Rommerskirchen Die letzten 68er

Rommerskirchen · Im Wohnzimmer des früheren Bürgermeisters Heinz Faller wurde 1968 die Band "The Mrs. Great" gegründet. 43 Jahre später tritt sie nach wie vor in unveränderter Besetzung auf.

 Rock forever: Sie könnens nicht lassen und werden am Freitag, 13. Mai, noch einmal zeigen, was sie können: "The Mrs. Great"

Rock forever: Sie könnens nicht lassen und werden am Freitag, 13. Mai, noch einmal zeigen, was sie können: "The Mrs. Great"

Foto: privat

Sie schwärmten für die Beatles und wollten es ihnen gleich tun: Anfang 1968 gründete Peter Faller mit einigen musikverrückten Mitschülern des damaligen Kreisgymnasiums ( heutiges "Erasmus") in Grevenbroich die Band "The Mrs. Great". "Außer ,House of the Rising Sun' konnten wir nichts", erinnert sich Gitarrist Winfried Bonk. Als Schlagzeug musste für "Sir Toni" Logtenberg zunächst ein alter Waschmitteleimer herhalten, doch nach den Sommerferien war alles anders: Da hatten sich die drei ebenso wie Gitarrist Norbert Schultheis und Bassist Wilfried Weitz aus eher kärglich bezahlten Ferienjobs ihre erste passable Ausrüstung beschafft. Dafür, dass die Proben im elterlichen Wohnzimmer von Keyboarder Peter Faller mit dem nötigen Ernst betrieben wurden, sorgte dieser selbst.

Bei der Premiere bei einer Klassenfete im Alten Schloss in Grevenbroich waren es schon zehn Titel, die "Mrs. Great" spielen konnte und binnen kurzer Zeit sollte dem Quintett endgültig der regionale Durchbruch gelingen. In den Schulen, den katholischen Jugendheimen, aber auch bei den "Beatbällen" von Schützenfesten war die Band gefragt. "Es hatte etwas Anrüchiges, da damals die Polizei noch das Alter kontrollierte", erinnert sich Winfried Bonk. Die Bezahlung war jedenfalls Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre geradezu üppig: Für drei Stunden gab es 500 bis 600 Mark — für die damalige Zeit richtig viel Geld. Bald schon war die Truppe schuldenfrei und wurde auch bei den legendären Karnevalsbällen im Grevenbroicher Sterne-Restaurant "Zur Traube" erste Wahl. Wie bei den großen Vorbildern auch, ging es hie und da auch schon mal abenteuerlich zu. Den Auftritt im Ansteler "Dreieck" am zweiten Weihnachtstag wird Winfried Bonk nie vergessen. Der endete nämlich für ihn mit gebrochener Nase im Krankenhaus: Die Dorfjugend verlangte damals von der Band partout ein Stück von Tony Sheridan: "Das war schon vier oder fünf Jahre out, und wir konnten es nicht", erinnert sich Bonk an den Anlass für den rustikal abreagierten Publikumsunmut.

Die schlimmste Schlägerei, die die Band je miterlebt hat, ereignete sich in Stommeln: Die Kölner Rocker-Szene hatte mobil gemacht, die Stommelner Jugendlichen hielten wacker dagegen, während die Musiker aus Rommerskirchen und Grevenbroich mit knapper Not unversehrt entkamen. Nach mehr als 30-jähriger Pause hat sich "The Mrs. Great" 2008 in alter Besetzung neu formiert. "Wir spielen aber nur noch zum Spaß", sagt Norbert Schultheis. Ein ganz besonderer Spaß wird ihr Auftritt am 13. Mai, wenn "Erasmus rockt" und das 150-Jahr-Jubiläum ihrer alten Schule gefeiert wird: Ihren ersten Auftritt 1969 sahen die Musiker nämlich als so etwas wie den "Ritterschlag" ihrer noch jungen Karriere an.

(NGZ)
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