Rommerskirchen 77-Jähriger ist "Mister Schach" der Schulen

Rommerskirchen · Michele Calandriello bringt Erst- bis Viertklässlern in Rommerskirchen, Frixheim, Hoeningen das königliche Spiel bei.

Noch geht's laut zu in Raum 13 der Offenen Ganztagsschule in Frixheim. Die Stimmen von fünf Mädchen und zwei Jungen im Alter von sechs bis acht Jahren sorgen für eine beachtliche Geräuschkulisse - nicht gerade ideale Rahmenbedingungen, wenn es darum geht, die Konzentration hoch zu halten. Und das ist zweifellos notwendig, wenn man sich mit Denksport beschäftigen möchte. Doch als Michele Calandriello an dem Tisch Platz nimmt, auf dem ein Schachbrett aufgebaut ist, gruppieren sich die Grundschüler flugs um ihn herum und hören zu, was er ihnen erklärt. Der 77-Jährige, der locker für 20 Jahre jünger durchgehen könnte, ist so etwas wie der "Mister Schach" der Rommerskirchener Grundschulen. Denn außer in Frixheim leitet der gebürtige Italiener auch die Schach-Arbeitsgemeinschaften an der Kastanienschule Hoeningen und an der Gillbachschule in Rommerskirchen.

Heute sind es Daria, Ida, Viola, Jannes, Jason, Anna-Lea und Lily, die er in die Geheimnisse von König, Dame, Bauer, Turm und Co. einweiht. "Bei Anfängern aus der ersten oder zweiten Klasse beschränke ich mich meistens auf ungefähr 15 Minuten, das geht in diesem Alter noch nicht länger", weiß Calandriello. Bei den Älteren und Fortgeschrittenen seien dagegen 30 bis 45 Minuten möglich. "Bei Turnieren schaffen manche Kinder, die schon weiter sind, dann sogar bis zu drei Stunden. Aber das sind eher Ausnahmen", erzählt der Ehrenamtler, der vor einigen Jahren mit einer Schach-AG an der Kastanienschule gestartet war. 2015 stieg er dann auch an der Gillbachschule und in Frixheim ein, als dort die Schachlehrer aufgehört hatten. In diesem Schuljahr sind es insgesamt sechs bis sieben Gruppen, die Calandriello betreut.

Warum er Schach an Grundschüler vermittelt? "Die Kinder lernen, sich zu konzentrieren und können beim Schach ihr Kombinationsvermögen verbessern. Außerdem lernen sie, zu gewinnen und zu verlieren und damit umzugehen", sagt der 77-Jährige. Sein Leitsatz: "Schach ist der Sport, bei dem der Körper ruht, bei dem sich im Kopf aber eine Revolution abspielt."

Bei Anfängern im Grundschulalter äußert sich die "Revolution" eher durch einen großen Bewegungsdrang, das weiß auch Calandriello: "Stillsitzen und sich längere Zeit konzentrieren, ist für Kinder eigentlich widernatürlich." Doch es lässt sich trainieren. Das musste er selbst übrigens auch: "Als Kind war ich noch lebhafter als die Jungen und Mädchen hier", erzählt er schmunzelnd.

Einmal im Jahr findet die Schachmeisterschaft der drei Rommerskirchener Grundschulen statt, zudem können Kinder aus der Gemeinde auch an den Kreiswettbewerben in Neuss teilnehmen. Eines aber ist Calandriello wichtig: "Die Kinder sollen zu nichts gezwungen werden." Der Antrieb müsse die Freude an der Sache sein - so wie bei ihm selbst. Und sie ist auch bei den Kindern in Frixheim spürbar. Wobei Ida (7) sich zusätzlich durch "Turnierprämien" motiviert fühlt: "Ich mag Medaillen und Schokolade!"

(ssc)
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