Rommerskirchen Alter Bunker erinnert an Kriegszeiten

Rommerskirchen · Das Betonwerk auf Walter Mellers Grundstück wird seit Jahren nicht mehr genutzt. Ein Besuch "unter Tage".

 Walter Meller in seinem Bunker. Der diente während der Kriegsjahre zum Schutz, aber auch Unterricht fand dort statt und Messen wurden in dem Bauwerk gefeiert.

Walter Meller in seinem Bunker. Der diente während der Kriegsjahre zum Schutz, aber auch Unterricht fand dort statt und Messen wurden in dem Bauwerk gefeiert.

Foto: Lothar Berns

Auf einem dicht neben dem Cremershof gelegenen Grundstück findet sich seit 75 Jahren ein Bunker. Er ist ein unauffällig-auffälliger Zeitzeuge der ganz besonderen Art. Das Land lebt heute in Frieden, wenn es auch vor der europäischen Haustür weniger und in noch weiter entfernten Regionen schon gar nicht friedfertig zugeht. Anfang bis Mitte der 1940er Jahre sah es am Niederrhein ganz anders aus. Das Kriegsgeschehen hatte das "Großdeutsche Reich" längst erreicht, und gegen Ende nahmen die Kämpfe und Zerstörungen immer mehr zu. Die Gemeinde hat die Luftschutzbunker gebaut und später an die Grundstückseigentümer übertragen. Im Ort wurden zwei Bauernhöfe in diese Initiative einbezogen, einer davon war der Cremershof an der Maternusstraße im Besitz von Werner und Maria Meller. So ergab es sich, dass die zwar kleine Ortschaft keine Kirche, dafür aber zwei Luftschutzbunker aufweisen konnte. Beim geplanten Gotteshaus hatte das Kölner Erzbistum abgewinkt mit der Begründung, dass sich für diesen entlegenen Flecken nie und nimmer ein Pfarrer finden ließe.

Der andere Luftschutzbunker am "Sinstedener Hof" verschwand nach dem Krieg. An seiner Stelle erinnert nichts mehr an den Krieg. Der andere beweist bis heute, wie haltbar das Baumaterial ist, wenn es in dieser Beziehung auch kaum mit dem nebenan postierten Granitfindling konkurrieren kann. Ein direkt daneben stehendes Kriegerdenkmal unterstreicht die kriegslastige Szene. Die verrostete und wackelig in den Scharnieren hängende Tür zu öffnen, das macht dem heutigen Hofeigner Walter Meller erkennbar Mühe. Eine steile Treppe führt 3,50 Meter hinunter in einen Gang und einen "Aufenthaltsraum". 30 Quadratmeter beträgt die Nutzfläche, an deren Ende der Notausstieg vorgesehen ist. Bei Fliegeralarm war der für 30 bis 40 Schutzsuchende gedachte unterirdische Raum voll besetzt. Dort wurde auch Schulunterricht erteilt und wurden Messen für an die Westfront ziehende Soldaten sowie für die Dorfbewohner abgehalten. "Die Waffen zu segnen und junge Männer in den Tod zu schicken - unmöglich für uns heute", sagt Klaus Erdmann vom Geschichtskreis Rommerskirchen entsetzt. Kegel- und würfelförmig ragen Bunkereingang und Notausstieg aus dem Rasen. Nichts daran ist martialisch, wenn sich nicht vielen älteren Bürgern jene schreckliche Zeit in die Erinnerung eingebrannt hätte.

"Ins benachbarte Haus ist eine Granate eingeschlagen", erinnert sich Meller, heute gute 70, an die Erzählungen seiner Eltern. Die meiste Zeit nach dem Krieg blieb der Bunker unbeachtet. Gelegentlich gab es darin Feiern, verschafften sich Jugendliche Zutritt. Das sei riskant gewesen, sagt Meller, der froh ist, dass nie etwas Ernsthaftes passiert ist. Was geschieht, wenn die Wiese Baugrund wird, weiß Meller noch nicht.

(NGZ)
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