Rheinberg Zurück aus Kanada

Rheinberg · Im Jahre 1839 kaufte Johann Anton Schmitz das Rittergut Winnenthal. Der Vertrag verschwand nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt landete er auf wundersame Weise bei Friedrich-Karl Schmitz-Winnenthal, Ururenkel des Käufers.

Veen / Birten "Wir, Friedrich Wilhelm IV., Von Gottes Gnaden, König von Preußen, Großherzog vom Nieder-Rhein, Herzog zu Jülich Cleve & Berg, thun kund und fügen hiermit zu wissen, daß..." – so beginnt, und zwar in reich verziertem Schriftbild, der Text eines Vertragswerks aus dem Jahre 1839, das Friedrich-Karl Schmitz-Winnenthal mit großer Freude und zusammen mit einem ganzen Packen anderer Unterlagen aus dem Familienbesitz präsentiert. "Dieser Vertrag", so erzählt der Diplom-Landwirt und Jurist, "ist handschriftlich aufgesetzt worden, als mein Ururgroßvater Johann Anton Schmitz damals das Rittergut Winnenthal gekauft hat."

Im selben Gebäude

Diese Unterlagen – gut erhaltene Dokumente der Zeitgeschichte – sind jetzt nach mehr als sechs Jahrzehnten wieder zurückgekehrt in die Hände der Schmitz-Winnenthals. Und das auf wundersame Weise. Ganz offensichtlich hat sie in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ein kanadischer Besatzungssoldat vom Niederrhein mit in seine Heimat genommen. "Geklaut, vermute ich", sagt der 73-jährige Schmitz-Winnenthal. Dieser Mann, ein gewisser Bernard I. Black, arbeitete später als Rechtsanwalt und Notar im kanadischen Ontario. Eine Zeitlang arbeitete ein deutscher Rechtsanwalt, Ulf Berlinghoff, im selben Gebäude wie jener Black. Als der Deutsche seinem älteren Kollegen 1985 in einem Fall, der das deutsche Gesetzt betraf, fachlich unter die Arme griff, händigte der Kanadier ihm später alte Unterlagen über ein gewisses "Rittergut Winnenthal" aus. Vielleicht, so der Kanadier, könne Berlinghoff die Sachen ja an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgeben. Und so sollte es auch kommen – allerdings erst mehr als 20 Jahre später.

Die Bruderschaft und eine Bank

Vor einer Woche nun kamen die Dokumente per Post bei Schmitz-Winnenthal an. Die Freude war groß: "Mein Vater hat lange danach gesucht. Wir wussten, dass es diese Unterlagen gibt. Aber wir wussten nicht, wo sie geblieben waren", so der 73-Jährige, der Winnenthal 1974 als Ruine übernommen hat.

Er will die alten Dokumente nun an das Heimatmuseum "Haus der Veener Geschichte" übergeben. Mit Museumsführer Anton Gietmann hat er schon gesprochen. "Wir hatten immer eine enge Verbindung zu Veen", so Friedrich-Karl Schmitz Winnenthal. "Und ich bin der Meinung, dass solche Dinge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten."

Die Veener St.-Nikolaus-Bruderschaft trägt "Winnenthal" bis heute in ihrem Namen, und früher gab es sogar eine Veen-Winnenthaler Bank. Auch kirchlich fühle er sich stärker nach Veen gezogen als nach Birten, das eigentlich für den Bereich um die heutige Seniorenresidenz zuständig ist.

Nun sind sie also wieder da, die alten Schriften. Der Kanadier Bernard I. Black hat von alledem nichts mehr mitbekommen: Er starb bereits 1990.

(RP)
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