Rommerskirchen Brief in CDU-Schaukasten sorgt für Zoff

Rommerskirchen · Die SPD spricht von einer "Hetzschrift" gegen Flüchtlinge. CDU-Chef Willmann distanziert sich von seinem Parteifreund Gerhard Heyner und schließt "weitere Konsequenzen" nicht aus. Heyner macht sich den Inhalt des Briefs nicht zu eigen.

 Die SPD sieht es als "Hetzschrift", Gerhard Heyner (CDU) verweist auf die Meinungsfreiheit und sein Parteichef Michael Willmann hält Heyners Aktion für "schädlich".

Die SPD sieht es als "Hetzschrift", Gerhard Heyner (CDU) verweist auf die Meinungsfreiheit und sein Parteichef Michael Willmann hält Heyners Aktion für "schädlich".

Foto: NGZ

Es hat schon was, wenn ein SPD-Vorsitzender sein CDU-Gegenüber auffordert, "sich öffentlich zum Kurs der CDU-Kanzlerin zu bekennen". Zugleich verlangt Sozialdemokrat Johannes Strauch von seinem CDU-Pendant Michael Willmann, entweder "nun endlich seine eigenen Reihen zu säubern oder den tatsächlichen Kurs der CDU Rommerskirchen in der Flüchtlingsfrage zu präsentieren". Den Anlass für die SPD, an der Position der Union zu zweifeln, bietet ein längere Zeit öffentlich im Schaukasten der CDU in Evinghoven zu sehender Brief. "Von entsetzten Bürgern" ist die SPD nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Ralf Steinbach auf einen Aushang im CDU-Schaukasten hingewiesen worden, dessen Inhalt nicht allein Johannes Strauch als "Hetzschrift" wertet. Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Ralf Steinbach werden "in diesem Schreiben wiederholt Flüchtlinge verunglimpft."

 Aus dem Schaukasten der CDU in Evinghoven ist der von der SPD attackierte Brief seit einigen Tagen wieder verschwunden.

Aus dem Schaukasten der CDU in Evinghoven ist der von der SPD attackierte Brief seit einigen Tagen wieder verschwunden.

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Für Johannes Strauch gibt es nur zwei Möglichkeiten: "Entweder hat Herr Willmann seinen Laden nicht im Griff oder er will Wähler am rechten Rand fischen." Verantwortlich für den Schaukasten und das dort etwa zwei Wochen lang zu sehende Schreiben: der örtliche CDU-Ratsvertreter Gerhard Heyner. Der hatte seinerseits einen bestens lesbaren Kommentar hinterlassen. "Die Gedanken, nicht nur die der Senioren, sind frei! Oder?" war als Kommentar des Christdemokraten über dem Brief einer 88-Jährigen an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zu lesen. "Und das sind sie ja noch", merkt Heyner angesichts der SPD-Kritik an.

"Der Brief wurde mir zugestellt", sagt Gerhard Heyner, der die Verfasserin nicht persönlich kennt. Auch mit dem Inhalt des Schreibens identifiziert er sich nicht : "Es ist nicht meine Meinung und auch nicht die der Senioren-Union", sagt deren Vorsitzender.

Gerhard Heyner verweist indes auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, das auch einer 88-jährigen Seniorin zustehen müsse. Die soll zudem seit vielen Jahrzehnten Mitglied der SPD-nahen Arbeiterwohlfahrt sein.

Stocksauer hat indes CDU-Partei- und Fraktionschef Michael Willmann reagiert, als er gegen Ende vergangener Woche von einem Bürger auf den von Heyner im CDU-Schaukasten ausgehängten Brief aufmerksam gemacht wurde. Nach Rücksprache mit dem CDU-Vorstand hat Willmann Heyner aufgefordert, den Brief zu entfernen.

Zwischen ihm und Heyner ist das Tischtuch schon seit längerem zerschnitten: Nach der Kommunalwahl 2014 wurde der in unregelmäßigen Abständen immer wieder überaus einflussreiche Kreistagsabgeordnete Heyner und langjährige Vorsitzende der Senioren-Union weitgehend kalt gestellt, in Ratsausschüssen ist er seither kaum noch vertreten. Dass die "Schaukasten-Affäre" für Heyner "weitere Konsequenzen" haben könnte, mag Willmann nicht ausschließen. Völlig abwegig sind für ihn die Vorwürfe der SPD: "Niemand bei uns ist rechts", sagt der CDU-Chef. Worauf er nach wie vor wartet: Heyner soll auch den Schlüssel für den Schaukasten abgeben.

(NGZ)
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