Rommerskirchen Gemeinde will "Verspargelung" stoppen

Rommerskirchen · Ein neuer Flächennutzungsplan soll die möglichen Bereiche, in denen zukünftig Windkraftanlagen entstehen dürfen, von 900 auf knapp 150 Hektar im Gemeindegebiet begrenzen. Pauschal verbannen lassen sich die Stromerzeuger nicht.

 Wie riesige Spargelstangen schießen Windräder aus dem Boden und verschandeln die Landschaft, sagen Kritiker.

Wie riesige Spargelstangen schießen Windräder aus dem Boden und verschandeln die Landschaft, sagen Kritiker.

Foto: Tinter/(dpa

Bürgermeister Martin Mertens lässt keinen Zweifel: "Wenn es nach der Verwaltung und dem Bürgermeister ginge, würden wir in Rommerskirchen gar keine Flächen für Windkraftanlagen ausweisen." Doch diese Option besteht nicht. Denn die Bezirksregierung nimmt die Städte und Gemeinden in die Pflicht. Sie erwartet von jeder Kommune die Erstellung eines Flächennutzungsplanes (FNP), der alle Bereiche ausweist, in denen potenziell Windräder aufgestellt werden könnten. Daraus will sie einen Regionalplan zusammenstellen, der dann für alle Kommunen verbindlich ist.

Keinen eigenen Plan aufzustellen, sei keine Option, so Mertens, denn dann betrachte die Bezirksregierung das gesamte Gemeindegebiet als mögliche Windkraftfläche. Entsprechend sei die Strategie der Verwaltung: So wenig Fläche wie möglich und so viel Fläche wie nötig.

Nach diesem Prinzip stellte sie am Donnerstag im Gemeindeentwicklungsausschuss einen neuen Entwurf für den Flächennutzungsplan "Windkraft Rommerskirchen" vor. Der sieht eine Gesamtfläche von nur noch knapp 150 Hektar vor, auf denen Windkraftanlagen entstehen könnten. In einer ersten Analyse der Bezirksregierung waren noch über 900 Hektar als mögliche Aufstellflächen ausgewiesen worden.

Ein erster Vorentwurf für den FNP, den die Gemeinde daraufhin erstellte, sah immerhin noch 300 Hektar Fläche vor, bestehend vor allem aus zwei großen Konzentrationsflächen; einmal dem Bereich Muhrental, benannt nach einem jahrhundertealten Flurstück, das mitten im Gemeindegebiet liegt; und zum anderen der Bereich Gill, der zwischen Pulheim, Rommerskirchen und Bergheim liegt.

Nach einer ersten Bürgerbeteiligung, deren Ergebnisse jetzt ebenfalls im Ausschuss vorgelegt wurden, zeigte sich, dass viele Anwohner vor allem gegen das Muhrental als Windkraftfläche protestierten, weil sie Lärmbelastung und eine Verschandelung ("Verspargelung") der Landschaft befürchten.

Diesen Protesten hat die Verwaltung nun in ihrem zweiten Entwurf Rechnung getragen, indem sie das Muhrental als Konzentrationsfläche komplett strich und dafür im Gegenzug mögliche Gebiete bei Ramrath, Barrenstein, Vanikum und im Bereich Gill ausweitete. "Ob überall dort, wo zukünftig Windkraftanlagen gebaut werden dürfen, auch tatsächlich welche entstehen, ist eine ganz andere Frage", versuchte Mertens aufkommende Kritik an den ausgeweiteten Flächen zu zerstreuen. Schließlich könnte eine spätere, intensivere Prüfung möglicher Standorte auch ergeben, dass Bodendenkmäler eine Aufstellung verhindern oder eine einzelne Anlage auf einer kleinen Fläche schlicht nicht wirtschaftlich ist. Der Bürgermeister betonte aber auch noch einmal, dass die Gemeinde nicht umhin komme, substanzielle Gebiete auszuweisen.

Allerdings müsse der jetzt zur öffentlichen Auslegung freigegebene FNP erst einmal die Zustimmung der Bezirksregierung finden. Ob die sich mit dem abgespeckten Plan zufriedengibt, bleibt abzuwarten.

(NGZ)
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