Rheinberg Zwei Jungstars aus der Juniortüte des Blues im Schwarzen Adler

Rheinberg · Das muss ein unvergessliches Erlebnis für den erst 23-jährigen Laurence Jones gewesen sein. Der inzwischen verstorbene Großmeister des Texas-Blues, Johnny Winter, hatte den Kollegen nach einem Konzert in dessen Heimat Großbritannien in seinen Tourbus eingeladen. "Er hat mir seine Gitarrensammlung gezeigt und hat mir gesagt: Gitarren sind wie Frauen. Du musst die richtige finden." Bei seinem umjubelten Debüt-Auftritt im Schwarzen Adler fügt der Sänger und Gitarrist hinzu: "Und jetzt bin ich auf der Suche nach beidem." Für Johnny Winter spielt der brillante Nachwuchskünstler den durch Freddie King weltberühmt gewordenen Slow-Blues "Have You Ever Loved A Woman?" Jones verlangt seiner Fender Stratocaster alles ab: Er strapaziert die Saiten, streichelt das Instrument, zieht alle Register. Ein großer Moment an diesem Abend im gut gefüllten Adler-Saal.

Laurence Jones hat den Blues in der Plattensammlung seines Vaters entdeckt. Auch wenn er aussieht wie ein strahlender Primaner kurz vor dem Abi: Er hat das Zeug dazu, ein Großer zu werden. Klassiker wie Rory Gallaghers "Bullfrog Blues" oder Jimi Hendrix Psychedelic-Hymne "All Along The Watchtower" (in die er eiskalt Elemente aus Led Zeppelins "Stairway To Heaven" und "Miss You" von den Stones verwurstet) gehen dem jungen Wilden aus der Juniortüte des Blues locker von der Hand. Seine raue Stimme fügt sich gut ins Bild ein. Das Album "What's It Gonna Be" (Ruf-Records) darf man Blues-Rock-Fans wärmstens ans Herz legen.

Laurence Jones ist nicht der einzige Gast an diesem Abend. Er absolviert eine 20-Städte-Tour durch Deutschland, Luxemburg, Niederlande, Dänemark, Großbritannien, Schweden und Belgien zusammen mit der Sängerin und Gitarristin Samantha Fish. Die begrüßt ihr Publikum im smarten Glitzerkleidchen gut gelaunt mit den Worten "Hi, I'M Samantha Fish from Kansas City, Missouri!" Auch sie ist mit 26 Jahren auch sehr jung, und auch sie hat mit "Wild Heart" ein tolles Album im originellen Vinyl-Look beim Label Ruf-Records herausgebracht, und auch sie wird von Drummer Go Go Ray und Sechs-Saiten-Bassist Roger Inniss begleitet. Eine "Bitch On The Run" - eine Schlampe auf der Flucht (so heißt einer ihrer Songs) ist die sympathische Musikerin sicher nicht. Sie spielt amtlich Slide-Gitarre und singt um ihr Leben. Ihre Songs haben eine starke Swamp-Attitüde. Eine Erkenntnis hat das begeisterte Publikum an diesem Abend gewiss verinnerlicht: Blues ist keine Musik für Silberrücken. Auch die Jugendheim-Version macht viel Freude.

(RP)
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