Rommerskirchen Erftverband macht den Gillbach kurvenreich

Rommerskirchen · Zwei Wochen soll die Renaturierung eines 230 Meter langen Teilstücks dauern. Sie ist auch ein ökologischer Ausgleich für den Festplatz.

Entlang der Frixheimer Straße setzt der Erftverband die Ende des vergangenen Jahrzehnts begonnene Renaturierung des Gillbachs fort. Deren Kerngedanke: Der jahrzehntelang kanalähnlich fließende Bach soll wieder seine unbegradigte, kurvenreiche Gestalt gewinnen, die ihn zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch auszeichnete. Deutlich macht dies die aus der Zeit der französischen Besetzung des Rheinlands stammende Tranchot-Karte. "Es geht um eine Länge von 230 Metern. Einen Teil davon haben wir von der Gemeinde übernommen", sagt Erftverband-Vorstand Norbert Engelhardt, der das Projekt gestern mit Bürgermeister Martin Mertens vorstellte.

Der zweite Grund für die Renaturierung genau dieses Teilstücks: Damit wird der nötige Ausgleich für den 2011 eröffneten neuen Frixheimer Festplatz geschaffen. Nur unter strengen Auflagen hatte der Landschaftsbeirat 2008 die Befreiung von den Bestimmungen des Landschaftsschutzes erteilt. "Wir schlagen immer vor, ökologischen Ausgleich ans Wasser zu lenken, damit lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", so Engelhardt.

Für Martin Mertens "steigert die Renaturierung den Erholungs- und Freizeitwert in unserer Gemeinde und gibt der Natur den Raum zurück, den sie verdient." Was nicht allein Spaziergänger erfreuen wird, sondern im Fall so genannter - wenn auch seltener - "Starkregenereignisse auch die in mehr oder weniger großer Entfernung lebenden Anwohner: "Wir haben zehn Meter dazu gewonnen, Das Ganze funktioniert auch als Überflutungszone. Gewünscht ist, dass sich die Gillbachaue entwickelt", so Engelhardt. Zuletzt fertig gestellt hat der Erftverband ein Teilstück des Gillbachs bei Hülchrath. Insgesamt waren es in den vergangenen Jahren schon mehr als ein Dutzend, erinnert sich Markus Volmer, der für den Gillbach zuständige Betriebsingenieur des Erftverbands.

Wie es anschließend weitergeht, ist noch offen, einen exakten Fahrplan gibt es nicht: Letztlich hängt viel davon ab, ob der Erftverband in den Besitz der nötigen Grundstücke gelangen kann. "Fehlende Flächen sind das Hauptproblem", betont der Chef des Erftverbands. Hinzu kommt, dass es "nur noch zwei bis drei Stücke gibt, wo es sinnvoll möglich ist", wie Markus Volmer sagt. In direkter Ortslage des Bachs ist dies nicht der Fall. Kosten wird die Renaturierung in Frixheim 32.000 Euro, 80 Prozent davon übernimmt das Land NRW. Was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass das Projekt im Kontext der EU-Wasserrahmenrichtlinie steht: Die sieht vor, dass alle Gewässer bis 2027 "in einem guten ökologischen Zustand" sein sollen. Aus der Sicht von Norbert Engelhardt hat sich das bereits vor etlichen Jahren ins Auge gefasste Ziel jedoch als allzu ehrgeizig erwiesen: 2015 sei es bundesweit bei gerade einmal zehn Prozent erreicht.

Was der Erftverband jedoch definitiv schaffen will: Sein "namengebender" Fluss, die - im Kreis Euskirchen entspringende und in Neuss in den Rhein fließende Erft - soll bis 2045 wieder einen an einstige Zeiten erinnernden Verlauf erhalten.

(NGZ)
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