Rommerskirchen Etappensieg im Kampf um eigene Gemeinde

Rommerskirchen · 60 Rommerskirchener demonstrierten für Erhalt der evangelischen Gemeinde. Die Landeskirche verspricht, nicht "erzwingen" zu wollen.

 Pfarrer Thomas Spitzer an der Lutherrose - dem Zeichen des Reformators - am Gemeindezentrum am Grünweg in Eckum.

Pfarrer Thomas Spitzer an der Lutherrose - dem Zeichen des Reformators - am Gemeindezentrum am Grünweg in Eckum.

Foto: L. Hammer

Aufsehen war beabsichtigt: Dass die evangelische Kirchengemeinde gestern eine Petition im Landeskirchenamt abgeben wolle, hatte Pfarrer Thomas Spitzer dort angekündigt. Spitzer tat dies nicht allein, er wurde von mehr als 60 Gemeindemitgliedern unterstützt, was an der Hans-Böckler-Straße in Düsseldorf zunächst doch für kurze Fassungslosigkeit sorgte.

"Kleine Gemeinden entern, bringt die Flotte zum Kentern" war auf einem Spruchband zu lesen. "Wer Funktionierendes zerschlägt, sitzt auf dem Ast, an dem er sägt", stand auf einem anderen. Die sich gegen die Verwaltungsstrukturreform der Evangelischen Kirche im Rheinland wendende Petition nahm deren Vizepräsident Johann Weusmann entgegen. Der im Foyer des Landeskirchenamts geführte Dialog war für die Protestanten vom Gillbach verheißungsvoll. "Es wird nichts erzwungen werden", antwortete Weusmann auf eine der lautstark skandierten Parolen. Auch die Einladung an Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, wird angenommen, versicherte Weusmann. "Manfred Rekowski wird sie besuchen, vermutlich noch in diesem Jahr", so Weusmann, Chefjurist der Evangelischen Kirche im Rheinland. Gegen deren Strukturreform begehrt die evangelische Gemeinde in Rommerskirchen auf. Knapp 1300 Unterschriften hat sie in den vergangenen Monaten gesammelt.

 Run 60 Rommerskirchener demonstrierten gestern im Landeskirchenamt in Düsseldorf für den Erhalt ihrer Gemeinde.

Run 60 Rommerskirchener demonstrierten gestern im Landeskirchenamt in Düsseldorf für den Erhalt ihrer Gemeinde.

Foto: ON

Die rheinische Kirche hat unter anderem beschlossen, dass es bis 2017 im Kirchenkreis Mönchengladbach/Neuss nur noch ein einziges Verwaltungsamt geben soll. Das evangelische Gemeindebüro am Grünweg wäre damit passé. "Mit diesem Prozess entfernt sich unsere Kirche von den Menschen und damit von ihrer Grundlage", heißt es in der Petition, die von einer "Zwangszentralisierung" spricht. Die schwäche die Selbständigkeit der Gemeinde. Beanstandet wird, dass über die Köpfe der Beteiligten hinweg entschieden wurde. Schützenhilfe gab es von Andreas Reinhold: Der Pfarrer aus Oberhausen ist Vorsitzender der Initiative "KirchenBunt", die sich vor einem Vierteljahr in Eckum gegründet hatte.

Allenfalls eine Handvoll der in Düsseldorf protestierenden Protestanten hatte vorher schon mal an einer Demo teilgenommen. "Großartig, dass sie das so machen", befand Weusmann. Er bekräftigte, dass seine Äußerungen "die Zusage für einen Dialog" seien. Das umstrittene Gesetz sehe "zahlreiche Ausnahmen vor". Was aber nicht zwingend heiße, dass die auch gemacht würden. Dennoch zeigte sich Pfarrer Spitzer ebenso erfreut wie erleichtert. "Es war ein Etappensieg. Mehr war heute nicht zu erreichen", sagte er. Sein katholischer Kollege, Dechant Monsignore Franz Josef Freericks, war aus ökumenischer Verbundenheit mitgefahren. "Die Strukturen der evangelischen Gemeinde sind für uns hilfreich und deckungsgleich mit unserem Seelsorgebereich", betonte Freericks.

(NGZ)
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