Rommerskirchen An Ostern läuten diesmal keine Glocken

Rommerskirchen · Seit Jahresbeginn sind die beschädigten Glocken von St. Briktius in Oekoven außer Betrieb. Wohl erst im Sommer werden sie wieder läuten. Unter den fünf Glocken befinden sich zwei echte Raritäten aus dem 14. und 17. Jahrhundert.

 Gerd Broich (l.) und Willi Hermanns im Glockenturm von St. Briktius: Sie begutachten die wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandene Glocke, die zu den ältesten im weiten Umkreis zählt.

Gerd Broich (l.) und Willi Hermanns im Glockenturm von St. Briktius: Sie begutachten die wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstandene Glocke, die zu den ältesten im weiten Umkreis zählt.

Foto: Georg Salzburg

Der eine oder andere mag noch die Legende kennen, wonach die Kirchenglocken am Gründonnerstag nach Rom fliegen und erst am Ostersonntag wieder zurückkehren. In der Pfarrkirche St. Briktius bleiben sie am heutigen Gründonnerstag im Turm und auch zu Ostern werden sie nicht vor den Gottesdiensten läuten. "Seit Jahresbeginn sind die Glocken außer Betrieb", sagt Willi Hermanns, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Briktius.

Dass es Schäden im Glockenwerk gab, war schon etwas länger bekannt, Ende 2015 stellte sich jedoch heraus, "dass sie sich noch weiter vergrößert hatten", erzählt Hermanns. Für die Instandsetzung von "Apostel, "Maria", "Elisabeth", "Christus" und "Heiligen", wie die Namen der fünf Glocken lauten, ist alles veranlasst. Mit Norbert Jachtmann, dem Sachverständigen für Kirchenglocken im Erzbistum, hat Hermanns das weitere Vorgehen bereits geklärt. Jetzt wartet er auf grünes Licht vom Erzbistum Köln, ohne das die Gemeinden solche Projekte nicht in eigener Regie umsetzen können. Willi Hermanns würde gern die Glocken- und Kunstguss-Manufaktur "Petit & Gebr. Edelbrock" aus Gescher mit dieser Aufgabe betrauen.

Er rechnet damit, dass die Glocken von St. Briktius wohl erst im Sommer wieder läuten werden. Eines der bei der Sanierung zu lösenden Probleme: Die Glockenschlegel sind zu lang und müssen ersetzt werden, da sie ansonsten über kurz oder lang die Substanz der ehrwürdigen Glocken zerstören würden. Unter den fünf Glocken sticht vor allem die namens "Maria" hervor. Sie ist rund 420 Kilogramm schwer und trägt den Schriftzug "Maria + Heisig + Sifricus + Degois + Mich". Definitiv ist sie eine der ältesten Glocken in der Region und stammt aus dem 14. Jahrhundert, wobei Gerd Broich ihr Entstehungsdatum noch genauer eingrenzen kann. Von dem Glockengießer Sifricus nämlich existieren in Wipperfeld und Euskirchen noch zwei weitere Glocken und die sind mit der Jahreszahl 1335 versehen. "Daher kann man davon ausgehen, dass vermutlich auch die Oekovener Glocke aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt", sagt Gerd Broich, der lokalhistorisch bestens bewandert ist und auch einmal Schriftführer der St.- Sebastianus-Bruderschaft war. Gleichfalls ein beachtliches Alter weist die kleine Chorschelle auf, die 1655 gegossen wurde. Aus welchen Gründen auch immer, die beiden "Oldtimer" unter den Glocken von St. Briktius entgingen während des Zweiten Weltkriegs dem Schicksal von drei erst 1935 gegossenen Glocken, die damals zu Marinezwecken eingeschmolzen wurden. Die beiden "Uralt"-Glocken waren nach 1945 zunächst auf sich allein gestellt, ehe im Oktober 1961 wieder drei neue hinzukamen.

Auch sonst ist St. Briktius in diesen vorösterlichen Tagen in gewisser Hinsicht eine Baustelle: Die Sanierung der Orgel wird noch einige Zeit über Ostern hinaus dauern, wobei auch aufgefallen ist, dass das Dach leck war - die Arbeiten sind mit Hochdruck angelaufen, dauern allerdings noch an.

(NGZ)
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