Rommerskirchen Gemeinde will Mitfahrerbänke testen

Rommerskirchen · Bürgermeister Martin Mertens hat sich Verbesserungen im Öffentlichen Personennahverkehr auf die Fahne geschrieben. Im Sommer soll in Vanikum ein Pilotprojekt starten - eine Art "institutionalisierter Anhalterdaumen".

 In der Eifel ist das Modell der Mitfahrerbänke - hier ein Exemplar in Speicher bei Bitburg - bereits verwirklicht.

In der Eifel ist das Modell der Mitfahrerbänke - hier ein Exemplar in Speicher bei Bitburg - bereits verwirklicht.

Foto: dpa

Wer sich in Rommerskirchen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt, darf nicht zu anspruchsvoll sein. Zwar hat sich am Bahnhof in letzter Zeit einiges getan, doch die Verbindungen inner- und außerorts lassen viele Bürgerwünsche offen - gerade abends und an den Wochenenden. Das war nicht nur bei der 1. Rommerskirchener Jugendkonferenz im März ein großes Thema gewesen. Auch Erwachsene ohne Auto, besonders Senioren, haben Probleme. Weil tiefgreifende Veränderungen oft erst nach Jahren erreichbar sind, bereitet die Gemeindeverwaltung nun ein Pilotprojekt vor, das zumindest punktuell schnelle Hilfe verspricht: den "institutionalisierten Anhalterdaumen", wie Bürgermeister Martin Mertens die Idee umschreibt.

Dahinter verbergen sich sogenannte Mitfahrerbänke, die eine Ergänzung zu Bushaltestellen sein sollen. In der Eifel, in der Gegend um Bitburg, hat sich das Angebot bereits etabliert. Zum Beispiel dank des "Netzwerk Mobilität in der Verbandsgemeinde Speicher", die sogar eine Internetseite zu diesem Projekt eingerichtet hat (siehe dazu Info). In Speicher stehen die Mitfahrerbänke nicht nur für verbesserten öffentlichen Nahverkehr, sondern auch für "Mitmenschlichkeit, Kooperation, Kommunikation", wie die Befürworter es beschreiben.

Und so funktioniert's: Wer auf einer der Mitfahrerbänke Platz nimmt, signalisiert damit vorbeikommenden Autofahrern, dass er gerne mitgenommen werden würde - zum Beispiel, um lange Wartezeiten auf den Bus zu vermeiden oder weil vielleicht gar kein Bus mehr fährt.

"An den Bänken werden umklappbare Fächer bzw. Schilder angebracht, auf denen verschiedene Fahrziele verzeichnet sind", erklärten Mertens und Rommerskirchens Wirtschaftsförderin Bele Hoppe im Gespräch mit unserer Redaktion. Der potenzielle Mitfahrer kann einen der Fächer, eines der Schilder auswählen und so sein Fahrziel anzeigen. Rathaus, Center am Park, Bahnhof könnten solche Punkte sein, für die Fächer hergestellt werden. Und dort würden auch "Gegenbänke" platziert, damit Nutzer sich von da aus auch wieder zurück zum Ausgangspunkt ihrer Tour mitnehmen lassen können.

Ausprobieren will die Gemeinde das Modell zunächst an Bushaltestellen im Ortsteil Vanikum. Das ist nicht weit vom Zentrum entfernt und eignet sich auch deshalb gut, weil zwischen Vanikum und Rommerskirchen zumindest tagsüber recht reger Verkehr herrscht. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, schnell eine Mitfahrgelegenheit zu finden.

"Wir können wahrscheinlich in diesem Sommer starten. Dann wollen wir schauen, wie das Angebot angenommen wird", sagte der Bürgermeister. Mertens machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass es bei der Idee nicht darum gehe, Kinder zum Einsteigen in Autos von Unbekannten zu verführen oder bei Nacht und Nebel zu Fremden in den Wagen zu klettern. Für Erwachsene könnte das Modell aber eine willkommene Ergänzung sein. Auch der Busverkehr Rheinland (BAR) werde nicht geschädigt. "Der BVR erhält sowieso eine garantierte Summe zum Betrieb der Buslinien, egal, wieviele Fahrgäste mitfahren", erläuterte der Verwaltungschef, "jeder Buskilometer wird bezahlt."

(NGZ)
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