Rommerskirchen Eisenbahn-Schätze aus dem Ersten Weltkrieg

Rommerskirchen · Im Feldbahnmuseum Oekoven sind auch alte Loks und sonstige Geräte zu sehen, die 100 Jahre alt sind. Manches muss überarbeitet werden.

 Marcus Mandel-Artz, Vorsitzender des Trägervereins für das Feldbahnmuseum, vor einem Lazarettwagen aus dem Ersten Weltkrieg.

Marcus Mandel-Artz, Vorsitzender des Trägervereins für das Feldbahnmuseum, vor einem Lazarettwagen aus dem Ersten Weltkrieg.

Foto: Linda Hammer

Am 1. August jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal. Buchstäblich mit Händen zu greifende Hinterlassenschaften des Kriegs finden sich im Feldbahnmuseum in Oekoven. Marcus Mandelartz, Vorsitzender des Trägervereins für das Museum, kennt von allen Lokomotiven und anderen Gerätschaften nicht nur die Geschichte ihrer "Wiederauffindung", sondern weiß zudem, welchem Zweck die inzwischen hochbetagten Stahlrösser einst dienen sollten.

Wobei sie den nicht selten verfehlt haben, wie Mandelartz angesichts eines von der renommierten Maschinenfabrik Esslingen hergestellten Tankwagens deutlich macht. Von einem "Wunderwerk deutscher Technik" spricht er ironisch, denn in dem Bemühen, sich den Kriegsgegnern überlegen zu zeigen, sei allerhand "Schnickschnack" produziert worden. Eine mit einem Winkelgetriebe ausgestattete Handbremse sei schlicht nicht nötig gewesen, sagt der Bahnexperte. Der Wagen war zum Transport von Wasser und Kohle bestimmt und mit einer vierköpfigen Besatzung ausgestattet. Seinem Zweck hätte er nach Ansicht von Mandelartz auch mit viel weniger Aufwand dienen können. Deutlich pragmatischer sei die US-Armee gewesen: Der habe ein Plateauwagen genügt, auf dem eine Blechkiste befestigt wurde.

Mandelartz spekuliert, dass derlei seinen Teil zur Niederlage des Kaiserreichs beigetragen haben könnte. Die US-Wasserwagen ließen sich schneller und in größerer Menge herstellen als die damaligen deutschen "High-Tech"-Geräte. Der in Oekoven zu sehende Wasserwagen hat nach Kriegsende viele Jahrzehnte in Bulgarien verbracht und als Öltank gedient. Erst vor fünf bis sechs Jahren haben ihn deutsche Eisenbahnfreunde "wiederentdeckt", worauf er in Oekoven landete.

In einem Hühnerstall bei Hildesheim konnte vor gut einem Jahrzehnt ein Lazarettwagen geborgen werden. Auch der blieb hinter den Erwartungen zurück. "Er sollte Munition bis an die Front bringen und Verletzte mit zurücknehmen", sagt Mandelartz. Letztlich habe es aber so viele Verletzte gegeben, dass dies bald zur einzigen Aufgabe des Wagens wurde. Der restaurierte Lazarettwagen ist aktuell das einzige betriebsbereite "Kriegsfahrzeug" in Oekoven. Wobei es heute friedlicheren Zwecken dient, ist der Lazarettwagen doch bei den Nikolausfahrten im Einsatz.

Die 1915 von der Firma Henschel gebaute Brigadelok hatte die Aufgabe "Munition vom letzten mehrspurigen Bahnhof so nahe wie möglich an die Front zu bringen. Die restliche Strecke musste die Munition getragen werden", erzählt Mandelartz. Aus dem Jahr 1918 stammt eine von den Soldaten so genannte "Benzoline" des Typs C XIV F der Firma Deutz. "Ob die noch an der Front war, wissen wir gar nicht", so Mandelartz. Gewiss ist nur, dass es sich um eine Rarität schlechthin handelt: "Ich kenne keine andere, die in einem Museum steht", was auch für etliche andere Exponate in Oekoven in ähnlicher Form gilt.

(S.M.)
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