Rommerskirchen Agatha ist die Heilige der Hebammen

Rommerskirchen · Im Schatten der wichtigen Briktius-Reliquie ruht in der Pfarrkirche von Oekoven auch der Partikel einer frommen Sizilianerin, die als Märtyrerin schreckliche Qualen erlitt. Dafür soll sie später der Lava des Ätna Einhalt geboten haben.

Das Fragment ist unscheinbar und winzig klein. Es ruht auf einem rautenförmigen Papierschnipsel und ist in ein ovales Medaillon mit Glasdeckel eingefasst. Dieses wiederum liegt in einer etwa 40 Zentimeter hohen Monstranz. Nur ein kleines, handgeschriebenes Papierstreifchen weist darauf hin, dass es sich bei der in ihr platzierten Reliquie um einen Partikel der Heiligen Agatha handelt.

Weiteren Aufschluss über Art und Herkunft der Reliquie oder über den Zeitpunkt, zu dem sie nach Oekoven kam, gibt die Monstranz nicht. Auch Pfarrer Hans-Günter Schönen, seit über 50 Jahren in der Gemeinde tätig, kennt ihren Ursprung nicht. Selbst das für Reliquien sonst übliche Zertifikat mit dem päpstlichen Siegel fehlt.

Agatha fristet im Schatten der wichtigen Briktius-Reliquie in ihrem großen Messingschrein fast ein Nischendasein. Doch einmal im Jahr, pünktlich zu ihrem Namenstag am 5. Februar, schlägt auch ihre Stunde. Dann wird die Monstranz aus dem Tresor geholt und zur Verehrung durch die Gläubigen in der Kirche aufgestellt.

Agatha wurde um das Jahr 225 in Catania auf Sizilien geboren. Sie soll eine schöne, wohlhabende, adelige Jungfrau gewesen sein, als sich der römische Statthalter Quintianus für sie interessierte und sie gerne heiraten wollte. Doch Agatha wies Quintianus zurück. Sie habe ihre Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen gelobt. Quintianus war davon überhaupt nicht begeistert und ließ die etwa 25-Jährige für einen Monat in das Freudenhaus der Aphrodisia verschleppen, um sie zur Unzucht zu verführen (siehe Kasten).

Doch da sie sich auch dadurch nicht umstimmen ließ, soll der Statthalter sie brutal und sadistisch habe foltern lassen. Mit den Händen an einen Balken gehängt, sollen ihr zuletzt die Brüste abgeschnitten worden sein. Aus diesem Grund wird die Heilige bei späteren Darstellungen auf Gemälden oder als Statuen in der Regel mit einem Tablett abgebildet, auf dem zwei Brüste liegen.

In der Nacht soll ihr der Heilige Petrus erschienen sein, der anbot, ihre Wunden zu versorgen, doch das habe sie abgelehnt. Am nächsten Tag soll sie mit spitzen Glasscherben und glühenden Kohlen weiter malträtiert worden sein bis sie schließlich im Kerker starb.

Am ersten Jahrestages ihres Todes soll der Ätna ausgebrochen sein und ein herannahender Lavastrom die Stadt Catania bedroht haben. Die Bewohner sollen mit einem weißen Seidenschleier, der Agatha gehört habe, der Lava entgegengegangen sein, woraufhin der Strom zum Erliegen kam.

Heute liegen einige Gebeine und der Seidenschal der Heiligen Agatha, die unter anderem als Schutzpatronin der Hebammen und Hirtinnen sowie in Norddeutschland und der Schweiz auch der Feuerwehren gilt, im Dom von Catania. In Anlehnung an ihre Heimatstadt Catania wird Agatha auch scherzhaft als Schutzheilige von "Catan", der Insel aus dem populären Brettspiel "Die Siedler von Catan", genannt.

(NGZ)
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