Rommerskirchen Flüchtlinge helfen im Feldbahnmuseum

Rommerskirchen · Die vier Ehrenamtler arbeiten seit August vor allem samstags auf dem weitläufigen Museumsgelände - und das mit viel Spaß an der Sache. Im Museumsbetrieb selbst wurden sie bislang aber noch nicht eingesetzt.

 Auf dem Museumsgelände (v.li.): Günter Krall, Yohannes Belai, Colins Calvin (sitzend), Martin Mertens, Inparas Selvarasa, Nesanayagan Murugananthan und Marcus Mandelartz.

Auf dem Museumsgelände (v.li.): Günter Krall, Yohannes Belai, Colins Calvin (sitzend), Martin Mertens, Inparas Selvarasa, Nesanayagan Murugananthan und Marcus Mandelartz.

Foto: Georg Salzburg

Die Idee hatten sie unabhängig voneinander: Bürgermeister Martin Mertens kam Anfang Februar beim Runden Tisch für die in der Gemeinde lebenden Flüchtlinge mit Nesanayagan Murugananthan (39), kurz "Muru", ins Gespräch. Der aus Sri Lanka stammende und seit drei Jahren in Deutschland lebende IT-Spezialist hegte schon lange den Wunsch nach einer sinnvollen Beschäftigung.

Marcus Mandelartz, Vorsitzender des Feldbahnmuseums in Oekoven, kennt aus eigener Anschauung ein Experiment bei der Brohltalbahn, deren Betriebsleiter der mit seiner Frau Ute auf dem Museumsgelände lebende Eisenbahn-Enthusiast ist: Dort konnten sich Flüchtlinge auf ehrenamtlicher Basis betätigen. "Im Juli kam dann die Überlegung auf, ob nicht Flüchtlinge beim Aufbau und Betrieb des Museums helfen könnten", sagt Mandelartz.

Der Kontakt zur Gemeinde war schnell geschaffen. Sechs Flüchtlinge meldeten sich für eine Info-Veranstaltung von Gemeinde und Museum, vier blieben bei der Stange und arbeiten seit August jeweils samstags auf dem weitläufigen Museumsgelände. Neben "Muru" gilt dies für den gleichfalls aus Sri Lanka stammenden Elektriker Inparas Selvarasa (30), der seit 23 Jahren in Deutschland lebt. Landwirt Colins Calvin (33), der erst vor vier Monaten aus Nigeria geflohen ist, gehört ebenso zum Team wie Yohannes Belai (40), Kfz-Mechaniker aus Eritrea, der etwas länger als ein halbes Jahr in Deutschland ist.

Auch an Wochentagen ist laut Mandelartz schon gearbeitet worden. "Die Flüchtlinge wurden vom Verein mit Arbeitskleidung, Sicherheitsschuhen und Handschuhen ausgestattet", sagt er. Für jeden Arbeitstag zahlt der Museumsverein der Gemeinde einen Fahrtkostenzuschuss von fünf Euro. Dem in verschiedenen Flüchtlingsunterkünften der Gemeinde untergebrachten Quartett macht die abwechslungsreiche Betätigung sichtlich Spaß. Auch weitere Touren unternahmen sie schon, sie halfen etwa beim Abbau einer historischen Tankstelle in Mönchengladbach.

Beim Bau von Einschalungen für Fundamente kamen sie bislang ebenso zum Einsatz wie als Helfer bei Betonarbeiten, beim Gleisbau oder beim Einbauen von Schotter. Im Museumsbetrieb selbst wurden sie bislang noch nicht eingesetzt, sagt Mandelartz. Realistisch ist seine Schilderung des Betriebsklimas: "Die Flüchtlinge waren anfangs sehr zurückhaltend. Durch die Gleichberechtigung gegenüber den Ehrenamtlern hat sich das aber nun etwas gelegt", berichtet Mandelartz. Eine der ersten Maßnahmen, die im Sommer umgesetzt wurde, bestand nämlich darin, die vier neuen Mitarbeiter sogleich auch zu Mitgliedern des Museumsvereins zu machen.

Dessen Chef verhehlt nicht, dass auch die Mitarbeiter des Museums "anfangs teilweise auf Distanz" gegangen seien. "Die Ursache dafür werden auch die fehlenden Deutschkenntnisse sein", vermutet Mandelartz. Mit allen vier Flüchtlingen ist jedoch die Verständigung auf Englisch gut möglich. Auch wenn die Eingliederung in die "sozialen und technischen Strukturen des Museums sicher noch nicht abgeschlossen" sei, sind für Mandelartz Fortschritte dennoch unverkennbar.

(NGZ)
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