nicht verloren geht.

Auch die Fußballer von Viktoria Alpen sind gekommen, zur dritten Halbzeit, haben sie immer gesagt, als sie noch aktiv waren, erinnert sich Paul-Hermann Rosendahl. Der Sparclub, für den Gerd Verhalen, H.G. Schmitz und Wolfgang Ridder 30 Jahre lang jeden Freitagabend die Einzahlungen abgeholt und dabei ihr Bierchen getrunken haben, hat es sich genauso wenig nehmen lassen, sich von der Stammkneipe gebührend zu verabschieden, wie die Sänger vom Männergesangverein Martonair: "Wir haben seit 1963 jede Woche hier geprobt", sagt Rudolf Thiesies, "und viel Geld hiergelassen", fügt er lachend hinzu.

Marias Nichte Brigitte Nepicks fällt es nicht leicht, die Kneipe ihrer im Oktober verstorbenen Tante zu schließen. In den vergangenen sechs Jahren hatte sie mehr und mehr die Rolle der Wirtin übernommen, da die Gesundheit Maria gezwungen hatte, sich zurückzuziehen. Doch nun ist auch Brigitte im Rentenalter, und ihre beiden Brüder sind gesundheitlich nicht so auf der Höhe, als dass sie sie unterstützen könnten. "Es tut mir in der Seele weh", sagt sie. Verkaufen will sie das Haus nicht. Sie schließt erst einmal nur ab. Vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der sie hinter der Theke ersetzen will.

(evka)
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